Was haltet ihr von Weltseele auf YouTube?

  • Ich kann mir aber ehrlich gesagt auch keinen Autisten vorstellen, der mal völlig problemlos lebt, und dann plötzlich nicht mehr. Also ist das Ganze hier doch ziemlich hypothetisch? Normalerweise ist es doch so, dass ein autistischer Mensch auch vor seiner Diagnose, nicht problemlos lebt.

  • Ich kann mir aber ehrlich gesagt auch keinen Autisten vorstellen, der mal völlig problemlos lebt, und dann plötzlich nicht mehr. Also ist das Ganze hier doch ziemlich hypothetisch? Normalerweise ist es doch so, dass ein autistischer Mensch auch vor seiner Diagnose, nicht problemlos lebt.

    Hier hängt es wohl an der Definition von problemlos. Was heißt das genau? Wer lebt schon ohne probleme. Ich glaube damit ist gemeint, dass man sein leben einigermaßen auf die Reihe kriegt, das heißt nicht,d s es nicht anstrengend ist, aber das man eben nicht wie viele andere keine Arbeit findet, oder dauer single ist etc etc. (außer man will dauersingle sein etc.)
    Und dann kann es sehr wohl plötzlich wechseln, wenn sich der rahmen entsprechend ändert. Ich kenne einen Fall, der lebte glücklich vor sich hin, weil er alleine die Außenstelle nahe am meer von einer institution versah. Da lebte er glücklich vor sich hin, bis die Außenstelle geschlossen und er in eine großstadt versetzt wurde und dann brach alles zusammen, weil das eben elementar für seine Zufriedenheit war und sowas kann recht schnell passieren, worauf man auch keinen Einfluss hat

  • @Zodd
    Zustimmung. Ich denke, wenn es den plötzlichen Rahmenwechsel nicht gegeben hätte, wären meine austistischen Merkmale nie aufgefallen. Sie wäre weiter als "ein bisschen langsam hier, ein bisschen ungeschickt da, ein bisschen empfindlich dort" und "kleine persönliche Macken" betrachtet worden, auch von mir.
    Dieser Rahmen aber war eine Nische, die einfach nicht erforderte, etwas zu tun, bei dem die Einschränkungen sich hätten zeigen können.

    Als diese dann spürbar wurden und Einfluss hatten, ging es einfach nicht weiter/RW, und all die anderen "Macken", zu denen ich einen Umgang damit gefunden hatte in der Nische, verstärkten sich und wikten immer mehr auf mich ein, wurden zu Problemen, bzw erzeugten neue zusätzliche Probleme.
    Reizüberflutung und Lärm war immer hindernd, behindernd wurde das erst, als eine Überforderung eintrat, über längere Zeit, zu der kein Ende abzusehen war. Irgendwann reichte eines von beiden allein, um das Überfordert auszulösen. So dass dann auch die bisherigen "Techniken", damit umzugehen nicht mehr funktiontierten, bzw nicht mehr ausreichten, um das Gesamtgefühl Überforderung zu minimieren. Womit mir immer weniger möglich war. Das wieder "umzudrehen" war und ist nicht einfach. Ob ich den "alten Stand" jemals wieder hinkriege, weiß ich nicht. Zumindest wird es schwieriger, ohne vorher eine neue "Nische" gefunden oder geschaffen zu haben.

  • Manche mögen ihn andere nicht.

    Was meint ihr?

    Ich bin inzwischen bei Youtube über Videos von ihm gestolpert und ich erinnere mich auch an ein Video, das vor einiger Zeit hier mal verlinkt wurde. Nun, ich denke mir nett gemacht. Ich sah ein Video mit dunklem Background, was ich vom Design her ganz gelungen fand. Ich bin allerdings (natürlich) nicht immer derselben Meinung - aber da gibt es imo bekanntlich auch keine Einheitsfront. Kurz ein Beispiel: Autisten und Lügen. Meine Beobachtung und Erfahrung ist, dass, ja, viele Autisten sich schwer damit tun, so als sei es eine Art "Todsünde". Anderseits lügen viele Autisten wie gedruckt, sie sind dreist verlogen, lügen, dass sich "die Balken biegen" oder sie haben eine sehr selbstgefällige Definition von Lügen.

    In letters of gold on a snow white kite I will write "I love you"
    And send it soaring high above you for all to read

  • Anderseits lügen viele Autisten wie gedruckt, sie sind dreist verlogen, lügen, dass sich "die Balken biegen" oder sie haben eine sehr selbstgefällige Definition von Lügen.

    Könnte es nicht sein, dass bereits die angebliche Autismusdiagnose eine Lüge war? ^^

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Könnte es nicht sein, dass bereits die angebliche Autismusdiagnose eine Lüge war? ^^

    Natürlich könnte das in manchen Fällen sein.
    Aber ich denke nicht, dass die diejenigen, die schon mal Lügen, dann immer auch die "Fakes" sind. :d
    Ich denke wir hatten über die Jahre im alten/neuen Forum den einen oder anderen Thread zum Thema.
    Ehrlich zu sein, die Wahrheit zu sagen ist sicherlich oft positiv, aber niemals zu lügen manchmal auch negativ.
    Lügen, um andere zu schützen for instance - positiv.
    Und ich denke, dass beim Thema "Betriebsfeier & Co." gar nicht mal so selten User berichtet haben, dass sie gesagt haben "Ich kann nicht, weil ich muss...", obwohl es gar nicht stimmte. Macht aber nichts, verständlich, nachvollziehbar. Hab ich selbst früher gemacht oder ich war so ehrlich und hab gesagt, dass ich kein Bock habe, mir 40 Stunden "Intimitäten" mit "Freunden" reichen und ich dann nicht noch 'ne Schicht Party anhängen muss.

    In letters of gold on a snow white kite I will write "I love you"
    And send it soaring high above you for all to read

  • So eine Aussage ist meiner Meinung nach totaler Quatsch.

    Nein, ich weiss nicht was ein echter Autist ist und ich weiss auch nicht was ich bin, aber ich hab nie interressen durchsetzen können in meiner Mitwelt, andere haben sich vielleicht berufen gefühlt, aber mir wurde das Fach Informatik damals verwärt, weil fingerschnipsende Kinder immer im Vordergrund stehn, besonders diese, die es mit ÄHÄHÄH lauttun. Umd ich kann mich nicht wehren ich lass es zu.

    4 Mal editiert, zuletzt von Clear (30. Mai 2020 um 19:53)

  • "Autistische Züge" ist kein Synonym für "Autismus ohne aktuelle schwerwiegende Probleme".

    Habe ich auch nicht behauptet. Ich habe den Begriff verwendet, da er hier bereits als Beispiel für "Autismus ohne Leidensdruck" angeführt wurde, was aber ohne Weiteres auf "Autismus" hochgestuft werden könne und weil er mir genau für diesen Zweck auch schon begegnet ist:

    In der Freiburger Spezialsprechstunde kommt infolgedessen nicht selten die Bezeichnung „autistische Züge“ zum Einsatz, um den Grenzbereich zwischen ASS und Normalität ( s. klinisches Beispiel 1 ) zu cha-rakterisieren oder ASS bei fehlendem Leidensdruck und hohem psychosozialem Funk-tionsniveau ( s. klinisches Beispiel 2 ) sinnvoll benennen zu können.

    Gleichzeitig habe ich deutlich gemacht, dass auch ein anderer Begriff verwendet werden kann:

    kann zwar keine Diagnose erteilt werden, aber es können autistische Züge bescheinigt werden (man kann es aber auch anders nennen)

    Leider reden wir tatsächlich komplett aneinander vorbei. Schade.

    Aber meiner Überzeugung nach wäre die Praxis, die Du für richtig hältst, gerade für die auf den ersten Blick relativ Unauffälligen fatal.

    Ich halte sie nicht für richtig, sondern für die einfachste und praxisnaheste. Die Alternative "lasst uns neue Kriterien im ICD und DSM definieren" wird, wenn überhaupt, nur langfristig möglich sein. Die andere Alternative "lasst uns die Diagnose vergeben, obwohl Kriterien nicht erfüllt sind" hingegen ist kriminell.

    Ich sehe also schlicht keine andere Möglichkeit, die es schon heute gibt und den langen Weg abkürzen kann.

    Ich glaube, es hat keinen Sinn, hier weiter zu diskutieren.

    Das sehe ich auch so.

  • Das sehe ich auch so.

    Ja, let's agree to disagree. Ich sehe Autismus als einen Persönlichkeitstypus, der je nach Rahmenbedingungen und konkreter Ausprägung, behindernd sein kann. Du siehst Autismus - wenn ich Dich richtig verstehe - als psychische Erkrankung, die nur dieser Persönlichkeitstypus bekommen kann (während eine Depression beispielsweise prinzipiell "jeder" kriegen kann).

    Übrigens ist das, was Riedl dort schreibt, meinem Eindruck nach nicht wirklich "sauber" - was die Forscher dort, wo sie keine Diagnose stellen und wo die Menschen nicht Thema ihrer Forschung sind, vielleicht nicht interessiert. Ich persönlich halte es für einen großen Unterschied, ob jemand an sich einen Persönlichkeitstypus hat, mit dem er bei Leidensdruck eine Autismusdiagnose bekommen könnte, oder ob derjenige sich in der "Grauzone" zwischen Autismus und Nichtautismus bewegt. Das ist für mich etwas ganz anderes.

    Übrigens hatte ich sehr wohl kapiert, dass Du meinst, dass man es auch anders nennen kann. Aber was schlägst Du denn vor (wenn Du mir noch antworten magst)? Auch BAP oder "Schattensyndrom" sind für mich etwas anderes. Im Unterschied zu "autistischen Zügen" bezeichnen sie explizit die "Grauzone". Mir würde beispielsweise "Autismus" und "Autismusdisposition" einfallen, und das zeigt schon, weshalb ich diese "Verrenkungen" nicht hilfreich finde. Denn da "Autismusdisposition" ja dann explizit keine medizinische Diagnose sein soll, würden Prävention und rechtzeitige typgerechte Unterstützung und Förderung, die die Menschen im Idealfall gar nicht erst krank werden lässt, dann komplett "unter den Tisch fallen". Eine stärkenorientierte Vernetzung, bei der die Diagnose durchaus auch positiv empfunden und mit Stärken verbunden wird, wäre ebenfalls verbaut. Übrigens hat Autismus Deutschland e. V. seine diesjährige Bundestagung "Autismus - Stärke oder Störung" genannt und damit die Ambivalenz betont, in der sich autistische Menschen da befinden. So eindeutig als "krankhaft" und rein defizitorientiert, wie Du offenbar glaubst, wird Autismus längst nicht mehr von allen Fachleuten und auch nicht von allen engagierten Eltern gesehen.

    Die Menschen, die in Freiburg keine Autismusdiagnose bekamen, obwohl die Kriterien zutrafen, erhielten meines Wissens nach übrigens nicht etwa keine, weil sie den Diagnostikern zu "gut drauf", zu gut angepasst, zu wenig problembeladen erschienen. Sondern, weil sie, obwohl sie die Diagnosestelle zur persönlichen Abklärung aufgesucht hatten, keine wollten. Wegen möglicher Verbeamtung etwa, oder einfach, weil sie solche "Stempel" für sich ablehnten. Auch bei dem von Dir verlinkten Artikel trifft das auf das Fallbeispiel, wo das so gehandhabt wurde, zu. Das finde ich pragmatisch und fair (auch wenn der Ausdruck "autistische Züge" da wie gesagt meiner Ansicht nach zur Differenzierung ungünstig ist). Einem Menschen, der die Diagnose wollte und wo die Kriterien zutreffen, sie nicht zu geben, weil er aktuell zu gut klarkommt, wäre dagegen meiner Ansicht nach echt problematisch. Aber gut, da kann man unterschiedlicher Meinung sein.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

    2 Mal editiert, zuletzt von Leonora (31. Mai 2020 um 01:12)

  • Übrigens wird in dem Fallbeispiel der Leidensdruck gar nicht als Teil der klinischen Diagnosekriterien ausgezählt:

    Zitat

    Es werden, obwohl die klinischen Diagnosekriterien einer ASS erfüllt wären, „deutliche autistische Züge“ (ohne ICD-10-Kodierung) diagnostiziert.

    Der Grund für die Nicht-Diagnose ist da (wie bei den Fällen aus Freiburg, von denen ich hier und anderswo gelesen hatte), dass er explizit keine Diagnose wollte. "Leidensdruck" scheint hier eher synonym für "Diagnose"- und "Therapiewunsch" verwendet zu werden. "Diagnosewunsch" als Begriff abzulehnen, zumal in einer Publikation, halte ich für richtig, weil er dahingehend missverstanden werden könnte, dass man dort seine "Wunschdiagnose" bekommt. Aber die Diagnosekriterien sind da offenbar dennoch erfüllt und der Patient hätte die Diagnose bekommen, wenn er sich dahingehend geäußert hätte. Das ist etwas ganz anderes, als Menschen allein zu lassen, weil es ihnen aktuell gut geht, oder ihnen die Diagnose (und damit ihre Schutzfunktion) bei einer positiven Entwicklung wieder abzuerkennen.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Ja, let's agree to disagree.

    Gern.

    Ich sehe Autismus als einen Persönlichkeitstypus, der je nach Rahmenbedingungen und konkreter Ausprägung, behindernd sein kann.

    Ich auch.

    Du siehst Autismus - wenn ich Dich richtig verstehe - als psychische Erkrankung, die nur dieser Persönlichkeitstypus bekommen kann (während eine Depression beispielsweise prinzipiell "jeder" kriegen kann).

    Ich sehe ihn im Kontext des DSM und ICD als rein defizitär definiert. Also nicht mehr "kann je nach..behindernd sein", sondern "ist der Fall". Ob die das Behinderung oder Entwicklungsstörung oder psychische Krankheit nennen, ist mir selber egal. Im ICD10 wird es unter dem Kapitel der Psychischen und Verhaltensstörungen eingeordnet und eine Entwicklungsstörung genannt. DSM ist eine Beschreibung von "Mental Disorders". Über die korrekt abwertende Bezeichnung für diese bestimmte behindernde Ausprägung möchte ich nicht streiten.

    Übrigens hatte ich sehr wohl kapiert, dass Du meinst, dass man es auch anders nennen kann. Aber was schlägst Du denn vor (wenn Du mir noch antworten magst)?

    Namen sind da für mich Schall und Rauch, ich denke viel pragmatischer. Wenn jemand eine Autismus-Diagnostik anstrebt und sie nicht bekommt, weil er die klinisch signif.. im DSM und ICD11 nicht erfüllt, gibt's diese Möglichkeiten:

    • er versucht den Diagnostiker zu bestechen
    • der Diagnostiker ignoriert das Kriterium und stellt die Diagnose trotzdem aus

      • in beiden Fällen verliert der Diagnostiker vielleicht seine Zulassung und der Diagnostizierte seine Diagnose
    • er setzt sich auf die Warteliste eines anderen Diagnostikers und bekommt die Diagnose vielleicht wieder nicht
    • er reicht Vorschläge für den ICD12 ein und hofft darauf, dass es dadurch eines Tages möglich sein wird, die Diagnose ohne Erfüllung des Kriteriums zu bekommen
    • der Diagnostiker bietet an, dass wenn in Zukunft das Kriterium erfüllt sein sollte, er relativ unkompliziert die Diagnose ausstellen kann (ohne erneute zwei Jahre warten und drei Stunden Diagnostik)

      • er lehnt ab, weil <hier Deine Begründung einfügen>

    So eindeutig als "krankhaft" und rein defizitorientiert, wie Du offenbar glaubst, wird Autismus längst nicht mehr von allen Fachleuten und auch nicht von allen engagierten Eltern gesehen.

    Das glaube ich gar nicht. Autismus wird im DSM und ICD aber rein defizitorientiert definiert. Du wirst dort keine Stärken aufgelistet finden und sie gehören dort auch nicht rein.

  • Dass zum Zeitpunkt der Diagnostik ein Leidensdruck bestehen muss, damit eine Diagnose gestellt werden kann, ist für mich noch nachvollziehbar.

    Dass eine Diagnose jederzeit zurückgenommen werden kann, sobald kein Leidensdruck mehr vorhanden ist, kann ich allerdings nicht mehr nachvollziehen. Der Leidensdruck kann ja trotzdem im Laufe des Lebens immer wieder mal erneut auftreten.

    Außerdem: Wie soll ich mir das in der Praxis vorstellen? Etwa so:

    Leidensdruck da ---> Diagnose wird gestellt
    Leidensdruck weg ---> Diagnose wird zurückgenommen
    Leidensdruck wieder da ---> Diagnose wird erneut gestellt
    Leidensdruck wieder weg ---> Diagnose wird erneut zurückgenommen

    Ist diese Vorgehensweise nicht im Hinblick darauf, dass Autismus eine angeborene, nicht heilbare Entwicklungsstörung ist, unsinnig? Autismus ist ja schließlich keine Grippe, da mal plötzlich auftritt und dann wieder weg ist.

  • Ist diese Vorgehensweise nicht im Hinblick darauf, dass Autismus eine angeborene, nicht heilbare Entwicklungsstörung ist, unsinnig? Autismus ist ja schließlich keine Grippe, da mal plötzlich auftritt und dann wieder weg ist.

    Das wäre mE völliger Unsinn. Schon das Kriterium "Leidensdruck" hielte ich für problematisch, so es denn tatsächlich diagnoserelevant wäre - den Vergleich mit dem Unterschenkelamputierten habe ich ja weiter oben schon gebracht. Oder auch meine Kurzsichtigkeit: ohne Brille bin ich zwar ziemlich blind, aber ich leide in keiner Weise darunter, zumal ich mit Brille 100% Sehkraft und mich seit langem an das Ding gewöhnt habe. Nach der Logik mit dem Leidensdruck bin ich also gar nicht kurzsichtig im diagnostischen Sinne, ich trage nur eine Brille.

  • Da dieses Unterforum ein googlebarer, frei zugänglicher Bereich ist, könnte ich mir vorstellen, dass "Weltseele" diesen Thread mitliest. In einem seiner Videos erwähnt er glaube ich dieses Forum. Denkbar wäre auch, dass "Weltseele" hier einen Account hat, sich bereits hier an der Diskussion beteiligt hat, sich aber (noch) nicht "outet". Es ist aber alles nur reine Spekulation.

  • Ja, genau. Teilweise dachte ich, ich hätte nur häufiger Pech gehabt mit meinem Umfeld, dass ich nicht richtig "reingekommen" wäre und Anschluss gefunden hätte. Oder, es würde nur eine Kleinigkeit fehlen, die anders laufen müsste, schon wäre alles "normal". Einerseits hatte ich zwar schon seit der Kindheit oft das Gefühl einer tiefen "Andersartigkeit", andererseits sagte ich mir lange, dass das wohl jedem Menschen so gehen würde. Denn schließlich erlebt jeder sich selbst aus der Innen- und andere aus der Außenperspektive. Schließlich kennt man nur sich selbst, das kann es sehr schwierig machen, das richtig einzuschätzen. Oft sind das eigene Leistungsvermögen sowie die Kommunikationsfähigkeiten auch sehr ungleichmäßig und von aktueller Lebenssituation und Tagesform abhängig. Auch das kann eine Erkenntnis, wo eigentlich genau die Probleme liegen, erschweren.

    ich lese mir gerade den Thread durch, weil er einen viel interessanteren Verlauf hat als der Titel vermuten lässt und möchte an dieser Stelle mal wieder ein dito (außer Tagesform) einfügen

  • der Diagnostiker ignoriert das Kriterium und stellt die Diagnose trotzdem aus


    in beiden Fällen verliert der Diagnostiker vielleicht seine Zulassung und der Diagnostizierte seine Diagnose

    Da zumindest verliert er nicht die Zulassung. Die Diagnosen sind nur nichts wert und werden irgendwann bei den Behörden nicht mehr anerkannt. Da gibt es leider bereits Beispiele.
    Dumm nur wenn tatsächlich mal ein "echter" Autist dorthingeht und Hilfe braucht. Das verzögert den gesamten Ablauf. Er muss ja bei einem anderen Diagnostiker von vorne anfangen.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Es ging hier doch gar nicht darum, wo "softer" und wo "strenger" diagnostiziert wird. Auch nicht darum, dass irgendwelche Diagnostiker - warum auch immer - eine Autismusdiagnose auch dann stellen, wenn die Kriterien nicht erfüllt sind, weil der oder die Betreffende das gerne möchte. Sondern darum, ob die Diagnose gestellt wird oder gestellt werden sollte, wenn die Diagnosekriterien zutreffen, aber kein aktueller Leidensdruck vorhanden ist. Es ist keineswegs eindeutig geklärt, dass "klinisch signifikante Beeinträchtigungen" ein Synonym für "Leidensdruck ist.

    Die tatsächliche diagnostische Praxis, in dem Aufsatz von Riedl beschrieben wird, klingt zumindest für mich ganz anders als das, was hier beschrieben wurde. Das deckt sich mit dem, was ich von Leuten, die in Freiburg die Diagnose nicht bekamen, hier schon las. Die Diagnose wird nicht verweigert, wenn die Kriterien zutreffen (und hier ist eben nicht von Leuten in der "Grauzone" die Rede), sondern "kein Leidensdruck" umschreibt, wenn jemand keine offizielle Diagnose möchte. Die Autismusambulanz geht da offenbar ähnlich vor wie der Sorting Hat bei Harry Potter. Der Sorting Hat will Harry erst Slytherin zuteilen, weil er sämtliche Eigenschaften dafür besitzt (andernfalls gäbe es die Option nicht). Aber da er nicht möchte, wird er nicht dorthin geschickt, sein eigener Wunsch wird berücksichtigt. Anders ist das Fallbeispiel von Riedl für mich nicht nachzuvollziehen.

    Da dieses Unterforum ein googlebarer, frei zugänglicher Bereich ist, könnte ich mir vorstellen, dass "Weltseele" diesen Thread mitliest. In einem seiner Videos erwähnt er glaube ich dieses Forum. Denkbar wäre auch, dass "Weltseele" hier einen Account hat, sich bereits hier an der Diskussion beteiligt hat, sich aber (noch) nicht "outet". Es ist aber alles nur reine Spekulation.

    Das wäre meiner Einschätzung nach kein Problem. Hier und in dem anderen Thread ist er kritisiert, aber nicht persönlich angegriffen worden. Es gibt ja auch Leute, die seine Videos gut finden.

    ich lese mir gerade den Thread durch, weil er einen viel interessanteren Verlauf hat als der Titel vermuten lässt und möchte an dieser Stelle mal wieder ein dito (außer Tagesform) einfügen

    Die Tagesform ist ein Aspekt, vor allem, wenn ich am Tag davor (oder sogar mehrere Tage) sehr beschäftigt und davon erschöpft bin. Ich brauche halt ausreichend Zeit für mich, um mich erholen zu können.

    Das glaube ich gar nicht. Autismus wird im DSM und ICD aber rein defizitorientiert definiert. Du wirst dort keine Stärken aufgelistet finden und sie gehören dort auch nicht rein.

    Ersteres weiß ich durchaus, letzteres sehe ich anders. Nicht in dem Sinne, dass dort konkrete Stärken aufgezählt werden sollten (je nach Ausprägung sind die halt auch bei jedem autistischen Menschen anders). Aber das ungleiche Fähigkeitenprofil, mit größeren "Ausschlägen" in beide Richtungen ist sehr charakteristisch für Autismus, und dieser Aspekt sollte meiner Ansicht nach schon berücksichtigt werden.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Dass zum Zeitpunkt der Diagnostik ein Leidensdruck bestehen muss, damit eine Diagnose gestellt werden kann, ist für mich noch nachvollziehbar.

    Dass eine Diagnose jederzeit zurückgenommen werden kann, sobald kein Leidensdruck mehr vorhanden ist, kann ich allerdings nicht mehr nachvollziehen. Der Leidensdruck kann ja trotzdem im Laufe des Lebens immer wieder mal erneut auftreten.

    Außerdem: Wie soll ich mir das in der Praxis vorstellen?

    Ich halte das für ein Missverständnis. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich "zurückgenommen" je geschrieben habe, mag aber auch nicht noch einmal meine Beiträge alle durchlesen.

    Meine Aussage war immer nur, dass eine Diagnose nicht deswegen erneut ausgestellt werden kann, weil man sie früher schon einmal bekam. Auch dann nicht, wenn es derselbe Diagnostiker ist, der sie früher vergeben hat. Wenn die Kriterien zum Zeitpunkt der Diagnostik nicht erfüllt sind (aus welchen Gründen auch immer), kann die Diagnose nicht gestellt werden. Ebensowenig kann sie gestellt werden, weil Kriterien in Zukunft vielleicht erfüllt sein könnten.

    Zur Frage der Praxis: da müssen wir irgendetwas konstruieren, weshalb man sich erneut in die Diagnostik begibt. Vielleicht wird man vom Amt gezwungen (ich weiß nicht, ob das möglich ist), vielleicht möchte man sich eine zweite Meinung einholen, vielleicht möchte man wissen ob man nach Jahren mühsamer Therapie immer noch das Krankheitsbild zeigt, vielleicht ... ich kann da ebenso wie Du nur über Motive spekulieren, weshalb man das überhaupt machen sollte.

    Also um Dein Schema aufzugreifen:

    Kriterien erfüllt ---> Diagnose wird gestellt
    Kriterien nicht erfüllt ---> Diagnose kann nicht erneut gestellt werden
    Kriterien wieder erfüllt ---> Diagnose wird erneut gestellt
    Kriterien wieder nicht erfüllt ---> Diagnose kann wieder nicht erneut gestellt werden

  • Aber das ungleiche Fähigkeitenprofil, mit größeren "Ausschlägen" in beide Richtungen ist sehr charakteristisch für Autismus, und dieser Aspekt sollte meiner Ansicht nach schon berücksichtigt werden.

    In dem Moment, in dem Du Stärken in einen solchen Krankheitskatalog aufnehmen würdest, wären es keine Stärken mehr. Es würde den Sinn von solchen Handbüchern ad absurdum führen, positive Aspekte mitzubenennen.

    Da stehen auch keine möglichen positiven Effekte von Depressionen, die dazu führen können, das Leben umzukrempeln und anschließend zufriedener als zuvor zu leben oder mehr Mitgefühl mit anderen Wesen zu entwickeln etc., alles dort sind rein defizitäre Definitionen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!