depressive Schübe nach Reizüberladung . Wer kennt das?

  • Oder sollte man offener damit umgehen?

    Das würde ich von den jeweiligen Leuten abhängig machen. Bei manchen kann es sinnvoll sein bei anderen wird man irgendwie nur noch mehr als seltsam angesehen. Ist also eher "Einzelfall-Entscheid". Man kann es ggf. auch Einzelnen aus der Gruppe sagen ohne es der gesamten Gruppe mitzuteilen. Man kann auch sagen "XY ist schwierig für mich" ohne den Begriff von Autismus zu verwenden. Individuelle Sensibilitäten haben ja viele Menschen.

  • Solche "Depritage", wie ich sie gern nenne, nach Stress in jeglicher Form habe ich eigentlich immer!
    Auf einen "Stresstag" folgen meistens 1-2 "Depritage"mit Heulen und allem drum und dran.
    Tag 3 ist dann meistens ein "Hochtag", an dem ich dann plötzlich viel mehr Energie habe und auch total gute Laune. Das ist dann aber auch noch eine Nachwirkung des Stresses.

  • Ich kann mir auch vorstellen, dass diese Symptomatik eine typische Stressreaktion ist. Menschen im Autismusspektrum, die sich in nicht Autismus gerechter Umgebung bewegen (Anpassungsdruck in sozialen Kontakten, Kommunikation über Nachdenken steuern, fehlende Filter in reizintensiiver Umgebung durch Lärm, Gerüche, Licht ..., das sind nur Bsp.) häufiger Stress erleben, möglicherweise sogar dauergestresst sind und dann kommt es von Zeit zu Zeit zu diesen Stressreaktionen. Ich hatte ja schon mal geschrieben, für mich ist die Stressreaktion ein Notausgang des Körpers. Durch permanente Überreizung wird im übertragenen inn der Stecker gezogen und man bricht zusammen und wird zur Ruhe gezwungen.
    Menschen, die nur hochsensibel sind, zeigen möglicherweise eine ähnliche Stressreaktion, aber das kann ich nur spekulieren, weil ich hochsensible Menschen noch nicht dazu befragt habe.

    diagn.

  • Ich habe schon von Hochsensiblen dazu gehört, und da ist die Situation offenbar oft ähnlich. Allerdings scheint es für Hochsensible einfacher, solche Überlastung durch gute Selbstfürsorge und Stressmanagement zu vermeiden, denn es betrifft ja "nur" die Reizüberflutung an sich, das intuitive Sozialverständnis und die Motorik, Handlungsplanung etc. funktionieren ja.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Ich hab paar mal versucht, das Menschen zu erklären. Die Reaktion war immer Kopfschütteln. Als hätte ich Blödsinn erzählt.

    Liebe Grüße von Celsiana * Ich bin die ich bin

  • na ja es gibt viele Aspekte von 'Erklären'. klar, man hofft auf Verstehen und Verständnis seitens des oder der Anderen. aber für mich heißt 'Erklären' inzwischen auch mal, ich sage: „so ist es, nehmt es einfach hin“. als Deklaration sozusagen

  • Meine Erfahrung ist, dass mit Älterwerden die Kompensation der Autismus bedingten Defizite leider schwieriger wird, damit nimmt der Stresslevel zu. Auf der anderen Seite profitiert man von einer zunehmenden Erfahrung im Umgang mit dem Stress. Allerdings bleibt für mich die Frage, was überwiegt, die besser werdenden Kompensationsstrategien oder das zunehmende Stressempfinden. Ich stelle für mich leider fest, dass die Defizite überwiegen und zunehmen und ich mich eher auf dem Rückzug befinde bzw. mir eine eigene Welt erschaffe (weniger Stunden arbeiten und mehr Spezialinteresse und Rückzug darin), um glücklich zu sein. Das setzt viel Kreativität frei, aber auf der anderen Seite nimmt die Funktionalität im Alltag (Arbeitskontakt, soziale Integration, Wohnungsordnung, regelmäßiges Einkaufen und Essen ...) leider ab.

    diagn.

    Einmal editiert, zuletzt von xyberlin (12. Juli 2020 um 10:23)

  • Ja, ich kenne das auch. Wenn ich erschöpft bin und an einem Tag viel los war, muss ich oft abends weinen obwohl sonst gar kein Grund dazu besteht. Einfach aus Erschöpfung und Stress.

    Una est catena quae nos alligatos tenet, amor vitae

  • Bei mir ist das auch so.

    Ich habe viele Jahre lang kompensieren können, dann zunehmend weniger. Weswegen mir auch immer deutlicher wurde, das bei mir etwas anders ist. Ich habe es zuerst auf Depresssionen dann auf Chronisches Fatigue Syndrom, bzw. anhaltende Fatique nach Chemotherapie geschoben, dann bekam ich die Diagnose Fibromyalgiesyndrom, was auch mit Erschöpfung nach Belastung und Schmerzen einher geht.
    Aber jetzt wird mir zunehmend klarer, dass da schon immer was war. Ich bin als Kind nach sozialen Kontakten meist unter den Tisch oder freiwillig ins Bett. Später konnte ich etwas besser kompensieren, und jetzt geht das alles nicht mehr mit dem kompensieren und wird deutlicher, welche Probleme ich mit sensorischen Reizen und emotionalem Bewegtsein habe.

    Liebe Grüße von Celsiana * Ich bin die ich bin

  • Das ist wirklich interessant zu lesen. Ich habe viel über Autismus gelesen, über Overloads, Meltdowns, Shutdowns und Depressionen als Begleiterkrankung aber nicht als direktes Symptom nach Überforderung bzw. Reizüberflutung.

  • Die Male die ich auf einer Party war endeten auch damit, dass ich nach 30 min in der letzten Ecke saß und mir gewünscht habe einfach zu sterben. Das ist dann schon ein ziemlich drastischer Absturz.
    Im Alltag hab ich das aber auch fast jeden Abend...einfach weil ich zu viel zu tun habe und keine Pause dazwischen liegt

    Ich kann gut Mitmenschen umgehen

  • @Elementarteilchen
    Normalerweise war ich immer vom 8-17:30 Uhr in der Uni (Anwesenheitspflicht und Blockunterricht) und bin danach zur Arbeit gegangen bis 20:30 Uhr. Damals musste ich noch eine Stunde pendeln und bin danach direkt ins Bett.
    Jetzt ist es etwas entspannter. Aber die einzige Pause, in der ich auch alleine bin, sind die 15 min Fuüweg zwischen Uni und Arbeit.

    Ich kann gut Mitmenschen umgehen

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