Einen Gedanken nicht loswerden können

  • Heute ist es wieder soweit. Das Gedankenkarussel dreht sich. Ich habe heute morgen etwas gesagt zu meinem Therapeuten wofür ich mir jetzt blöd vorkomme. Es war nicht wirklich etwas Dummes was ich sagte aber im Nachhinein wollte ich es revidieren. Ich weiß gar nicht warum. Ich wollte es wäre mir egal aber irgendwie will ich gut dastehen. Ich glaube ich schäme mich dafür dass es mir nicht gut ging obwohl ich schon so lange zu ihm gehe.
    Es geht mir oft so dass ich etwas sage und hinterher möchte ich es am liebsten löschen.
    Ich komme dann nicht zur Ruhe.
    Kennt das jemand??? Ich wünsche mir Rat und Hilfe :(

  • Kommt mir bekannt vor. Manchmal reicht es schon sich zu sagen, das schon soviel Müll (RW) gesagt/getan wurde und das meiste vergessen wurde und ich davon jetzt auch nicht gestorben bin. (RW) Es kommt natürlich immer auf die Situation, die Person, die Wichtigkeit und Konsequenzen an, aber wenn du dir bewusst macht bzw. hoffst das der Vorfall nicht vom Kurzzeitgedächnis ins Langzeitgedächtnis übertragen wird und bakd vergessen/verdrängt wird. Ist ja auch immer ein Selbstschutz. Ich dürfte ja vor Peinlichkeit gar nicht mehr aus dem Haus gehen wenn ich mich an jede Dämlichkeit, die ich begangen habe, erinnern würde/müsste.

  • @Elementarteilchen Ich habe das auch ziemlich oft, beinahe täglich, dass ich abends jeden einzelnen Dialog des Tages immer und immer wieder durchgehe. Ich versuche die Optionen auszuloten. Wie wäre das Gespräch gelaufen, wenn ich xy gesagt hätte, oder vielleicht hätte ich doch etwas anderes machen sollen...

    Meistens dämmere ich so stundenlang dahin, während ich eigentlich besser schlafen sollte. Eine Lösung habe ich nicht dafür.
    Das einzige was mir hilft, ist das ganze physisch zu unterbrechen, indem ich z.B. aufstehe und herumlaufe. Vielleicht ein zügiger Spaziergang (langsam lässt zuviel Denkpotential)?

    Ich kann gut Mitmenschen umgehen

  • @Durkadenz, genau so ist es. Seit Stunden jetzt, immer der gleiche Dialog. Ich finde keine Ruhe. Dabei ist es so unnötig denn ich glaube nicht dass der Mensch um den es geht schlecht von mir denkt. So wichtig bin ich dem gar nicht...
    Das einzige was etwas hilft ist die Erfahrung das , was kommt auch wieder geht. Nur leider nervt es bis dahin und ich denke ich bin echt bescheuert.

  • @Elementarteilchen

    Damit dürftest du Recht haben. Ich habe auch oft bei Personen einen unglaublich wichtigen Dialog oder Satz im Kopf, der mir unter Umständen sogar ziemlich Angst vor der Person beschert. Aber die Meisten erinnern sich an soetwas garnicht. Der für dich wichtigste Teil des Gespräches war aus deren Sicht vielleicht "nur so dahergesagt". Meistens ist es egal, unabsichtlich oder nicht so gemeint.

    Ich kann gut Mitmenschen umgehen

  • Ja, hier... 24 Stunden später bin ich immer schlagfertig. Direkt in der Situation gelingt das manchmal nicht. Solche Gespräche verbessere ich in vorgestellten Gesprächen noch Jahre später. Oder ich konstruiere, wie es gewesen sein könnte - was ich also Schlaues gesagt hätte -, hätte ich ein wichtiges Gespräch mit dem xyz überhaupt führen können. Dagegen tun? - Am besten hilft, was anderes denken, Gieck's Technische Formelsammlung lesen oder körperlich was tun, das gleichzeitig Konzentration erfordert.

    equo ne credite

  • Solche obsessiven Gedanken kenne ich auch. Sogar sehr sehr gut, leider. Besonders bei Therapeuten wird es zur Katastrophe wenn etwas missverstanden wird oder wenn ich etwas missverständlich gesagt habe was falsch aufgefasst worden ist.

    Was ich mit Erschrecken auch merke ist dass ich blöde Bemerkungen seitens anderer Menschen sogar bis zu 50 Jahren später (dh. 50 Jahre nachdem sie es gesagt haben) nicht vergessen habe und das gibt mir zu bedenken dass in dem Fall auch unüberlegte Sachen die ich gesagt habe eventuell sogar 50 Jahre später bei jemandem in Erinnerung bleiben könnten 8o .

    Bei jeder Therapie die ich je gemacht habe war es so dass fast alles was ich sagte und fast alles was der Therapeut bzw Therapeutin sagte Grund zum Grübeln meinerseits veranlasst hat. Das Ganze war und ist ziemlich schlimm.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • @Unbewohnte Insel

    bei mir schallen teilweise so ganz ohne Zusammenhang solche Sätze durch den Kopf.

    Am schlimmsten finde ich aber ein: "Das habe ich nie gesagt". - Doch, vor 6 Jahren beim Grillen mit den Nachbarn und zwar wörtlich :nerved:
    Aber ich bin ja die Verrückte, der sowas nicht geglaubt wird

    Ich kann gut Mitmenschen umgehen

    Einmal editiert, zuletzt von Durkadenz (13. Juli 2020 um 23:18)

  • Das kenne ich auch. Ich mache mir dann immer bewusst, dass der andere vermutlich schon halb vergessen hat, was ich gesagt habe. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell NT vergessen! Ich merke mir fast jeden Misst, den jemand sagt und andere erinnern sich schon kurze Zeit später nicht mehr.

    Dieses Gedankenkarussell ist bei mir zum einen ein Verarbeitungsproblem und zum anderen meine Unsicherheit, wie das, was ich sage auf andere wirkt. Weil ich es einfach oft nicht checke.

  • Danke Ani! Ich hätte nie gedacht dass es vielen anderen genauso geht. Heute ist der Gedanke zwar nicht verschwunden aber blasser. Ich konnte letzte Nacht überhaupt nicht einschlafen und musste letztens Endes ein Schlafmittel nehmen.
    Ich denke aber du hast recht wenn du sagst die meisten Menschen denken nicht lange nach über was sie sagen und was sie hören.

  • Das kenne ich auch. Ich mache mir dann immer bewusst, dass der andere vermutlich schon halb vergessen hat, was ich gesagt habe. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell NT vergessen! Ich merke mir fast jeden Misst, den jemand sagt und andere erinnern sich schon kurze Zeit später nicht mehr.

    So geht es mir auch und es kommt schon mal vor, dass ich Leute an ihre Aussagen von "früher" erinnere und sie sich teilweise selbst nicht mehr daran erinnern das gesagt zu haben oder versuchen ihre Aussagen zu verdrehen. Es kommt auch vor, dass wenn mir jemand was nebenbei sagt ich das schon mal zu ernst nehme und dann ewig darüber nachdenke.

  • Ich würde hier gerne ein you tube Video für euch einfügen aber ich weiß nicht wie das geht. Es ist von Robert Betz und heißt: erlaube anderen dich zu verurteilen. Das ist ganz hilfreich und auch irgendwie lustig.
    Weiterhin denke ich hat das ganze Thema viel mit Selbtakzeptanz und Selbstliebe zu tun .
    Wenn man sich selbst liebt kann man sagen: was interessiert mich mein Geschwätz von Gestern?.
    Wenn man immer die Aktzeptanz und Zustimmung von anderen sucht ist die eigentliche Frage: magst du mich noch? Oder trotzdem?
    Es ist eine Bedürftigkeit.

  • Hallo Elementarteilchen,

    ich weiß bedauerlicherweise genau was Du meinst.

    Ich erlebe kaum eine Begegnung mit anderen Menschen in der ich mich nicht im Nachgang über meine eigenen Äußerungen ärgere.
    Im privaten Umfeld habe ich irgendwann den Alkohol weggelassen, dadurch wurde es schon deutlich besser, aber dennoch schaffe ich es Dinge zu äußern und zu vertreten die nichtmals meiner Meinung entsprechen und ich kann retrospektiv meist nicht mehr dazu sagen als 'fühlte sich gerade so an'.

    Eine Lösung habe ich leider nicht hierzu. Im Moment versuche ich längere Kontakte zu anderen Menschen generell zu meiden um das Thema so zu lösen.

    Ob das mit dem Thema Selbstakzeptanz zu tun hat, weiß ich nichtmal. Was mich in der Regel im Nachgang stört ist der Umstand etwas gesagt zu haben was nicht der eigenen Realität entspricht. Das macht mich ganz verrückt, so dass ich am liebsten des Nachts hinterher telefonieren würde um den 'Knoten' zu lösen.

  • Und genau das habe ich auch öfter versucht " den Knoten zu lösen" ich nenne es " die Harmonie wieder herstellen " durch ein weiteres Gespräch oder einen Anruf. Nun habe ich mich seit einer Woche komplett zurückgezogen, whats app abgemeldet und nur telefoniert wenn es wirklich nötig war. Die Ruhe tut mir so gut! Ich werde in Zukunft noch besser darauf achtzehn was ich sage.
    Man muss ja auch gar nicht auf alles antworten. :)


  • Ich erlebe kaum eine Begegnung mit anderen Menschen in der ich mich nicht im Nachgang über meine eigenen Äußerungen ärgere.
    Im privaten Umfeld habe ich irgendwann den Alkohol weggelassen, dadurch wurde es schon deutlich besser, aber dennoch schaffe ich es Dinge zu äußern und zu vertreten die nichtmals meiner Meinung entsprechen und ich kann retrospektiv meist nicht mehr dazu sagen als 'fühlte sich gerade so an'.

    Der Alkohol hilft in der ein oder anderen Situation bei mir um die Reizüberflutung etwas zu dämpfen. Ansonsten bringt er nicht viel bei so was. Es sind bei mir so Situationen in denen ich genau in dem Moment antworten muss und dann sage ich lieber einfach irgendwas statt nur zu schweigen. Wenn ich im Zug oder sonst irgendwie unterwegs von jemanden etwas gefragt werde tue ich mich z.B. sehr schwer spontan direkt zu antworten und es kam schon mal vor, dass ich beispielweise wusste wohin ein Zug fährt, wo er hält oder wo irgendwo die Toilette ist als man mich gefragt hat aber ich in dem Augenblick es so rübergebracht habe, dass es nicht glaubhauft oder zumindest leicht verwirrend klang. Das Ärgert mich im Nachgang dann doch etwas.

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