Autismus Behinderung und Daueranspannung im Alltag

  • Vielleicht hast Du ein Spezialinteresse. Eine Tätigkeit, die Du eigenverantwortlich ausüben kannst , mit Deinem Spezialinteresse zu tun hat und bei der Du nicht abhängig bist von Kollegen, wäre das evt. eine Möglichkeit ?!?

  • Ich bin Autist. Ich habe meine Diagnose im Erwachsenenalter bekommen. Zu dem Zeitpunkt als die Diagnose gestellt wurde, war ich 20 Jahre, also zwei Jahrzehnte, im Ersten Arbeitsmarkt beschäftigt gewesen.

  • Ich arbeite seit einem Jahr zwei Tage die Woche in einem normalen Job, an den ich aber nur durch sehr gute Beziehungen gekommen bin. Das Vorstellungsgespräch war die reine Katastrophe, aber durch die Beziehung durfte ich trotzdem meinen Job antreten. Zunächt als Minijob begrenzt auf ein Jahr und nun für zwei Tage die Woche als fest Angestellte. Worüber ich immer noch erstaunt bin, anscheinend mache ich meinen Job nicht schlecht, obwohl ich keinerlei Vorerfahrung hatte. Ich habe mir vieles in kurzer Zeit selber beigebracht habe.
    Obwohl mir der Job die meiste Zeit Spaß macht, empfinde ich ihn doch auch als sehr anstrengend mit den Kollegen, obwohl wir nicht sehr viel Kontakt haben, weil jeder vor cih hin arbeitet. Aber ich muss jeden Tag anderthalb Stunden hin und anderthalb Stunden zurück in öffentlichen Verkehrsmitteln verbringen und mich dann während acht Stunden konzentrieren können, was ich nicht einfach finde. Dank Corona erfahre ich jetzt seit Ende März die Vorteile des Homeoffice. So ist es der ideale Job für mich, aber ich glaube mein Chef ist nicht begeistert von der Idee des Homeoffice und macht es jetzt nur gezwungernermaßen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich es schaffe, das Homeoffice auch nach Corona weiter für mich durchsetzen zu können. In der Firma wissen sie nichts von meiner autistischen Veranlagung.
    Leider habe ich nicht wirklich ein Spezialinteresse und so habe ich mich selbstständig von einer Nische zur anderen bewegt. Das einzige, was ich wirklich gut kann, ist, mir selber in kurzer Zeit etwas beizubringen.

  • Viele sagen und auch die im Autismus Zentrum, dass erwachsene Autisten, die ihre Diagnose erst im Erwachsenenalter bekommen haben, nur noch schwer in den allgemeinen Arbeitsmarkt oder überhaupt in die Arbeitswelt zu integrieren sind. Stimmt ihr damit überein, dass mit der Arbeitswelt?

    Ich habe meine Diagnose seit letzten Dezember. Bis dahin habe ich mein Abitur gemacht und habe ebenfalls eine Ausbildung angefangen, bzw. war zu dem Zeitpunkt der Diagnose schon fast fertig. Nächste Woche schreibe ich meine Abschlussprüfung. Ich hatte von Anfang an immer Probleme, auch in der Ausbildung aber habe mich so da durchgekämpft und wollte sie auch auf jeden Fall zu Ende machen.

    Mit Mediengestaltung habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht, aber auch schnell festgestellt, dass mir zwar das Gestalten an sich Spaß macht, ich aber mit dem drumherum nicht klar komme. Daher werde ich (hoffentlich) nochmal eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte ranhängen im öffentlichen Dienst. In der Hoffnung, dass mir das insgesamt vom autistischen Standpunkt her einfach besser liegt und gefällt.

    Ich kenne viele die Arbeiten gehen, kenne aber genauso viele, die das eben nicht können. Es ist definitiv so, dass man "seine" Sparte finden muss. Was nicht ganz einfach ist. Manchmal ist es wohl auch das, was man nie gedacht hätte.

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