Obwohl eine Userin hier (Lex) es stark ablehnt dass ich über das Thema Psychotherapie schreibe ohne meine Therapeutin zu wechseln möchte ich doch weiter über das Thema schreiben, ohne meine Therapeutin zu wechseln, ob es dieser Userin gefällt oder nicht, weil das Thema "Sinn einer Psychotherapie" bleibt auch ohne Lex und auch ohne die Therapeutin und dieses Unterforum "therapeutische Begleitung" heißt (was bedeutet meiner Ansicht nach dass es der geeignete Ort ist um über therapeutische Begleitung zu schreiben).
Es gibt ein Buch von Michael Mary "Ab auf die Couch" wo er argumentiert dass anstatt Menschen vorurteilsfrei begleiten zu dürfen durch schwierige Lebenskrisen, was den Menschen sehr helfen würde, Therapeuten eine Diagnose stellen müssen für die KK um dann den Patienten von der diagnostizierten Krankheit zu heilen. Das ist eine Bedingung einer Behandlung die bezahlt werden darf durch die Krankenkasse. Er schreibt dass es nur zwei zugelassene Formen von Psychotherapie gibt für die KK, nämlich Verhaltenstherapie und Psychoanalyse. Es gibt auch eine strenge Dokumentationspflicht, um zu beweisen dass der Patient systematisch und nachvollziehbar behandelt wird für seine Krankheit. Das Zentrum für Psychotherapie wo ich in Behandlung bin hat ganz am Anfang bestätigt dass das so ist und ich eine diagnostizierte psychische Krankheit vorweisen müsse um behandelt zu werden.
Ein notwendiger Nebeneffekt dieses Systems ist dass man entweder akzeptieren muss dass man krank ist oder dass man keine Therapie braucht. Wenn jemand sich in einer Lebenssituation befindet (wo alles kollabiert ist, mit keinem Ausweg in Sicht und keinem sozialem Umfeld oder Unterstützung), wo er nicht mehr zurecht kommt (so wie ich zur Zeit) und niemanden hat mit dem er seine Verletzungen und Verzweiflung systematisch besprechen kann dann liegt es nah therapeutische Unterstützung zu suchen.
Falls man therapeutische Unterstützung bewilligt bekommt dann braucht das System dass man krank (= falsch) ist und dass diese Krankheit behandelt wird in der Therapie. Wenn man nicht krank ist oder gestört dann hat man kein Recht auf Therapie. Notwendigerweise hat (KK bezahlte) Therapie keine rein unterstutzende Funktion sondern eine "umprogrammierende", "verändernde".
Ich werde das Thema mit meiner Therapeutin besprechen aber denke dass man es auch als allgemeines Thema hier besprechen kann und darf. Ich weiß dass Christine Preissmann eine Therapeutin hat ohne dass sie vorweisbar krank sein müsste um eine Therapie zu bekommen, aber sie ist wahrscheinlich privat dort und nicht mit der KK. Ihr Fall ähnelt meinem, glaube ich, indem sie AS hat und Unterstützung braucht, ohne dass das AS geheilt werden soll oder dass sie ansonsten psychisch krank wäre. Was sie bekommt von ihrer Therapeutin ist Unterstützung weil das Leben als AS-Betroffene sie überfordert. Bei mir ist es auch so dass mein jetziges Leben mich überfordert als getrennter AS-betroffener Rentner der verloren dasteht ohne zu wissen wie es weiter geht, der eigentlich langsam zugrunde geht. Ich muss meine Therapeutin fragen was für eine offizielle Krankheit ich habe für die KK und ob sie vorhat mich davon zu heilen. Für mich ist meine Situation (siehe den vorletzten Satz) die "Krankheit" die mich überfordert, weil als meine Situation noch OK war war ich nicht überfordert und brauchte damals keine Therapie. Wenn man AS hat und in einer schwierigen Lage ist hat man eigentlich keinen Anspruch auf Heilung durch eine Heilseinrichtung. Was man braucht ist eher Hilfe in Form von therapeutischer Unterstützung.