Fachärzte und ihre (nicht vorhandenen) Autismuskenntnisse

  • Hallo,

    heute war ich bei einem Psychiater, da ich umgezogen bin, kannte ich ihn nicht.
    Das Gute ist: Es ist echt ein supernetter Arzt!

    Aber zu meiner Aspergerdiagnose meinte er, dass das nicht mit den Depressionen zusammenhängt,
    da es keinen Zusammenhang zwischen Asperger und Depressionen gibt. Er grenzte Asperger auch
    klar vom Autismus ab, denn Asperger sind ja sehr intelligent. Ich glaube, er denkt, man kann froh sein,
    wenn man als Asperger geboren wird. :?

    Aber die Depressionsrate und Suizidrate ist ja unter Autisten um ein vielfaches höher als in der Normalbevölkerung,
    natürlich gibt es einen Zusammenhang.
    Bei mir ist es zB das Nicht-zu-den-Menschen-Gehören. Aber das können NTs nicht nachvollziehen ...
    Außerdem stressen mich auch viele Dinge, die für andere eher auszuhalten sind.

    Irgendwie hat der Arztbesuch mal wieder nichts gebracht. Ich muss halt mit meinen schlimmen Gedanken
    irgendwie noch 40 Jahre durchhalten ...

    Und glaubt ihr, dass es sehr schlimm ist, wenn man keine Nacht richtig schläft?
    (Bei mir geht das seit 2 Monaten so. Es könnte halt mit der Wohnung zusammenhängen, aber auch mit der
    Situation oder beidem).

  • Es ist natürlich schade, dass du so eine enttäuschende Erfahrung machen musstest.

    Auch mir ist sowas schon passiert, und deshalb glaube ich, es wird kein Einzelfall sein.
    Auch ein Facharzt kann nicht alles aus seinem eigentlichen Fachgebiet zu 100% supergut abdecken bei der Behandlung seiner Patientinnen.

    Immerhin hältst du ihn für einen netten Mitmenschen! -

    Diese Äußerungen, die er bei deinem Besuch zu AS+ASS abgegeben hat, sprechen ja für sich. Er hat auf diesem Gebiet keine Kompetenzen. Nimm ihn für das, was er gut kann, und suche dir für den "Rest" einen anderen.
    Was kann er denn gut?
    Oder musst du das noch herausfinden?

    Vielleicht wäre es dann doch besser, einen anderen Psychiater zu suchen.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Tut mir leid, dass es bei dem neuen Psychiater so für dich gelaufen ist.

    Ich denke schon, dass man zusätzlich zu Asperger auch noch Depressionen haben kann. Es ist natürlich sehr schade, dass der Psychiater darauf überhaupt nicht
    weiter eingegangen ist. Er hätte dir wenigstens ein AD verschreiben können, damit sich deine Stimmung bessert und du vor allem auch Nachts besser schlafen
    kannst.

    Vielleicht solltest du dich noch einmal nach einem anderen Psychiater umsehen.

  • Ich denke schon, dass man zusätzlich zu Asperger auch noch Depressionen haben kann.

    Es haben sogar sehr viele Asperger-Autisten Depressionen.

    Der Psychiater scheint sich überhaupt nicht mit Autismus auszukennen. Autisten sind keine gefühllosen Roboter. Natürlich können Autisten an Depressionen erkranken.

  • Vielleicht findest du einen guten Artikel über Asperger + Depressionen, dann könntest du ihm den nächstes Mal mitbringen.

    Mir stellt sich aber auch die Frage, was er zur Behandlung der Depression vorgeschlagen hat. Da ist es ja erstmal egal, ob es mit Asperger zusammenhängt oder nicht, behandelt werden muss es sowieso.

    Falls in deinem Diagnostikbericht was Brauchbares drinsteht, könntest du ihm den auch noch geben, falls du das nicht eh schon gemacht hast.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Was kann er denn gut?
    Oder musst du das noch herausfinden?

    Das muss ich noch herausfinden.

    Er hätte dir wenigstens ein AD

    Doch, das sol ich bekommen, wobei noch nie eins geholfen hat. Und ich habe auch mehrfach nachgehakt, dass ich gerne etwas hätte, was sofort hilft. Davon soll ich auch ein paar Tabletten - für den Notfall - erhalten.
    Aber da das Computersystem abbgestürzt war, muss ich morgen wegen dem Rezept hin.

    Natürlich können Autisten an Depressionen erkranken.

    Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt. Er meinte glaube ich nicht, dass sie das nicht können, aber er sah keinen Zusammenhang zwischen meinem Autismus und der Depression. Natürlich ist nicht jeder Autist depressiv, aber ziemlich viele und ich sehe einen direkten Zusammenhang. Ich würde auch sagen, dass meine Depression eher untypisch ist.

    Falls in deinem Diagnostikbericht was Brauchbares drinsteht, könntest du ihm den auch noch geben, falls du das nicht eh schon gemacht hast.

    Ja, er hat sowieso gefragt, ob ich eine Autismus-Diagnose habe. Das wäre eine Idee, ihm das morgen noch mal zu zeigen.

  • Hallo @Fidoline!

    Was Artikel bezüglich der Verbindung ASS/Depressionen anbelangt, könntest du mal auf https://www.spectrumnews.org/ schauen. Dort solltest du einiges finden.

    Zum Schlafen kann ich ein Melatonin-Spray empfehlen. Gibt es bei Rossmann (und eventuell auch bei DM). Bei mir funktioniert es meistens sehr gut und es wurde in einer Studie mit schlafgestörten autistischen Kindern auch für dauerhaft wirksam befunden.

    "Auf der Metaebene lässt sich Abstand gewinnen zum Geschehen. [...] Und dabei zeigt sich, dass es andere Perspektiven, andere Erlebensweisen und viel mehr Möglichkeiten für Lösungen gibt, als sich der Mensch in seiner alten kleinen Welt hatte träumen lassen." (Brit Wilczek)

  • Aber zu meiner Aspergerdiagnose meinte er, dass das nicht mit den Depressionen zusammenhängt,
    da es keinen Zusammenhang zwischen Asperger und Depressionen gibt

    Es könnte sein dass da ein Missverständnis vorliegt. Er meint dass Asperger und Depression nicht von der genetischen Grundlage her zusammengehören so wie z.B. Asperger und ADHS. Du meinst vermutlich dass die Depression sich aus langen Problemen aufgrund des ASS heraus entwickelt hat. Ihr habt also "Zusammenhang" verschieden definiert. Kann das sein?

    Ansonsten kann er als Psychiater vermutlich nicht viel machen außer die Depression eine Zeitlang mit Medikamenten erleichtern. Da wäre vielleicht ein Psychologe besser.

  • Zum Schlafen kann ich ein Melatonin-Spray empfehlen. Gibt es bei Rossmann (und eventuell auch bei DM). Bei mir funktioniert es meistens sehr gut und es wurde in einer Studie mit schlafgestörten autistischen Kindern auch für dauerhaft wirksam befunden.

    Das interessiert mich sehr, weil es eins meiner Kinder auch nimmt (mit wechselndem Erfolg).

    Kannst du mir einen Link zu der Studie zukommen lassen?

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • @Fidoline

    Der Herr Psychiater dürfte aber wissen, dass chronische Überforderung und chronischer psychosozialer Stress in einer Depression enden können (es meist auch tun x( ).

    Er sollte also eine Anamnese erheben und nicht einfach unbedarfte, unbewiesene Theorien zum Besten geben.

    Klinge ich jetzt ungeduldig und genervt? Ja, wahrscheinlich. Solche "Besserwisser" sind mir einfach ein bisschen zu oft im Leben begegnet. Das ist ein Riesentrigger für mich.

    Fidoline , behalte deine Nerven, bleibe bei deinen Anliegen, nur ich ziehe mich jetzt raus aus der Debatte, weil es mich an sehr viele unerquickliche Begegnungen der unbelehrbaren Art erinnert. Viel Erfolg für dich!

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Ich muss halt mit meinen schlimmen Gedanken
    irgendwie noch 40 Jahre durchhalten ...

    Und glaubt ihr, dass es sehr schlimm ist, wenn man keine Nacht richtig schläft?
    (Bei mir geht das seit 2 Monaten so. Es könnte halt mit der Wohnung zusammenhängen, aber auch mit der
    Situation oder beidem).

    Kannst du dir nicht einen anderen Arzt suchen? Oder wenn er wenigstens nett ist, mit ihm arbeiten?
    Ich hätte vermutlich gesagt "Also neulich habe ich da noch anderes gelesen, ich lese sehr viel über Autismus seitdem ich die Diagnose habe und habe darüber ein anderes Bild"
    Vielleicht will er dann mehr darüber wissen.
    Wenn er abblockt, würde ich auch denken das er nicht der richtige ist, nett hin oder her.
    Bei meiner Psychotherapeutin war es ja am Anfang auch so, zuerst meinte sie auch ein eher klischeehaftes Bild über AS zu haben und schloss es bei mir aus aber ich erklärte ihr dann das ein Kollege von ihr Autismus bei mir vermutet nachdem was ich ihm erzählt hatte und eine Liste mit dem für und wieder zu AS vrs. schizoide PS vorgetragen, danach hat sie angefagen zumindest darüber nachzudenken.
    Nachdem ich die Diagnose aus Bochum habe, zweifelt sie nicht mehr daran.
    Ich denke, wenn Ärzte nicht gleich abblocken und sich immerhin noch was erklären lassen, sind sie auch lernfähig.

    Zu dem schlafen, nein das ist nicht normal, und ich denke das kann sehr belastend sein, jedenfalls aus meiner Erfahrung, ich brauche einfach Schlaf, 9 Stunden auf jeden Fall.
    Wenn ich die nicht bekomme bin ich dünnhäutiger, nicht so leistungsfähig.
    Bei anderen kann ich sagen das das auch daher kommt das zu viel im Kopf rumgeht.
    Alles Neue und Umstellungen können sowas auslösen, ist bei mir schon oft so gewesen.

    Go bad or go home!

  • Also, irgendwie habe ich nur Pech ... er hat mir ja ein Antidepressivum verschrieben, doch das sind Hartkapseln mit Gelantine und die esse ich nicht. Ich kenne Tabletten gegen Depressionen eigentlich nur als normale Tabletten.

    Würdet ihr noch mal zu ihm gehen und euch andere Tabletten geben lassen oder halt einfach keine nehmen?

    Vielleicht ist er ja genervt.

  • Auf jeden Fall nochmal nach einem anderen Rezept fragen. Vielleicht würde es sogar telefonisch reichen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Also, irgendwie habe ich nur Pech ... er hat mir ja ein Antidepressivum verschrieben, doch das sind Hartkapseln mit Gelantine und die esse ich nicht. Ich kenne Tabletten gegen Depressionen eigentlich nur als normale Tabletten.

    Würdet ihr noch mal zu ihm gehen und euch andere Tabletten geben lassen oder halt einfach keine nehmen?

    hast du denn Erfahrungen mit Antidepressiva ? ich meine, wichtiger als die Kapsel ist ja Wirkstoff und Wirkungsweise, da müsste der Fachmann dann Alternativen parat haben :idea:


    Und glaubt ihr, dass es sehr schlimm ist, wenn man keine Nacht richtig schläft?


    hast du schon einmal Neuroleptika deswegen genommen oder gab es den Vorschlag ?

    Einmal editiert, zuletzt von Pechblende (13. Mai 2020 um 19:53)

  • hast du denn Erfahrungen mit Antidepressiva ? ich meine, wichtiger als die Kapsel ist ja Wirkstoff und Wirkungsweise, da müsste der Fachmann dann Alternativen parat haben :idea:

    Jupp. Aber den gibt's in der Regel auch in anderer Darreichungsform. Mitunter sogar als Tropfen. Aufgrund meiner Laktoseintoleranz müsste auch immer eine ganz genaue Marke auf dem Rezept stehen und dann ein Kreuzchen gesetzt werden, dass genau dieses Präparat in der Apotheke ausgegeben werden soll und eben nicht die für die KK günstigere Alternative.

    Ich schreibe in der Regel vom mobilen Endgerät aus - merkwürdige Wortkonstrukte sind ggf. der Autokorrektur geschuldet

  • ich habe schon alle Antidepressiva ausprobiert, die es auf dem Markt gibt und keine hat geholfen, bis mir mein Neurologe eins verschrieben hat, das so toll ist gegen Schlafstörungen, das hat wohl auch mein Leben gerettet. Ich muss dazu sagen, dass ich zusätzlich noch RLS habe und im Schlaf um mich schlage, weil ich so intensive Träume habe, dann werde ich ständig wach. Jetzt schlafe ich wie ne Tote (RW). Das Medikament macht nicht abhängig und verursacht bei mir keine Gewichtszunahme, wie es häufig bei anderen der Fall ist. Es wird komischerweise nur selten verschrieben, daher bin ich leider erst spät zu dem gekommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Karou (13. Mai 2020 um 20:35)

  • hm ich hab schlaftechnisch ganz gute Erfahrungen mit Quetiapin und Atosil, aber die Nachwirkungen in den Tag rein sind bisserl heftig fürs Arbeitsleben und ganz grundsätzlich sind solche Mittelchen mmn keine Empfehlung für Dauergebrauch

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