Jura oder Medizin studieren.. oder doch kleine Brötchen backen(RW).. oder arbeitslos sein?.. Grübel...

  • Jura ist das Studium ja nur dann "leichter" als das Staatsexamen, wenn man nicht versteht, wie viel man da schon selbständig büffeln muss.
    Da fliegen viele aus der Kurve.

  • Die Fragestellung lässt sich auch unter einem anderen Aspekt betrachte.

    Wobei hier dann nicht die Frage ist, welches Fach geeigneter ist, sondern ob es überhaupt ein Fach oder einen Beruf geben kann, in dem nicht sowohl in der Ausbildung als auch im Job dieser "Druck" auftauscht, weil man etwas tun MUSS, zu dem gerade keine Begeisterung da ist, egal ob inhaltlich, formal (Prüfungen), oder Auftrag von außen an einen gestellt..

    Insofern wäre dann hier der geeigneste, in dem man dieses "ich muss" auf der sprichwörtlichen "linken Arschbacke" aussitzen und das geforderte ohne viel Denken abarbeiten kann, um sich danach wirklich frei den eigenen Interessen widmen zu können.
    Was natürlich auch ganz ohne Job geht, nur dann mit weniger Geld.
    (Hier bedeutet dann Zeit aber weniger Geld - mit so einem Job ist zwar mehr Geld da, aber weniger Zeit.)

    Dieses begeisterte Freiheitsgefühl zum Thema findet sich in kaum einem Job - vllt in den freiberuflichen, wo man sich aussuchen kann, welche Aufträge man annimmt - aber auch da, mal Druck wegen Geld, mal wegen Termin usw dem Drumherum sowieso.

  • Das stimmt, wobei es bei den Freiberuflern zumeist viel Konkurrenz sowie den Zwang zur Akquise gibt. Kein Beruf ist immer schön und perfekt, dennoch finde ich es auch gerade für Autisten wichtig, etwas zu tun, was einem grundsätzlich liegt und wofür man auch geschätzt werden kann.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Das kann ich nur unterschreiben. Über die eigenen Besonderheiten (und Stärken) zu wissen, macht vieles einfacher. Das Wissen ermöglicht sich auf entsprechende Situationen und Aufgaben vorzubereiten, ggf. Kompensationsmöglichkeiten parat zu haben bzw. zu lernen mit diversen Herausforderungen umzugehen und im Fall von dennoch auftretenden Schwierigkeiten tatsächlich wirksame Lösungen zu finden.

    Zitat von Leonora

    Zudem sind in Biologie meinem Eindruck nach die Berufschancen noch viel schlechter, das ist eher vergleichbar mit den "gängigeren" Geisteswissenschaften (Geschichte, Germanistik, Anglistik, Medienwissenschaften etc.), wenn man nicht auf Lehramt studiert.


    Das sehe ich etwas anders. Biologie ist als Naturwissenschaft (auch) in punkto Berufsaussichten nicht mit diesen Fächern vergleichbar. BiologInnen können viele Aufgaben übernehmen und verfügen i. d. R. über Fähigkeiten, die das Einarbeiten in weitere Felder erleichtern. Von daher ist es nicht so, dass man später kaum eine Chance hätte Arbeit zu finden, wenn es im Wunschgebiet nicht (direkt) klappt. Allerdings umfasst Biologie ein unglaublich weites Feld. Wenn man mit dem Studium beginnt ist nicht einschätzbar wie die Berufschancen am Ende des Studiums aussehen. Die wandeln und entwickeln sich je nach Gebiet stetig. Im Grunde gilt das heutzutage für jeden universitären Studiengang - d.h. auch für Medizin, aber insbesondere im naturwissenschaftlichen Bereich ist es meines Erachtens nach nicht sinnvoll auf spätere Chancen zu pokern. Vor allem dann nicht, wenn man dadurch die eigentlichen Interessen aus den Augen verlieren würde. Das bedeutet natürlich nicht, dass Interessen sich im Laufe des Studiums nicht verändern können und man sich letztlich auf ein anderes als das ursprünglich angepeilte Themengebiet spezialisiert.

    Erfolg (wie auch immer man den definiert) wird man in diesem Gebiet allerdings nur haben, wenn man hinter dem steht was man tut und sich entsprechend einsetzt. Jene, die gerne planen und am liebsten im Vorhinein wissen was kommt (dazu gehöre ich eigentlich auch ), müssen einen Weg finden, damit umzugehen und sich auf die Reise einzulassen. Praktika und womöglich Networking in den Wunschbereichen sind auf jeden Fall hilfreich. Das kostet Überwindung, aber lohnt sich langfristig.

    Von einem Biologiestudium als "Alternative" oder gar "Vernunftentscheidung" zu einem anderen Wunschstudium, würde ich aus meiner Erfahrung und der von Mitstudierenden abraten. Die Chance, dass man durchhält und auch noch beruflich Fuß fasst, wenn dies gar nicht den eigentlichen Interessen und Wünschen entspricht ist nicht besonders hoch.


    Zitat von Leonora

    Ich denke, eine große Rolle spielt dabei auch die übrige Lebenssituation, ob es neben dem potentiellen Beruf positive Quellen und Ressourcen gibt.

    [...] Selbst wenn der Weg anders als erhofft und geplant verläuft, hat man zumeist doch Erfahrungen und Fähigkeiten erworben, die einen zu dem machen, der man ist, auf die man nicht verzichten möchte. Und oft gibt es auch alternative Möglichkeiten, darauf aufzubauen. Völlig gegen die eigenen Interessen ein reines "Vernunftstudium" zu machen, halte ich für viel schwieriger.


    Da stimme ich in jedem Punkt zu. Ehrlicher Zuspruch und Unterstützung sind extrem hilfreich und machen es auch einfacher mit Unwägbarkeiten umzugehen. Die Hauptmotivation muss jedoch von einem selbst kommen.


    Auch das Thema Anstellung vs. Freiberuflichkeit mit allen Vor- und Nachteilen ist eine sehr persönliche Entscheidung, die jede/r für sich abwägen muss. Relativ frei dem absoluten Wunschberuf nachzugehen und auch noch davon leben zu können, ist sicher für viele erstrebenswert. Vielleicht ist man aber auch glücklicher, wenn man als Angestellte/r zumindest Teilaspekte ausüben kann und sich nicht mit finanziellen und organisatorischen Unsicherheiten herumschlagen muss, die mit Freiberuflichkeit einhergehen. Das ist aber sicher ein Punkt, den man nicht schon vor Beginn des Studiums entscheiden muss.


    Nach den ganzen Beiträgen wäre jetzt natürlich interessant, was Andersdenkender nun dazu denkt. ;)

    Silva

  • Hallo noch einmal liebe Leute!

    Ich habe jetzt einige Zeit nicht geantwortet, da ich wieder fleißig am Grübeln war und daher meine Probleme hatte, hier lange, zusammenfassende Antworten zu erdenken und konzentriert niederzuschreiben. Ich denke ihr werdet das Gefühl kennen.
    Auf jeden Fall finde ich wunderbar, dass ihr mir so viele Vorschläge macht. :)
    Ich habe sie jedenfalls alle schon mehrmals gelesen und darüber nach gedacht.

    Worüber ich die letzten 2-3 Wochen außerdem nachgedacht habe, lässt sich mehr oder weniger wie folgt zusammenfassen:
    Zunächst mal kam da wieder diese starke Begeisterung zur Medizin auf. Ich habe mich nochmal etwas in verschiedene Bücher eingelesen, und es steht außer Frage, dass mich Medizin enorm interessiert.
    Dann, als ich fast beschlossen hatte, nächstes Jahr Medizin zu studieren, kam wieder die "Realitätskeule". Wie soll ich das bloß schaffen? Die Finanzierung? Meine psychischen Probleme lösen? Der Stress....
    Kurzfristig scheint es nicht realististisch schaffbar zu sein, denke ich.

    Also wieder gegrübelt, wie ich es finanzieren kann, irgendwie war ich dann gedanklich wieder in Richtung IT unterwegs, weil ich denke das gut zu können. Dann habe ich Buch über Suchmaschinenoptimierung ausgeliehen. Vielleicht könnte ich so, oder mit Programmierung Geld verdienen um mir ein Medizinstudium finanzieren zu können. Oder doch erstmal ein IT-Studium machen, Erfahrungen sammeln, psychisch gesünder werden?
    Klingt irgendwie nicht schlecht und nach einem sinnvollen Plan..
    ABER: Dann stellte ich wieder fest, wie wenig Lust ich habe, mich mit diesen Themen zu beschäftigen.

    Naturwissenschaften interessieren mich ja mehr, somit ging es dann gedanklich auch noch in Richtung Medizintechnik, Biomedizin, Biotechnologie, o.ä.
    Wären wohl interessantere Fächer, aber auch schwieriger.

    Dann kam, auch unterstützt von zwei (Selbsthilfe-)Büchern die ich gelesen bzw gehört habe, der nächste Einfall: Wie wäre es eigentlich, mich an der Feruni Hagen in Psychologie einzuschreiben? Dort geht das ja ohne NC und ich hätte nicht so viel (sozialen) Druck wie in einem Präsenzstudium.
    Irgendwie gefällt mir dieser Gedanke, denn es wären auch Themen, die der Medizin nahe stehen.
    Die menschliche Psyche interessiert mich nämlich auch schon immer, bei manchen Themen hatte ich auch schon in der Therapie den Eindruck, mehr zu wissen als manche Therapeuten, inbesondere auch zu den Themen Autismus, Persönlichkeitsstörungen und Wahrnehmung, worüber ich mich schon viel belesen habe.
    Wäre nur das Problem dass ich mich schlecht in andere einfühlen kann. Zuminest intuitiv, kognitiv klappt das ja schon mit einer gewissen Anstrengung.
    Wegen der schlechten Einfühlung, meines eher unbeholfenen Umganges mit Menschen, und meines NC hatte ich ein Psychologie als Studienfach immer sehr wenig Beachtung geschenkt, obwohl ich eigentlich weiß, dass es inhaltlich etwas für mich wäre (Marketing und Personalwesen haben mir an der Wirtschaft übrigens auch am meisten Freude bereitet..)
    Und auch habe ich schon mehrere Psychologiestudenten kennen gerlernt, und fand es immer äußerest interessant, was sie von ihrem Studium erzählen.
    Vor ein paar Jahren war ich sogar auch mal ein einer Psychologie-Vorlesung als Teil eines anderen Studienganges, die mich auch sehr intessiert hat.
    Also, falls ich mich so entscheiden würde, ich müsste das bald tun, denn in 3 Wochen ist Einschreibeschluss in Hagen, dann könnte könnte dann ja auch in die Forschung gehen oder mit anderen Autisten arbeiten.
    Ein Psychologiestuium wäre sicher auch nicht schädlich, wenn ich mich danach doch noch für Medizin entscheide. Erst recht nicht im Bereich Neuroradiologie, der es mir momentan am meisten antut.

    Das ist nun erstmal der aktuelle Stand meines Denkens.

    Gibt es bezüglich Psychologiestudium Erfahrungen bei euch?

    Soweit jetzt erstmal von mir.
    Ich schicke diesen Text jetzt erst einmal ab, ich werde aber wahrscheinlich später nochmal auf das ein oder andere was ihr mir geantwortet habt noch einmal genauer eingehen. :)

    Einmal editiert, zuletzt von Andersdenker (9. Juli 2020 um 18:50)

  • Als "Vernunftentscheidung" ist ein Psychologiestudium meiner Einschätzung nach auf keinen Fall geeignet. Wenn eigentlich Medizin Dich schwerpunktmäßig interessiert, würde ich nach wie vor empfehlen, das anzugehen. Andernfalls wird es Dir vielleicht dauerhaft "nachhängen", das nicht versucht zu haben. Ist Jura eigentlich noch eine Alternative? Oder ist Dir inzwischen bewusst, dass Medizin eher "Dein Ding" ist?

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  • aus meiner persönlichen Erfahrung raus würde ich vor einem Fernstudium raten, in sich zu gehen, ob man es angeht und durchhält, sich selbst eine disziplinierte Struktur zu geben, Stichwort exekutive Dysfunktion, die sollte nicht zu stark ausgeprägt sein

  • Das kann ich nur "unterschreiben". Ich würde die Selbstdisziplin dafür ebenfalls nicht aufbringen. Obwohl ich auf der anderen Seite langfristig in Gruppen nicht gut zurecht komme. Zwar brauche ich viel Zeit für mich allein und eigene Spielräume, aber auch Struktur und persönlichen Austausch. Ideal, gerade wenn man das reguläre Studien- und Ausbildungsalter hinter sich hat, wäre meiner Einschätzung nach eine Kombination aus freiem Lernen und Präsenzphasen mit persönlichen Ansprechpartner, der bei der Strukturierung hilft.

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  • Zum Fernstudium in Hagen gibt es Präsenzseminare. Dazu kommen für das Psychologiestudium auch Praktische Einheiten/Praktika.
    Ein oft unterschätzte Anteil ist hier auch Wissenschaftluches Arbeiten und Statistik - was jedoch auch im Medizinstudium enthalten ist.
    Das Grundstudium Medizin hat die ersten Semester bis zum Physikum auch recht wenig mit Medizin an sich zu tun.
    Und manchem Mediziner täten ein paar Psychologie-Kenntnisse auch gut.
    Prinzipiell wäre erst Psychologie, dann Medizin eine gute Reihenfolge.
    Aber in beiden Studiengängen ist halt vieles dabei, was vermutlich nicht den SIs entspricht, das abgeleistet werden muss, damit man irgendwann das machen kann, was total interessiert und begeistert.

  • Die menschliche Psyche interessiert mich nämlich auch schon immer, bei manchen Themen hatte ich auch schon in der Therapie den Eindruck, mehr zu wissen als manche Therapeuten, inbesondere auch zu den Themen Autismus, Persönlichkeitsstörungen und Wahrnehmung, worüber ich mich schon viel belesen habe.

    Ist bei Jura ähnlich, wer findet schon Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht gleichzeitig total super bzw. alles von Schadensrecht bis hin zu Organklagen. Da muss man sich durch einiges durcharbeiten.

  • @Andersdenker Verzeihung, falls ich es überlesen habe: hast du denn bisher irgendeine Art Abschluss, mit dem du einer beruflichen Tätigkeit nachgehen könntest? Es klingt aus deinen Beiträgen so, als würdest du dein Leben damit verbringen, über Berufsmöglichkeiten nachzudenken, ohne, dass da etwas bei heraus kommt. Ich schreibe das ohne Wertung. Ich hatte so eine Phase mal (allerdings hatte ich da eine Ausbildung abgeschlossen und auch schon gearbeitet, die Phase hatte ich während einer Arbeitslosigkeit).
    Ich will darauf hinaus, dass es wichtig ist, überhaupt erstmal ins Berufsleben zu kommen. Wenn sich alles nur in deinem Kopf abspielt, du aber keine konkreten Schritte unternimmst, dann wirst du vielleicht noch fünf Jahren überlegen, was du denn nun tun sollst.
    Wenn du kein Studium finanzieren kannst, dann kannst du wahrscheinlich nicht studieren.

    Ich finde das, was @Happy to be schreibt, einen sinnvollen Vorschlag: einen Job suchen, in den du nicht allzu viel von deiner geistigen Energie stecken musst, damit du dich dann nebenher privat mit allem beschäftigen kannst, was dich interessiert.
    Und dann kann ja immer noch was anderes kommen, aber dass du erstmal überhaupt reinkommst in die Arbeitswelt.

    Einmal editiert, zuletzt von Lefty (10. Juli 2020 um 17:49)

  • Dazu kommen für das Psychologiestudium auch Praktische Einheiten/Praktika.

    Es wäre bedenklich wenn dem nicht so wäre.

    Um therapeutisch tätig sein zu können, bedarf es danach weiterer Ausbildungen in therapeutischen Verfahren.

    Um psychotherapeutisch tätig sein zu können bedarf m.E.n. eines hohen Masses and Selbstreflektion und -erkenntnis, sonst projeziert der Therapeut in der Praxis allen möglichen eigenen ungelösten "Kram" auf die Klienten.

    Das passiert ja eh schon, aber eine Eigenausbildung schafft wenigestens ein gewisses Mass an Bewusstsein über mögliche "Fallen" in der Praxis denke ich.

  • Ich finde das, was Happy to be schreibt, einen sinnvollen Vorschlag: einen Job suchen, in den du nicht allzu viel von deiner geistigen Energie stecken musst, damit du dich dann nebenher privat mit allem beschäftigen kannst, was dich interessiert.
    Und dann kann ja immer noch was anderes kommen, aber dass du erstmal überhaupt reinkommst in die Arbeitswelt.

    Das sehe ich etwas anders. Einfach so jetzt zu "jobben" wird meiner Einschätzung nach auch sehr viel Energie kosten und die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Andersdenkender doch noch sein Wunschfach studiert. Das wird ihm dann eventuell sein Leben lang "nachhängen". Wünsche, die man nicht gelebt hat, loszulassen, kann sehr, sehr schwer sein. Für sinnvoller halte ich, sich gezielt möglichst autismusspezifische Unterstützung für das Studium zu suchen und das im Idealfall mit einem passenden Nebenjob, der auch ausbaufähig wäre, zu kombinieren. Gezielt Praktika zu machen, die ebenfalls entsprechend begleitet sind. Ein reines "Jobbing" könnte langfristig auch zu einer Sackgasse werden.

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  • Ein reines "Jobbing" könnte langfristig auch zu einer Sackgasse werden.

    das kann passieren, leider meine eigene Erfahrung. wenn man drin hängen bleibt, aus finanzieller Notwendigkeit, Sicherheitsbedürfnis, Angst vor Veränderungen, Berufsperspektivlosigkeit des Studienfachs – gut das betrifft @Andersdenker eher nicht

  • In einem Studium hat man es immer auch mit vielen Themen zu tun, die nicht oder nicht so interessieren, die einem schwerfallen, worauf man keine Lust hat. Studieren ist da nicht anders als Arbeit.
    Eher hilft Arbeitserfahrung, also bei Frust und Desinteresse weitermachen und Leistung abzuliefern, konstant dabei zu bleiben usw, auch ein Studium durchzuhalten.
    Es braucht dann zwar ca ein Jahr, um wieder ins Lernen reinzukommen ( im ersten Jahr mehr Mühe bei schlechteren Noten im Vergleich zu anderen), was sich aber durch die in der Arbeit erworbenen skills ausgleicht.
    Aus vielen Berichten anderer sah ich, wer vorher gearbeitet hat, und diese "Arbeitsdisziplin" erwerben konnte, hält auch das Studium durch, wenn hier dann genau diese skills gefordert sind.

  • Vom kleine Brötchen backen würde ich abraten! Bäcker ist ein echter Knochenjob! Und sehr eintönig und mit sehr frühem Aufstehen verbunden und man muss sehr schnell sein.

    I could work hard to be normal, but I prefer to hold myself a higher standard. Ego lex sum.

  • Eher hilft Arbeitserfahrung, also bei Frust und Desinteresse weitermachen und Leistung abzuliefern, konstant dabei zu bleiben usw, auch ein Studium durchzuhalten.
    Es braucht dann zwar ca ein Jahr, um wieder ins Lernen reinzukommen ( im ersten Jahr mehr Mühe bei schlechteren Noten im Vergleich zu anderen), was sich aber durch die in der Arbeit erworbenen skills ausgleicht.

    Ich glaube nicht, dass man das so verallgemeinern kann. Das hängt sowohl vom konkreteten Studienfach als auch vom Job und der Persönlichkeit ab. Zudem sind für Autisten die Möglichkeiten, längerfristig aushaltbar zu "jobben", auch oft eingeschränkt.

    das kann passieren, leider meine eigene Erfahrung. wenn man drin hängen bleibt, aus finanzieller Notwendigkeit, Sicherheitsbedürfnis, Angst vor Veränderungen, Berufsperspektivlosigkeit des Studienfachs – gut das betrifft @Andersdenker eher nicht

    Stimmt, aber Praktika und der Weg in eine autismuskompatible "Nische" können auch Hürden sein. Ich denke, ein offener Umgang und richtige Unterstützung von Anfang an können aber negative Dynamiken verhindern.

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  • Ich finde das, was Happy to be schreibt, einen sinnvollen Vorschlag: einen Job suchen, in den du nicht allzu viel von deiner geistigen Energie stecken musst, damit du dich dann nebenher privat mit allem beschäftigen kannst, was dich interessiert.
    Und dann kann ja immer noch was anderes kommen, aber dass du erstmal überhaupt reinkommst in die Arbeitswelt.

    Das würde bei mir nicht funktionieren und ich kenne andere, die das so machen wollten und jetzt nach ihrer 6-8 Stunden Arbeitszeit abends so müde sind und abgelenkt, dass sie auch nichts anderes mehr machen können und das nicht funktioniert. Also ich bin abends auch nicht mehr dazu in der Lage noch groß was zu machen, daher muss meine Arbeit irgendwas sein, was mich grundsätzlich interessiert bzw. zumindest ein paar meiner Bedürfnisse abdecken.
    Hinzu kommt, dass man teilweise aus der Arbeit nicht mehr rauskommt, weil man keine Kraft mehr hat was neues zu machen, aber auch weil man von anderen da einsortiert wird und nicht menhr rauskommt.
    ALso sowas kann klappen, da kann man aber auch recht schnell stecken bleiben.

  • Zodd, Du beschreibst sehr treffend, weshalb das oft nicht funktioniert. Für Autisten ist es meiner Einschätzung nach sogar besonders schwierig, weil gerade "einfachere" Jobs häufig sozial sehr anstrengend sind. Zudem fehlen oft auch der Austausch und der Kontakt mit der Lebenswelt, die einen interessierte. Das erhoffte Leben rückt auch als Vorstellung und Möglichkeit zunehmend weiter "in die Ferne". Lefty hat das, wenn ich sie richtig verstehe, auch durchaus mitgedacht. Dass immer noch etwas anderes kommen kann, klingt für mich eher nach einer Trostvorstellung, um sich den Abschied von einem Lebenstraum einfacher zu machen, nicht nach etwas, was wahrscheinlich wäre.

    Und klar, auf den ersten Blick wäre das insbesondere für diejenigen, die aus dem klassischen Studienalter schon jetzt oder demnächst raus sind, der "vernünftige" Weg. Das würden sicher die meisten so sehen. Nur - für Autisten ist die Lage oft komplizierter. Da kann es zu einer "Patt"-Situation kommen, wo der Traum zwar auch unrealistischer wird und Energie und Mut zur Umsetzung schwinden. Das Thema aber trotzdem nicht "verblasst" und unwichtig wird, sondern schmerzhaft präsent bleibt. Einem "nachhängt", eventuell sogar ein Leben lang. Daher würde ich vor dem Weg eher warnen. Oder sehr bewusst Abschied nehmen und darum trauern. Selbst wenn er das Studium nachher abbricht, kann es für die eigene Gesundheit und Lebensperspektive besser sein, es zumindest versucht zu haben. "Jobben" kann er dann immer noch. Aber den Traum besser loslassen, wenn es wirklich nicht funktioniert.

    Die Idee, zunächst die Arbeitswelt kennen zu lernen, finde ich prinzipiell sinnvoll. Für geeigneter halte ich aber eine Ausbildung, einen Bundesfreiwilligendienst oder auch ein ehrenamtliches Engagement in einem affinen Bereich. Idealerweise in einem Umfeld, das auch beruflich für ihn interessant wäre.

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