Probleme mit Maskenpflicht beim Frisör (lange Haare bei Arbeit vom Chef unerwünscht)

  • Hallo,

    mein Verwandter ist ja Asperger-Autist. Er wohnt alleine, mehrere 100 Kilometer weg und hat dort außer in der Arbeit keinen Kontakt.

    Er hat Probleme, die Masken zu tragen und auch den Anblick solcher zu ertragen.

    Er hatte schon 2 Abmahnungen erhalten, dass er gepflegter und mit kurzen Haaren (nicht zu kurz, nicht zu lang) erscheinen soll. Da er sich - wegen der Maskenpflicht - weigerte zum Frisör zu gehen, hat er nun die 3. Abnahnung bekommen und noch die Woche nach Pfingsten Zeit, sich die Haare schneiden zu lassen, ansonsten würde er die Arbeitsstelle verlieren.

    Es hätten sich schon Kunden beschwert, dass seine ungepflegte Frisur vom Gespräch abhalten würde.

    Er muss dort über Skype Gespräche führen und andere Firmen in technischen Dingen (zu Softwareprogeammen) beraten.


    Die Arbeit ist momentan das einzige, was ihm Freude bereitet!

    Andere Hobbys, die derzeit nicht möglich sind: Brettspieltreff (online macht es nach der Arbeit keinen ihm keinen Spaß, 8 stunden pc sitzen reichen ihm).
    Museumsbesuche hat er vor Corona gerne gemacht, belasten ihn aber auch, weil er dort auf Masken tragende Menschen trifft! (Vor Corona ist er jeden 2. oder dritten Tag in ein Museum gegangen)
    Der Anblick der Menschen mit verdecktem Mund bereitet ihm große Probleme! Somit machen Museumsbesuche keinen Spaß mehr!

    Und jetzt noc sein Chef, der ihn kündigen will!
    (Arbeitsvertrag ist unbefristet)

    Er hat Angst, das letzte was ihm Spaß macht, auch noch zu verlieren!

    Dafür bräuchte er aber einen Frisör, den er ohne Maske angucken kann und zudem ohne Masken zu tragen, besuchen könnte! Und zudem mag er es auch nicht, wenn andere Leute seine Haare waschen (ist ja auch Pflicht, dass der Frisör das machen muss).

    Wie gesagt privat hat er keinen, und aus meiner Familie würde es sich auch keiner zutrauen, anderen die Haare zu schneiden (falls er in der Nähe wäre).

    Bisher wollte noch kein Frisör eine Ausnahme machen.
    (Trotz Attest, dass er keine Maske tragen muss. Und einer Bestätigung vom psychiater, dass ein anblick von maskentragenden menschen problematisch ist).

    Er könnte dann auch gar nicht so ruhig sitzen, wenn der Frisör eine Maske trägt.

    Habt ihr Ideen, damit nicht gekündigt wird (und auch nicht von der Arbeit freigestellt wird. Zudammen mit der Kündigung würde er eine Freistellung für die Kündigungsfrist bekommen)? (sich selbst die Haare schneiden, dazu hat er zu zu zittrige Hände - geht also auch nicht ).

  • Kurzhaarschneider 9-12mm? Klappt auch ohne viel Erfahrung.

    Ist solch eine Abmahnung rechtens?

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • Ich hätte auch gesagt, irgendeine radikale Kurzhaarfrisur, wo man nichts falsch machen kann. Oder Glatze.

    Dass er auch keine Leute anschauen will, die Maske tragen, kann ich auch irgendwie verstehen. Mir selbst macht es nicht so viel aus, aber ein bisschen reizt es mich auch im Sinne von, dass ich Abwehr spüre.
    Manchmal stelle ich mir vor, es wären Hunde, die Maulkorb tragen. Hunde mag ich, dann habe ich einen positiven Gedanken. Es geht nicht darum, mich lustig zu machen, ich suche nur ein positiveres Bild. Falls er zufällig auch Hunde mag vielleicht funktioniert es bei ihm auch....? ;)
    Man könnte sich auch vorstellen, es seien alles Ärzte, falls das hilft. Falls Ärzte eher Feindbild sind, dann wohl nicht.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Es hätten sich schon Kunden beschwert, dass seine ungepflegte Frisur vom Gespräch abhalten würde.

    Soll der Arbeitgeber es hinnehmen, dass er deswegen Kunden verliert?
    Wenn Dein Verwandter nicht zum Friseur will, dann kann er sich einen Zopf machen oder eine Kappe/Mütze/Hut aufsetzen.

  • Waren die ersten beiden Abmahnungen vor der Corona-Zeit?
    Wenn nicht, dann hat er ja hoffentlich Widerspruch eingelegt, sich Rat von Gewerkschaft/Betriebsrat etc. geholt.

    Ansonsten wäre die Frage, was genau den Arbeitgeber stört. Die Länge der Haare dürfte eigentlich kein Problem sein - eher die Art und Weise, wie die Frisur sonst noch aussieht.
    Ich hatte auch erst diese Woche einen Termin bekommen und war dieses Jahr noch nicht zum Haare schneiden. Aber ab und zu mal mit dem Rasierer nachgeschärft und frisch gewaschen sah das trotzdem annehmbar aus.

    Wenn er in einer als seriös oder gar konservativ geltenden Branche mit Kunden zu tun hat, dann kann der Chef schon ein gepflegtes Aussehen vorschreiben, ebenso wie geeignete Kleidung etc.

    Als letzte Möglichkeit fallen mir noch Medikamente zur Beruhigung ein. Da sollte der Psychiater ggf. weiterhelfen können. Je nach Dosierung braucht er dann halt eine Begleitperson, die ihn zum Frisör bringt und wieder abholt.

    Wenn die Arbeit das Einzige Freudige ist, dann muss er halt mal die 30 Minuten ertragen. Augen zu, dann sieht er die Masken der Anderen nicht.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Langhaarschneider (und dazu vielleicht noch ein Keilkamm, wenn man fließende Übergänge will) erscheint mir auch als einfachste Lösung.

    Was mir auch noch einfällt dazu: Es gibt ja auch (gültig i.S.d. Verordnungen) diese Spritzschutzmasken aus PVC (Beispiel) ... also eine Art "Fensterscheibe" vorm Gesicht. Evt. könnte er selbst ja eine solche tragen und mit einem Frisör aushandeln, dass dieser ebenso eine solche trägt (zur Not kann er ja anbieten, dem Friseur auf eigene Kosten eine solche zu stellen).

    Of course I talk to myself! :nod: Sometimes I need expert advice. :prof:

  • Könnt ihr ihm irgendwie einen "privaten" Frisör vermitteln zu dem er gehen kann oder der zu ihm kommt? Also keiner der in einen Frisiersalon arbeitet, sondern der mal Friseur gelernt hat aber jetzt nicht mehr tut, oder ähnlich. Könnten soziale Netzwerke zb helfen so jmd zu finden, Nachbarschaftshilfe oder was es da gibt... wenn man seine Notlage herausstellt, dass er Asperger-Autist ist, droht wegen der Fisur seinen Job zu verlieren ect, findet sich da sicher jmd der im helfen möchte?

  • diese Spritzschutzmasken aus PVC (Beispiel) ... also eine Art "Fensterscheibe" vorm Gesicht. Evt. könnte er selbst ja eine solche tragen

    Man selbst wird so ein Ding beim Frisör nicht tragen können, das geht doch um den Kopf herum.
    Ich musste meine Maske mehrfach mit einer Hand vor dem Mund halten, weil sonst nicht um die Ohren herum gearbeitet werden konnte.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Man selbst wird so ein Ding beim Frisör nicht tragen können, das geht doch um den Kopf herum.
    Ich musste meine Maske mehrfach mit einer Hand vor dem Mund halten

    Man kann auch die PVC- Maske zur Not mit der Hand festhalten. Klar, es ist allgemein sicher nicht die sinnvollste Variante ... aber wenn damit die Maskenproblematik umgangen und der Job erhalten werden kann, könnte man es versuchen.

    Of course I talk to myself! :nod: Sometimes I need expert advice. :prof:

  • 1) Er selbst muss und soll auch aus psychiatrischer Sicht keinen Mund-Nase-Schutz tragen! Attest liegt vor.
    [Den Mund-Nase-Schutz selber halten könnte er mit den zittrigen Händen, die er generell beim Frisör hat, eh nicht bewerkstelligen].
    Es wurde noch kein Frisör gefunden, der ihn überhaupt ohne Maske reinlässt! (trotz Attest).
    2) Er mag es nicht, das andere ihm fest durchs Haar rubbeln/wischen. (Auch ich oder seine Mutter durften es nicht ... Geh weg hatte er dann und "zwanghaft" rungespuckt.). Die Prozedur beim Schneiden kann er gewisse Zeit aushalten, da er mehr Kamm und Schere (oder Maschine) als die Hände von Frisör merkt.
    3) Er hat Probleme, wenn er Leute, die Mundschutz tragen, ansehen muss. (Was geht wäre ein Visier tragender Frisör, dazu war in seiner Nähe aber ebenfalls keiner bereit).
    Ihm wird übel, wenn er Leute mit Maske sieht. (Die Übelkeit kommt generell auf, wenn er sich vor etwas ekelt.) Und vor dem Anblick dieser Masken ekelt er sich. Teilweise muss er sich dann ergeben. (Kam außerhalb der Corona Zeit einmal or, dass er sich ergeben musste, als jemand in einer Fernsehdoku über Afrika lebende Insekten o.ä.verzehrte)

    Nun, leider hat er keine anerkannte Behinderung und keinen Behindertenausweis. Er hatte vor Corona keine Probleme. Mit anerkannter Behindetung hätte sein Chef schlechte Karten, meint ein Anwalt. Aber ohne BehindertenAusweis könnte der Chef mit der Kündigung durchkommen. Aber mein Sohn kam ja Jahre lang zurecht (Job hat er schon knapp 3 Jahre, allerdings seit 1 Jahr neuen Chef).
    Ich komm ja gut zu recht, hat er immer gesagt, da brauch ich ja keinen Schwerbehindertenausweis. Die Probleme kommen ja erst durch die ganzen neuen Regeln!

  • Maschinenschnitt - BuzzCut kann man selber machen.
    Er könnte ggf. beim Friseur die ganze Zeit die Augen zu haben.
    Brauch man nur noch wen, der das Attest akzeptiert, oder man macht es eben selbst.
    Man sollte mal einen Antrag für SBA anstoßen.

  • Ich würde mal in Altenheimen oder Rehakliniken in der Nähe nachfragen.
    Die haben normalerweise ab und zu Tage, wo ein lokaler Frisör vor Ort die Haare schneidet.
    Vielleicht können die so einen Frisör empfehlen - welcher ja offenbar eine Bereitschaft zur Arbeit außerhalb seines Salons zeigt und sich ggf. auf die Probleme seiner Kundschaft einstellen kann.

    Als ich den SBA beantragt habe, habe ich auch keine Notwendigkeit dafür gesehen. Und die Notwendigkeit hat sich auch bis heute noch nicht ergeben. Aber wenn es mal doch irgendwann Probleme gibt, dann kann ich zumindest das passende Schreiben vom Amt hervorzaubern. In den letzten 10 Jahren hatte ich 6 verschiedene Chefs - da kann immer mal einer dabei sein, der mehr auf Leistung als auf Menschlichkeit aus ist und dann ist man schnell unten durch.

    Für solche Notfälle habe ich Lorazepam in meiner Hausapotheke. Damit hab ich schon einige schwierige Situationen ertragen, wo ich normalerweise vor Anspannung und Panik die Flucht ergriffen hätte.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • 1) Er selbst muss und soll auch aus psychiatrischer Sicht keinen Mund-Nase-Schutz tragen! Attest liegt vor.

    Mit anerkannter Behindetung hätte sein Chef schlechte Karten, meint ein Anwalt.

    Ich würde mal in Altenheimen oder Rehakliniken in der Nähe nachfragen.


    Ich finde die Idee von @Garfield grundsätzlich nicht schlecht. In der psychatrischen Klinik, in welcher ich zeitweilig war, gab es einen Frisör und in so einem medizinischen Setting ließe sich vielleicht etwas arrangieren*. Ich kann mir aber vorstellen, dass die notwendigen Absprachen etwas Zeit brauchen.
    Daher wäre zu überlegen, schnellstmöglich (Dienstag) in Absprache mit seinem Arzt/ Psychotherapeuten sich krankschreiben zu lassen und dann mit deren Unterstützung einen entsprechenden "medizinischen" Friseurbesuch zu organisieren.
    Dadurch ergäbe sich (notfalls mit Hilfe eines Rechtsanwalts) auch die Möglichkeit, die Abmahnungen wieder zu tilgen (weil die ja letztlich die Folge einer medizinischen Störung waren).

    *Nur zum klaren Verständnis: Damit meine ich nicht, er sollte für einen Haarschnitt direkt als Patient länger in die Klinik eingewiesen werden! Aber anders als bei einem normaler Frisör können im Rahmen einer Klinik Ausnahmen leichter durch die ärztliche Leitung angewiesen werden. Nur dazu muss sein behandelnder Arzt wohl auch erst einmal mit ein paar Leuten telefonieren und Absprachen treffen, damit dann so ein Termin stattfinden kann.

    Of course I talk to myself! :nod: Sometimes I need expert advice. :prof:

  • Gut,
    hab zwei Kliniken erreicht, die es zwar intern klären wollten, aber mir dennoch wenig Hoffnung vermitteln konnten.

    Aber falls doch, dann besteht der Problem mit dem Transport:

    Er hat kein Auto und auch keinen Führerschein, im Bekanntenkreis auch nicht.
    (Für Fußweg sind die Kluniken zu weit weg, Fahhrad kann er generell auch nicht fahren, da ist er auch zu unsicher, daver auch motorische Probleme hat)

    Im ÖPNV tragen Mitfahrer Masken. Da traut er sich ja auch nicht rein.
    Taxi ist auch ein Problem: Das Taxiunternehmen dort hat seine Fahrer verpflichtet, ebenfalls Mundnase-Bedeckungen zu tragen. (Gibt nur 1 Taxiunternehmen in seiner Kleinstadt)

  • Dann hilft wohl nur Krankschreibung wegen Maskenphobie bis die Krise vorbei ist, wenn Ihr niemanden kennt, der ein Auto hat.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Hast du mal nach Friseuren gesucht, die Hausbesuche anbieten?
    Vielleicht wäre das noch eine Option da jemanden zu finden.
    Evtl wissen die ambulanten Seniorenbetreuungen da eine gute Anlaufstelle.

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