Warum ist Smalltalk so unbeliebt?

  • Leider hören viele Menschen nicht genau hin und fühlen sich als Mensch abgelehnt, wenn ich nur das Gesprächsthema nicht interessant finde. Das ist dann wieder so ein Fall wo etwas hineininterpretiert wird, was nie gesagt, und auch nicht gemeint wurde.

    Ja, das ist leider alles nicht so einfach, wahrscheinlich weder bei NT noch bei Autisten.

    Ich z. B. bin jahrzehntelang von meiner Umgebung meist abgelehnt worden; das ist so in mir drin, dass ich eine Aussage wie Deine tatsächlich als Ablehnung meiner Person auffassen würde, einfach weil ich diese negativen Erfahrungen gemacht habe. Ich bräuchte also ganz klar die Ansage: "Mich interessiert nur das Thema nicht, das hat aber nichts mit dir als Person zu tun."

  • Ja, das sage ich auch meistens dazu. Mit dir als Mensch hat das nichts zu tun. Aber es kommt trotzdem oft nicht gut an. Wer mich aber näher kennt, versteht das.

    Liebe Grüße von Celsiana * Ich bin die ich bin

  • edit: dieselbe Mitteilung in einem Einzeiler per Mail wäre für mich kein Problem gewesen.


    Ja das geht mir genauso. Telefonieren ist mir ein Graus, aber ich kann nichtmals festmachen warum das so ist. Mails kann ich immer wieder lesen bis ich sie verstanden habe und eine Idee habe wie ich antworte. Am Telefon kommt das nicht so gut - vielleicht ist das schon der Unterschied.

    Hier gehts möglicherweise um einfach um Kontrolle.

  • Mir fällt bein Nachlesen gerade auf, dass einerseits Smalltalk abgelehnt wird, bzw wenn von anderen "drumherum" geredet wird oder nicht genau gesagt wird, was gemeint ist, andererseits aber auch, WENN andere "mit der Tür ins Haus" fallen, weil dann zu schnell, keine Zeit zum überlegen usw.

    Andererseits wird erwartet, dass das Gegenüber akzeptiert, selbst nicht zu smalltalken, "Höflichkeitsintros" zu sparen, und selbst sofort zu sagen, was gedacht und gewollt ist.

    Der nächste Widerspruch findet sich bei Interesse.
    Interessieren die Themen nicht, die der andere anspricht, ist selten Bereitschaft da, auch mal über "sowas" auch nur nachzudenken, bis dahin, dass die Person nicht interessiert.
    Andere sollen sich aber für die eigenen Themen interessieren und wenn nicht, wenigstens weiterhin Interesse an einem als Mensch haben.

    Hat der andere aber an einem Interesse und spricht ein Thema an, das einem unangenehm ist, zB eine Aspie-Schwäche UND sagt das grade heraus, kommt "das verletzt", aber selbst wird für sich in Anspruch genommen, alles anzusprechen und sich beschwert, wenn andere dann verärgert sind - es wurde doch "nur die Wahrheit" gesagt.

    Btw, meine Erfahrung ist, je stärker das bei einem Aspie ausgeprägt ist, desto weniger kommt er damit klar, WENN andere Klartext reden. Und dann am wenigsten mit Aspies, DIE Klartext reden.

    Kurz, NTs, aber auch andere Aspies, sollen sich perfekt auf einen einstellen, erspüren, was angesprochen werden darf aufgrund der eigenen Interessen, bei was sich höflich angenähert werden muss aufgrund der eigenen Empfindlichkeiten, in welchem Kommunikationssetting "Zeit" gegeben werden muss, um zu überlegen, und was nicht angesprochen werden darf, aufgrund der "Verletzlichkeit" bei irgendwas.
    Um dann die bei "Grenzen überschreiten" als gemein, fies, uninteressiert, rücksichtslos zu bewerten, aber selbst für sich in Anspruch zu nehmen, nicht so bewertet zu werden, obwohl das alles gegenüber anderen nicht berücksichtigt wird.
    Und wenn gefordert, dann als "sich verbiegen müssen" bezeichnet wird, da ja anstrengend aufgrund der - tataa - Kommunikationsstörung und "fehlendem Bauchgefühl".

    Also, überspitzt ausgedrückt, wenn der andere nicht jemand ist mit absolut perfekten Selbstwert, perfekter Sicherheit zu eigenen Schwächen, perfekter Übereinstimmung von Selbst- und Fremdbild, perfekter schneller Reaktionsfähigkeit zu "plötzlich", perfektem Erspüren, was interessiert und was wie angesprochen werden darf, und perfekt jeweils darauf abgestimmten angemessenen Kommunikationstechniken, dann "stimmt mit dem was nicht".
    Die Botschaft ist "Gleiche du in der Kommunikation für mich Wohlfühlen erzeugend alles aus, wozu ich bei mir keine Lust habe, mich damit zu beschäftigen, oder gar daran bei mir zu arbeiten, damit ICH das besser hinkriege.
    Denn "was kann ich tun/lernen/machen, damit ich besser kommunizieren kann, damit ich mich besser für anderes und andere interessieren kann, damit ich ein besseres Selbstwertgefühl entwickeln kann usw - das "interessiert mich nicht". Weil das Thema "Meine Kommunikationsstörung, mein Desinteresse an deinen Themen /an dir als Mensch"" ja "angeboren" ist und ich daran nichts ändern "kann".
    Reagierst du aber darauf nicht perfekt, dann liegt das an deinen Schwächen bzw deiner Rücksichtslosigkeit bzw deinem "du willst ja nur nicht".

    DAS aber ist m.E. nicht aspietypisch "angeboren".
    Sondern eher "Themenverweigerung" , unlogisch umd unsachlich.
    50% jeglicher Kommunikation beruhen nun mal darauf, wie man selbst kommuniziert und welche Haltung man zum anderen hat. Aber selbst wenn der andere 100% perfekt kommuniziert ( also perfekt therapeutisch) gleicht das nichts an dem aus, was man selbst nicht einbringt.
    Und da kein Mensch ständig perfekt sein kann, geht also darum, selbst zu viel wie möglich zu lernen, was wie einbringen, und dann eine gemeinsame Kommunikationswege zu finden, die sich BEIDE wohlfühlen lässt.

    Was bedeutet, sich für den anderen als Menschen und auch dessen Themen zu interessieren und zu wünschen, dass der sich auch wohlfühlt.

    Es ist traurig, wenn man kein Umfeld hatte, um das aspiegeeignet zu lernen, weil vieles nicht automatisch gelernt wird, und auch weil gar nicht erlebt wurde, wie es sich anfühlt, wenn sich jemand für einen, die eigenen Themen und das eigene "anders". Wenn so kein Vorbild da war und niemand einem den Perspektivwechsel erklärt und mit einem eingeübt hat.
    Wenn so nicht erkannt wird, dass andere gar nicht so anders sind und ähnlich fühlen und reagieren, wenn sie dieses " das interessiert mich nicht, du interessierst mich nicht, ich sehe gar nicht ein, mich damit zu beschäftigen, sei nicht so anspruchsvoll, fordere nicht dauernd" zu hören bekommen oder bemerken. Wenn dann so ein großer Mangel in einem da ist, den man spürt.

    Wenn aber das, wofür sich "interessiert" wird , begrenzt ist auf "ich hab es so schwer, ich kann nicht, also mach du es gefälligst für mich leichter, interessiere dich für meine Themen, geh du auf mich ein und beschweren dich nicht, wenn ich das nicht mache bei dir - sonst bist /wirst du uninteressant", egal bei welchem Sach- oder Lebensthemen, dann kann das ja nichts werden.
    Der andere hat irgendwann keine Lust mehr und "findet das uninteressant".

    Smalltalk Lernen könnte ein Anfang sein, hier in "ungefährlichem" Setting mal was dazu zu lernen, um bisher nicht Gelerntes ausgleichen zu können, damit man besser mit anderen in Kontakt kommen lernen kann.
    Wenn das einen aber nicht interessiert....

    Mir hat mal jemand um die Ohren haute/RW, sie würde sich für den Asperger-Scheiß nicht interessieren.
    Sie hatte eine AS-Schwester erwähnt, und ich hörte das Thema AS, ihres war aber das ständige Rücksicht nehmen müssen, zurück stecken müssen, verletzendes zu hören bekommen, sich interessieren sollen ohne was an Interesse zu bekommen, nicht mal von der Familie, in der sich alles um AS der Schwester drehte - und sie als "Schattenkind" auch den Mangel erlebte.
    Zum Glück gelang es mir, dieses andere Thema zu hören - was ich auch kannte als AS "im Schatten".
    Da trafen wir uns wieder thematisch.
    Und DANN konnte auch über AS als Sachtthema gesprochen .

    Jeder Mensch hat das Recht, keinen Kontakt zu wollen und nicht kommunizieren zu wollen, wenn es ihm damit nicht gut geht.
    Insofern, wer das für sich in Anspruch nimmt, muss das auch anderen zugestehen - und sich fragen, was kann ich dazu lernen und tun, damit sich andere im Kontakt mit mir besser fühlen als bisher.
    Wen das nicht interessiert. ...

    Bei Smalltalk geht es auch weniger um die Themen, sondern darum, zu erkennen, wie das Gegenüber tickt/RW. Auf der Meta-Ebene.
    Hat jemand Interesse über sich selbst und den eigenen Themen hinaus? Geht es ihm nur darum, was er will und von anderen bekommt ( an Dingen/Handlungen/Gefühlen) oder ist Interesse da, was der andere möchte und braucht und der Wille, die Bereitschft, hier etwas dazu zu geben?
    Kann er verstehen, dass mein Thema mich genauso begeistert wie ihn seines und sich an meiner Begeisterung freuen und hier mitfühlen, auch wenn ihn das Thema prinzipiell nicht interessiert?
    Diese Haltung zum anderen bestimmt den größten Teil davon, wie man in der Kommunikation wahrgenommen wird, jenseits von "Eloquenz".
    Dagegen helfen dann auch keine Komminikationstechniken, egal wie perfektioniert die sind, und auch holpriges ungeschicktes Kommunizieren schadet da nicht.

    Unangenehmes Thema, Klartext und direkt, ohne an das Thema heranschleichendes/RW "Intro" und ohne Beachtung des "Wohlfühlfaktors" für anderere. Jeder hat das Recht, das für uninteressant zu halten....

  • Mir fällt bein Nachlesen gerade auf, dass einerseits Smalltalk abgelehnt wird, bzw wenn von anderen "drumherum" geredet wird oder nicht genau gesagt wird, was gemeint ist, andererseits aber auch, WENN andere "mit der Tür ins Haus" fallen, weil dann zu schnell, keine Zeit zum überlegen usw.

    Andererseits wird erwartet, dass das Gegenüber akzeptiert, selbst nicht zu smalltalken, "Höflichkeitsintros" zu sparen, und selbst sofort zu sagen, was gedacht und gewollt ist.

    Kann es sein, dass Du verschiedene Personen zu einer kombinierst und so einen Widerspruch konstruierst, wo gar keiner ist?

    Ja: ich finde Telefon dahingehend schwierig, wenn man noch weniger als im persönlichen Kontakt erkennen kann, was einen erwarten könnte, man nicht weiß, in welcher Stimmung der andere ist usw. Ich empfinde 10-Sekunden-Telefonate als unnötig und belastend, da sie einen ja in der eigentlichen Tätigkeit unterbrechen. Eine kurze Nachricht, die man lesen kann wenn man dafür Zeit hat, finde ich viel sinnvoller.

    Ich habe aber sehr sicher nirgends Smalltalk abgelehnt oder erwartet, dass das Gegenüber akzeptiert, selbst nicht zu smalltalken usw.

  • Zitat von L84

    Kann es sein, dass Du verschiedene Personen zu einer kombinierst und so einen Widerspruch konstruierst, wo gar keiner ist?

    Das hat ja das Wort "zusammenfassend" so an sich. :d

    Ich habe dazu sogar erinnerte Aussagen zu bestimmten anderen Themenbereichen genommen (z.B. Wie Freunde/Freundin finden, Probleme mit...)
    in denen sich beklagt wird "für mich interessiert sich niemand", um dann bei " ich habe kein Interesse", mal an Themen, mal ausdrücklich "an anderen Menschen", zu landen/RW.

    Es wird also darunter gelitten, dass andere nicht "bringen", wozu man selbst gegenüber anderen "keine Lust hat".
    Oder anders, "etwas abkassieren" wollen, ohne selbst investieren zu wollen.

    Es ging mir dabei nicht darum, jemanden persönlich anzusprechen, sondern ein Grundprinzip darzustellen. Das in sich eine Ungerechtigkeit beinhaltet.

    Natürlich gibt es auch Aspies, die das genau anders herum leben, ständig versuchen, "einzubringen" in der Hoffnung, dass mal "was" zurück kommt.
    Um dann nicht zu erkennen, dass eben auf der anderen Seite ein "Abkassierer" sein könnte, der nichts einbringen will ( gesagt "nicht kann"), und nicht die notwendigen Konsequenzen ziehen.

    Was bei einem selbst wie zu welchen Themen/Lebensthemen/Personen zutrifft, kann jeder nur selbst überprüfen.
    Und dann entscheiden, ob und wie sich dafür interessieren, sich damit beschäftigen und ggf bei was ändern.
    Wenn man allerdings selbst nicht bereit ist, etwas zu ändern, damit es - auch für andere - leichter und besser wird, dann ist es ungerecht, genau das von anderen für sich zu fordern und "die" für schlimm zu halten, wenn sie es nicht anders machen als man selbst.
    Das gilt themenübergreifend.

    Smalltalk ist als Thema, um sich dieser Problematik anzunähern, sehr geeignet. Weil von der Technik her der relativ einfach zu lernen. Allerdings nur, wenn man sich dafür (Thema Smalltalk als Meta-Thema interessiert und bereit ist, das anhand "uninteressanter Detailthemen" zu lernen. Nicht anders als Englisch gelernt wurde über "Andy and Sally" und deren Erlebnisse - bei denen sowohl die Personen als auch die Erlebnisse völlig uninteressant waren.
    Aber ohne das halt keine Englischkenntnisse, WENN mal was oder jemand interessiert.

    Es ist doch schön, wenn du diese Hürde beim Thema Smalltalk genommen hast - dann ist ja das Prinzip, wie solche Hürden, auch bei anderen Themen, überwinden klar. :)

  • Ich muss zugeben, dass bei mir auch desöfteren der Eindruck entsteht, dass es gelegentlich an Reziprozität mangelt, also dass etwas gefordert wird, was selber nicht gegeben wird. Also grob gesagt, dass vergessen wird, dass soziale Kommunikation und soziales Miteinander keine Einbahnstraße (RW) ist. Das fängt schon dabei an, dass häufig von NTs. Rücksicht gefordert wird auf die eigenenen Besonderheiten, gleichzeitig liest man aber eher selten davon, dass auf NT Besonderheiten Rücksicht genommen werden soll oder überhaupt versucht wird zu verstehen, wieso das vielleicht nicht totaler Quatsch ist, wieso etwas so und so läuft, sondern gute Gründe dafür bestehen (Small Talk ist so ein Beispiel, wenn man das mal rational durchdenkt, macht der total Sinn, weil es eben oft auch darum geht den anderen kennen zu lernen und zu schauen, ob ein Miteinander funktioniert). Und gerade das auch mal auf Ehrlichkeit gepocht wird und man eben nur mit Leuten reden will, die man interessant findet, gleichzeitig aber darunter leidet, wenn man selber ausgeschlossen wird, weil man von anderen als nicht interessant enpfunden wird. Gesellschaften funktionieren dauerhaft nur, wenn ein gewisses Maß an Kompromissbereitschaft vorhanden ist. Und ich verstehe auch das in freundschaften man auch mal was machen muss, was einem nicht soviel Spaß macht, sei es sich mal wieder die selber Beziehungsproeblamtik anzuhören oder zur Lieblingsband zu gehen, die einems elber nicht so zusagt.

  • Naja, ich mache das ja nur, wenn Verschwörungstheorien kommen, Monologe über Fernsehserien mit blodem Beziehungskram, politisch sehr komische Ideen mit Ausländerkriminalität und so. Da will ich einfach kein Gespräch drüber führen und finde das auch langweilig, wenn das immer wieder kommt, bei manchen Leuten.
    Und diese Themen erweitern auch meinen Horizont nicht, und ich will da auch niemandem entgegengehen, schon aus Selbstschutz. Das sind auch keine Freunde, sondern Menschen, die ich in anderen nicht ganz freiwilligen Zusammenhängen treffe.
    Meine Freunde suche ich mir schon passend aus.

    Liebe Grüße von Celsiana * Ich bin die ich bin

  • @Zodd
    Dieses Interesse von anderen einfordern, Rücksicht fordern aber selbst nicht dazu bereit sein, hatte mich oft verwirrt.
    Mittlerweile frage ich mich, ob es daran liegt, einfach die Meta-Ebene zu Begriffen wie Interesse und Rücksicht über die eigene Person hinaus und das eigene Bekannte, welches als "normal" definiert wird, nicht denken zu können?/wollen?

    Womit jedes "Anders" , das unbekannt/neu/ungewohnt/irritierend ist, als unnormal und uninteressant definiert ist.

    Wobei sich dann ziemlich viel davon auch in der "NT-Welt" findet, die sich dann nicht "interessiert".
    Was bedeuten würde, dass auch dort sich bei vielen ein "eingeschlossen in die eigene Welt" findet.
    Nur eben bei anderen Themen bzw Lebensthemen.
    Und dem "Vorteil", dass hier sich eher welche zusammenfinden, die dann in "thematisch gemeinschaftliche Eingeschlossenheiten" gehen und sich darin gegenseitig bestätigen - was Ausgrenzung anderer "erleichtert", da ohne die Konsequenz des völligen "Allein".
    Was aber auch NTs treffen kann, wenn sie sich zu sehr selbst in ihr "Normal" einschließen.

    Andere dagegen tun so, als wäre da ein "Gemeinschaft". Welches über "symbolische Handlungen" demonstriert wird, aber keine Inhaltliche Substanz hat.
    Nachbarn, die einzeln abwertend gegenüber Dritten übereinander sprechen, aber nie gegenüber denjenigen, bei denen sie etwas stört, ansprechen - um dann "gemeinsam" zu "feiern"......"raus" sind dann alle, die auf das das Thema "da stört mich was" eingegangen sind, anstatt mehr als mit "kenn ich" und eigener "Story" zu jemand anderem in das Jammern einzustimmen, um sich dann gegenseitig das "normal" zu bestätigen. Und dann wird mit denen, über die abgelästert wurde "Gemeinschaft" demonstriert - und mit diesen auch wieder über andere "getratscht"....und wieder "so getan als ob.

    Dieses "Spiel" wird dann als "Sozial" bezeichnet. Informell, denn offiziell ist Sozialverhalten ja was "ganz anderes".
    AS als Problem, sich dem informelle A-Sozial im offiziellen Sozial nicht "anpassen" zu können, weil der Unterschied nicht erkannt wird.
    Insofern ist dann weder der AS, der sich um das offizielle Sozial bemüht, das ja schon schwierig genug ist, "richtig", selbst wenn das prinzipiell gelernt wurde und "gekonnt" ist, noch der, der aufgegeben hat, das verstehen zu wollen, und das informelle A-Sozial offen "zelebriert".

    Und ganz fatal, wenn so zwei AS zusammentreffen.
    Jeder hält den anderen für "voll NT". :m(:

  • Hallo zusammen,
    ich habe dieses Thema hier ja mal angefangen, und bin doch erstaunt, dass so viele hier schreiben.

    So ganz abgelehnt und unbeliebt scheint Smalltalk ja gar nicht zu sein. Vielleicht definieren AT ihn einfach anders?

    Prinzipiell weiß ich schon, wie es gehen könnte/müsste (wie auch oben schon geschrieben): Fragen, Fragen, Fragen.
    Doch genau da scheitere ich: Ich habe schlicht und ergreifend keine Ahnung, was ich den anderen Fragen könnte. Fragen tue ich dann, wenn ich etwas wissen will, also eine bestimmte Information haben möchte. Mit der Antwort auf meine Frage habe ich die ja, aber was frage ich dann? An dieser Stelle ist für mich meistens Schluss.
    WARUM mir keine Fragen einfallen - keine Ahnung. Oft fehlt es tatsächlich an Interesse meinerseits. Oder ich komme gar nicht auf die Idee, dass man sich über die "das" Thema auch hätte unterhalten können.

    Signalisiert der andere hingegen Interesse an meiner Frage und antwortet nicht nur in einem Satz, kann ich daraus auch leicht ein Gespräch aufbauen - sogar etwas, was ich dann ein "richtiges" Gespräch nennen würde und nicht mehr Smalltalk.

    Prinzipiell nichts sagen tue ich nicht, und ich führe auch nicht nur hochwissenschaftliche Fachgespräche.

  • Ich habe früher gar nicht gewusst, was Smalltalk ist bzw. dass es so oft zur Anwendung kommt und warum und dass dahinter noch mehr zu finden ist. Ich habe fast alle Menschen für furchtbar oberflächlich gehalten, weil sie so oberflächliche Gespräche miteinander geführt haben, dass ich gar keine Lust hatte mich mit ihnen zu unterhalten und nach Leuten gesucht habe, die tiefer denken (da ich nicht wusste, dass man sich erst einmal durch bergeweise Smalltalk kämpfen muss, bis man darauf hoffen kann, nach unzähligen Begegnungen auch wirklich mal ins Vertrauen gezogen zu werden bei ernsthaften Dingen). Auch habe ich Smalltalk als langweilige Zeitverschwendung empfunden.

    Hinzu kommt. dass wenn Leute versucht haben mit mir Smalltalk zu machen und mir dabei scheinbar harmlose Fragen gestellt haben (z. B. nach meiner Familie, meinem Allter, meinem Beruf) wurde es oftmals peinlich, weil durch die Beantwortung dieser Fragen zwnagsläufig Themen angerissen wurden, die ganz und gar nicht smalltalktauglich sind. Daher habe ich es dann eher vermieden mit Leuten zu reden. Auch gab es andere Smalltalkthemen die bei meinen früheren Altersgenossen populär waren, mit denen ich halt so gar nichts anfangen konnte, weil es mich so gar nicht interessiert und ich mich in dem Bereich einfach nicht bewege.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Dann möchte ich auch ein wenig zu dem Thema beitragen.

    Smalltalk ist für mich ein sehr schwieriges Thema. Ich war nun eine ganze Zeit im Rettungsdienst und habe da oft genug irgendwelche Krankentransporte durchgeführt und viel Kontakt zu Menschen gehabt - Kollegen, Patienten, deren Angehörige, Pflegepersonal...
    Mit letzterer Gruppe gab es meistens nie wirklich Gespräche, einfach nur Übernahme/Übergabe des Patienten und weg.
    Mit Kollegen war das Problem, das viele von denen furchtbar oberflächlich waren und es meistens nur darum ging, andere Kollegen durch den Kakao zu ziehen, alles Mögliche schlecht zu reden oder mir ungefragt mit sehr privaten Dingen auf die Nerven zu gehen, die ich gar nicht wissen wollte, weswegen ich mich mit den meisten Kollegen nicht unterhalten habe. Da gab es wirklich nur ein paar Wenige, die auch mehr über mich erfahren durften, obwohl ich seinerzeit die Diagnose noch nicht hatte.
    Am Schlimmsten war allerdings immer die Kommunikation mit Patienten, wenn man dann mit denen hinten im Fahrzeug war und sein Protokoll geführt hat. Die Kollegen haben mir anfangs immer gesagt, ich soll die Patienten bespaßen. Nur wie, das hat keiner gesagt. Normale Sachen, die im Protokoll standen (Name, Alter, Adresse, etc.) gingen noch, die waren ja nötig, um mein Protokoll auszufüllen. Danach wurde es dann problematisch. Allgemeine Themen wie Wetter, irgendwelche Sportereignisse, etc. interessieren mich halt einfach nicht. Mit Mimik und Gestik habe ich es nicht so, da konnte ich dann auch nicht so wirklich erkennen. Ebenso kam es vor, dass meine Mimik und Gestik fehlgedeutet wurde, sodenn ich denn welche gezeigt habe. Wenn ich dann also mit dem Patienten keine Gesprächsbasis aufbauen konnte, habe ich es halt sein gelassen und nichts gesagt. Wenn der Patient von sich aus eher extrovertiert war, habe ich den dann meistens reden lassen und nie so wirklich zugehört, viel antworten kann ich ja sowieso nicht.

    Das soll natürlich nicht heißen, dass ich völlig außerstande wäre, zu kommunizieren. Viel eher ist es so, dass ich bei Themen, die mich interessieren, kein Ende finde. Aber wer will als Patient auf einer Einsatzfahrt schon hören, wie der Sanitäter letztes Wochenende mit einem Kumpel die Kupplung an seinem Audi instandgesetzt hat? Zumal ich mich dann nur darauf konzentriere, was ich sage und dazu neige, dabei Fehler zu machen.

    Ja ja, ich bin als Mensch getarnt, ja ja, ich habe Sie gewarnt!

  • Hab es auch erlebt, dass ich irgendwelche Arbeiten erledigen und mich nebenbei noch mit Klienten unterhalten sollte, das liegt mir einfach nicht. Auch sollte ich es vermeiden dabei in tiefergehende Gespräche zu geraten...

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

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