Autismus als missbräuchliche Verwendung

  • dass der Begriff "Autismus" bzw. "Autist" in den Medien immer wieder mal missbräuchlich verwendet wird, insbesondere im politischen Kontext

    Ist mir auch schon des öfteren aufgefallen, erst neulich war ein Beitrag zu sehen wo ich erst dachte ich habe nicht richtig hingehört, aber dann ist mir eingefallen das sowas schon öfter passiert war und auch hier im Forum schonmal in einem anderen Thread thematisch angesprochen wurde.
    Ich finde das schlimm, wenn ich erlich sein soll finde ich das diskriminierend. Man geht ja auch nicht hin und spricht von Downsyndrom nur weil irgendwas bei einem nicht so läuft wie der andere das will, oder wie eine Gesellschaft nicht sein sollte so quasi "Und hier haben wir auch wieder ein Downsyndrom von dem wir wegkommen müssen"
    Ich bin mir ziemlich sicher das da sehr viele Leute auf die Straße gehen würden und mit dem Finger auf Politiker zeigen.

    Go bad or go home!

  • Der Artikel ist aus 2018.

    Ungefähr zur gleichen Zeit (oder ein Jahr früher?) gab es auch von "autismus deutschland e.V. " und anderen Orgas ein Statement äh pardon eine Veröffentlichung zur häufig missbrauchten Verwendung des Begriffs Autist.
    Damals geschah es im Zusammenhang mit einem kriminell gewordenen Jugendlichen. Das hatte aber mit seiner autistischen Lebensvariante gar nix zu tun. Und deshalb war die Verwendung des autistischen Begriffs auch fehl am Platze.

    Passiert leider immer wieder.
    Darf man auch immer wieder geraderücken!

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Dir ist aber schon bewusst, dass es hier um keinen neuen Artikel geht?

    Ist das denn wichtig?
    Ich kannte diesen Blog bzw den Beitrag noch nicht und fand ihn durchaus interesannt. Mich würde auch interessieren (allein schon weil Wahl-bayer) ob und wie Hubert Aiwanger auf den Brief reagiert und was er dazu sagt. Bislang ist da ja noch nichts weiter passiert.

    Go bad or go home!

  • Ist das denn wichtig?

    Nein, eigentlich nicht, da hast du recht.
    Mir ist das verkehrte Verwenden des Wortes Autist und autistisch schon länger bekannt, in NL gab's schon vor Jahren eine Diskussion darüber, blöd von mir zu denken, dass etwas das mir nicht neu ist, auch für andere nicht neu ist. Entschuldige! :oops:

  • Mir ist das verkehrte Verwenden des Wortes Autist und autistisch schon länger bekannt, in NL gab's schon vor Jahren eine Diskussion darüber, blöd von mir zu denken, dass etwas das mir nicht neu ist, auch für andere nicht neu ist. Entschuldige!

    Ist schon okay, ich habe wie oben geschrieben auch schon vorher von diesem Thema gehört, unbekannt war mir das auch nicht, aber ich mein das es hier noch keinen eigenen Thread dazu gibt. Diese Diskussion fand in einem anderen Thread statt aber da das auch entweder letztes oder vorletztes Jahr war, weiß ich nicht mehr wo.
    Ich finde das Thema selbst ziemlich diskussionswürdig, daher macht mir das Verlinken zu einem passenden Beitrag, auch wenn der schon ölter ist, durchaus Sinn.

    Go bad or go home!

  • wenn ich erlich sein

    Fang so was gar nicht erst an :fun: , das ist sehr anstrengend, weiss ich aus eigener Erfahrung ich praktiziere das seit ein paar Jahren konsequent. Die meisten "zuhörer" sind es nicht gewohnt und daher sehr irritiert.

    Passiert leider immer wieder.

    In der Tat und ist im Bereich Journalismus und Politik leider gängig.

    Ist das denn wichtig?

    Absolut nicht, und solange es vorkommt und das tut es auch heute noch halte ich es für legitim darauf hinzuweisen. Aktuell ist ja Black lives Matter aktuell und das war es auch in 2018, Diskriminierung ist egal von wann ein Artikel dazu stammt wert angeprangert zu werden, egal ob es um gleichberechtigung von frauen oder farbigen oder anders denkenden wie uns geht solange es stattfindet gehört es meiner meinung nach angesprochen, da darf auch der artikel mal ein paar jahre alt sein. Die ansprache von M.L. King aus den 60ern ist nach wie vor relevant zum Thema Rassendiskriminierung. Sie hat ncihts an inhaltlichem eingebüsst.

    Erst wenn wir als autisten nicht mehr als behindert dargestellt werden braucht es keine hinweise mehr aber bis dahin ist es noch ein langer weg denn selbst innerhalb der autisten gemeinde ist ja die idee man sei behindert und nicht einfach nur anders weit verbreitet.

    ich vergleiche das so ein bischen mit der idee das sich schwarze als minderwertig und der sklaverei hingeben weil sie akzeptieren das weisse die bessere rasse sind.

    Als autisten tun wir das selbe solange wir akzeptieren das uns NTs als behindert hinstellen und dann sollten wir uns auch nicht wundern wenn sich nichts ändert.

    Erst wenn wir uns wehren, and das setzt vorraus das wir uns selber erstmal einig sind, wird sich an der akzeptanz etwas ändern.

    Schwule galten lange als abartig und krank und waren im DSM als solche gelistet. erst als sie sich einig waren und dagegen aufbegehrt haben hat sich das geändert.

    Erst wenn wir begreifen das unsere Be-Hinderung etwas ist was uns von aussen aufgedrückt wird und wir gemeinsam dagegen aufbegehren wird sich etwas ändern.

    Wenn wir nur akzeptieren das wir einfach behindert sind wird sich von aussen keiner für uns einsetzen und uns enthindern.

  • Erst wenn wir als autisten nicht mehr als behindert dargestellt werden braucht es keine hinweise mehr aber bis dahin ist es noch ein langer weg denn selbst innerhalb der autisten gemeinde ist ja die idee man sei behindert und nicht einfach nur anders weit verbreitet.

    Diese Auffassung sehe ich eher kritisch.
    Ich kann mir das zwar für manche Autisten vorstellen, besonders die die sehr intelligent sind und mehr Möglichkeiten haben sich irgendwo anzupassen, aber es gibt auch viele Autisten die das nicht können, weil ihnen zu den gängigen Symptomen noch die Intelligenz fehlt, dennoch sind sie ja Autisten.
    Sollte man deren Behinderung dann auf etwas anderes begründen?
    Das problem ist einfach, das auch wenn mehr Akzeptanz und Respekt von außen kommt, werden diese Menschen damit nicht weniger behindert, sie haben ja dennoch Einschränkungen die bleiben, auch wenn man Barrieren schafft um das leben zu erleichtern, man wird dennoch anders behandelt oder muss andere Wege gehen als die Mehrheit. Man braucht trotzdem Helfer im eigenen Leben, Unterstützung und Betreuung und kann Dinge in einigen Bereichen nicht selbst, weil das Verständnis von Mathe, Vorraussicht wie man mit Geld umgeht, was für Verpflichtungen man hat oder auch andere probleme im Weg die man (auch wenn man es will) nicht lernen kann, und das behindert einen.
    Ich glaube solche Sätze wie "Ich bin Autist aber nicht behindert, ich denke nur anders" kommt meist von den Autisten die solche Alltags und Überlebensprobleme oder Selbstversorgungsprobleme, Verantwortungsprobleme nicht haben.
    Die können das alles, die haben nur Kommunikationsprobleme, also sagen etwas zu jemandem und merken nicht das den das beleidigt oder so, wodurch soziale Probleme entstehen können. Das ist ja auch das Kernproblem von Autismus, aber eben nicht das einzigste.
    Ich glaube die Mehrheit der diagnostizierten Autisten haben noch andere probleme die viel umfasst worin man dann als Außenstehender denkt das man eine Behinderung hat, weil andere durchschnittliche Menschen das alles selber können.
    Da ich selbst von diesen Problemen betroffen bin, merke ich da auch schnell meine eigenen Grenzen und komme mir durchaus so vor als hätte ich eine Behinderung.
    Ich komme mir vor als würde ich mich selbst belügen wenn ich sagte ich habe nichts und kann alles, weil ich diese Dinge selbst schon versucht habe und es allein nicht klappt.
    Es kommt mir daher für mich nicht richtig vor.
    Ich betrachte Behinderung aber auch nicht abwertend. Jemand mit Behinderung ist nicht weniger wert als jemand ohne, er ist nur anders, vielleicht hat man andere Talente als andere, die man fördern sollte, aber leider erkennen da wenig das Potenzial.
    Das liegt denke ich an der Negativeinstellung der Allgemeinheit Behinderten gegenüber.
    Menschen die etwas für Behinderte tun, tun zumindest etwas dagegen.
    In den USA gibt es einen Mann (glaube der hat Downsyndrom) der designed Socken und hat dank seines Vaters glaube ich, eine eigenen Produktion von bunten Socken.
    https://johnscrazysocks.com/collections/al…llections%2Fall
    Ich finde es schade das man die hier nicht in den Geschäften bekommt. Ich trage gerne bunte Socken und hier unterstützt man auch soziale Projekte.
    Das ist etwas Besonderes und ich finde es gut das das wohl auch angenommen wird und erfolgreich ist.
    In Deutschland findet man bestensfalls ein paar Künstler mit Behinderungen die sich in Behindertenwerkstätten ausleben können, sofern es welche sind die für sich ein Künstlerangebot haben, und die gibt es leider nur wenig.
    Und leider sind die Einschränkungen die man hat in anderen Betrieben die normal funktionieren unerwünscht. Geld ist eben wichtiger. Vermutlich kostet man zu viel wenn man zwar mitarbeitet, aber nicht so schnell ist oder/und mehr Fehler macht als die anderen und dennoch ein gleiches oder etwas niedrigeres Gehalt bekommt.

    Go bad or go home!

  • Ich fände es sehr problematisch, wenn Autismus nicht mehr als Behinderung zählen würde. Den Autisten, die erhebliche Einschränkungen im Alltag haben (und das sind bei Weitem nicht nur die niedrigfunktionalen Autisten), würden dadurch sämtliche Hilfen verwehrt werden. Von sich als Einzelperson auf die Gesamtheit der Autisten zu schließen, finde ich nicht zielführend.

    @RegenbogenWusli
    Ich finde, du hast es sehr gut erläutert.

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenseele (3. Juli 2020 um 18:20)

  • Ich fände es sehr problematisch, wenn Autismus nicht mehr als Behinderung zählen würde. Den Autisten, die erhebliche Einschränkungen im Alltag haben (und das sind bei Weitem nicht nur die niedrigfunktionalen Autisten), würden dadurch sämtliche Hilfen verwehrt werden. Von sich als Einzelperson auf die Gesamtheit der Autisten zu schließen, finde ich nicht zielführend.

    @RegenbogenWusli
    Ich finde, du hast es sehr gut erläutert.

    Das sehe ich auch so. Wenn bei mir die Hilfe und Unterstützung durch das ABW wegfallen würde, wäre das ganz und gar nicht gut. Ich bin nunmal behindert und das kann man auch nicht schönreden. Dafür sind viel zu viele Einschränkungen vorhanden. Auch sehe ich in dem Begriff "Behinderung" keine Beleidigung, Herabsetzung oder ähnlich Negatives. Es ist einfach nur eine Feststellung, dass ich nicht der Norm entspreche und mich das in meinem Leben nicht unerheblich behindert.

  • Das sehe ich auch so. Wenn bei mir die Hilfe und Unterstützung durch das ABW wegfallen würde, wäre das ganz und gar nicht gut. Ich bin nunmal behindert und das kann man auch nicht schönreden. Dafür sind viel zu viele Einschränkungen vorhanden. Auch sehe ich in dem Begriff "Behinderung" keine Beleidigung, Herabsetzung oder ähnlich Negatives. Es ist einfach nur eine Feststellung, dass ich nicht der Norm entspreche und mich das in meinem Leben nicht unerheblich behindert.

    Das sehe ich ganz genauso.

    Es geht mir auch meilenweit am Allerwertesten vorbei ob irgendjemand das Wort "autistisch" angeblich falsch verwendet.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Es geht mir auch meilenweit am Allerwertesten vorbei ob irgendjemand das Wort "autistisch" angeblich falsch verwendet.

    So egal ist es mir persönlich nicht, denn dadurch werden Vorurteile geschürt. Ich erinnere mich z.B. noch an einen Artikel, in dem der Autismus im Zusammenhang mit einem Amoklauf erwähnt wurde. Autisten hätten keine Gefühle und somit keine Probleme, andere Menschen zu ermorden. Der Autismus wurde pauschal als Gefühllosigkeit dargestellt. Natürlich gibt es auch unter Autisten Straftäter, aber der Artikel hatte den Autismus sehr eindimensional beschrieben, was überhaupt nicht der Realität entspricht.

  • Bei dem verlinkten Artikel war es mir nicht egal, überhaupt nicht um genau zu sein.
    In dem Artikel hatte Aiwanger ja gemeint das Söder kein Autist sei, weil er zuhören kann und auf andere hört.
    Ja als wenn Autisten dazu unfähig wären.
    Diese Gleichsetzung oder Vermutung das Autisten dazu nicht in der Lage sind finde ich persönlich verletzend, aber deswegen weil sie schlicht falsch ist.
    Es gibt sicher Autisten die nicht immer hören oder es anderen so vor kommt das sie einem nicht zuhören und nicht offen für Ideen von anderen sind aber das sind auch sehr viele andere Menschen egal ob behindert oder nicht, und auch egal wie alt, vom Kleinkind bis zum alten Menschen geht es jedem mal so.
    Ich könnte mir sogar vorstellen das manche Autisten eher zuhören oder mitbekommen wenn jemand was sagt aber nicht darauf reagieren (aus diversen Gründen), und sich vieles auch sehr zu Herzen nehmen was andere sagen (zu viel Gefühl für die Welt) und das wäre garnicht möglich wenn man nicht zuhört. Und ich denke auch das viele Autisten durch ihre Naivität und unvermögen andere richtig einzuschätzen schnell vertrauen und das machen was andere sagen, weil sie nicht vorher schon merken wohin das führen soll bzw was die Intention des anderen ist. (Passiert mir ziemlich schnell)
    Es ist schlichtweg falsch zu glauben das Autisten keine anderen Ideen akzeptieren und sich da verschließen. Wichtig ist ihnen da wohl eher das diese Ideen auch Sinn machen, etwas positives bewirken oder fair sind, und auch einfach mehr Zeit brauchen sich daran zu gewöhnen wenn sie eine Umstellung mitsich bringen, da man dazu neigt sowas vorher gedanklich durchzuspielen und mit dem Plötzlichen Probleme hat aber nicht mit der Idee selbst.

    Go bad or go home!

  • Das Wort "autistisch" in seiner umgangssprachlichen Bedeutung existiert schon länger (!) als in der Bedeutung "... hat eine F84er-Diagnose".
    Genausogut könnte man also auch Asperger und Kanner und allen ihnen folgenden Ärzten eine "missbräuchliche" Verwendung dieses umgangssprachlichen Ausdruckes unterstellen. :roll:

    In dem anderen Thread zu diesem Thema wurde das auch diskutiert: Die Verwendung des Wortes "autistisch"

    "He that can take rest is greater than he that can take cities." ~ Benjamin Franklin

    Ich hab mehr Spielwiesenbeiträge als du!

  • Tatsächlich? Das habe ich scheinbar übersehen.

    Ich war vorhin "auf dem Sprung" (RW) und konnte es nicht mehr zitieren.

    Aber nun ist alles entspannt.

    Am Montag, dem 03.12.2018 haben wir von Herrn Aiwanger ein persönliches Antwortschreiben erhalten, in dem er sich in aller Form und meiner Ansicht nach auch aufrichtig für seine Aussage "Söder ist kein Autist" entschuldigte. Er wollte Autisten zu keinem Zeitpunkt diskreditieren. Zudem möchte er auch den persönlichen Kontakt suchen, um mehr über Autismus und die geplante Autismus-Strategie zu erfahren.

  • Erst wenn wir als autisten nicht mehr als behindert dargestellt werden braucht es keine hinweise mehr aber bis dahin ist es noch ein langer weg denn selbst innerhalb der autisten gemeinde ist ja die idee man sei behindert und nicht einfach nur anders weit verbreitet.

    Viele Autisten sind nun mal behindert.
    "Wir" Aspies haben das Glück, nur minimal betroffen zu sein. Aber selbst hier gibt es Menschen, die betreut wohnen bzw. einen Betreuer haben.
    Wenn man gnadenlos ehrlich ist, dann kann man die Behinderung auch als solche Akzeptieren und muss sie nicht als Anderssein blumig umschreiben.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

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