fühle mich falsch - Wieso leide ich so unter der Situation und andere finden es eher gut?

  • Ich lese immer mehr von Autisten, die überwiegend Vorteile sehen in der momentanen Situation. Gut, ich weiß natürlich nicht, wer von denen wirklich die Diagnose hat oder sich "nur" ne Eigendiagnose verpasst hat (sorry, aber ich halte davon nichts, ich finde, Autismus kann man sich nicht selbst diagnostizieren) Ich kann doch nicht die einzige Autistin sein, die im Moment überhaupt nicht klar kommt und keine Vorteile sehen kann??!
    Ich lebe immer schon sehr zurückgezogen und arbeite von Zuhause aus. Darin ändert sich nichts. Trotzdem fühlt sich alles anderes an. Ich habe Dauer-Angstzustände.
    Das einzig Positive ist, ich habe keinen Druck mehr, Verabredungen einzuhalten und ein schlechtes Gewissen, wenn ich sie absagen muss. Aber ich kann zum Beispiel nicht mehr einkaufen. Überall sind die Regeln anders. Ich bin so bedacht darauf, diese 1,5 m Abstand einzuhalten, dass ich mich auf den Einkauf nicht mehr konzentrieren kann. Diese Klebebänder sind auch nicht logisch angebracht. Sie fehlen in den schmalen Gängen. Und wenn man von Gang abweichen muss z,.B zur Wursttheke und dann seitlich steht? Ich weiß nicht, wie ich mich abgesehen vom Hauptgang verhalten soll. Wenn mir jemand entgegenkommt, obwohl ich noch vor einem Regal stehe und dann keine 1,5 m Meter Abstand einhalten kann. Ständig die Leute im Blick haben zu müssen, damit man sich nicht zu nahe kommt. Das fordert meine ganze Konzentration. Ich will Regeln auch richtig befolgen und bin dann den ganzen Einkauf über damit beschäftigt, sodass ich die Hälfte vergesse. Heute musste ich den Einkauf abbrechen. Absoluter Meltdown. Ich kann meinen Einkauf nicht so machen wie sonst. Und einlaufen ist wegen der Reize eh schon schwierig. Ich lese hier, dass viele meinen, dass mit den Klebestreifen könne ruhig zu bleiben, endlich keine Leute mehr beim Einkauf, die einem auf die Pelle rücken. Mir rückt fast nie jemand auf die Pelle. Vielleicht weil ich in einer Kleinstadt lebe und nicht bei den ganz kleinen Discountern einkaufe, aber es ist nie so voll, dass mir Leute in den Nacken atmen oder mir in die Hacken fahren (von der Weihnachtszeit abgesehen).
    Es war schon immer so, dass mir kleinste Veränderungen große Angst gemacht haben. Auch nehme ich die veränderte Umgebung irgendwie intensiver anders wahr als andere. Schon als Kind. Schon immer. Und dass nun alle so anders sind, so vorsichtig, so misstrauisch, so angespannt, dass spüre ich massiv im Supermarkt und ich finde es gruselig. Eine ganz komische Atmosphäre. Es fühlt sich alles falsch, alles anders an als sonst.
    Auch müssen wir in mehrere Supermärkte (ich kann nicht mehr alleine einkaufen, nur noch mit meinem Freund), weil wir z.B Toilettenpapier kaum finden oder meine Brotsorte ist alle. Ich esse nur bestimmte Sachen. Einige sind im Moment schwer zu bekommen.
    Und in jedem Supermarkt gibt es andere Regeln. Einige haben Klebestreifen, aber die sind alle nicht einheitlich. Andere lassen nur noch eine Person mit Einkaufswagen rein, andere verteilen so Nummern am Eingang. In den meisten Supermärkten hat man nun zwangsläufig Kontakt zu Security Leuten. Entweder, weil sie einem eine Nummer in die Hand drücken oder die einem sagen, man darf nur mit Wagen rein. Das schon ist Stress für mich, ich will am Eingang einfach nicht angesprochen werden. Ich will so einkaufen wie immer. Bald soll wohl in ganz D eine Maskenpflicht kommen. Super, ich ertrage Stoff über Mund und Nase nicht, dann kann ich gar nicht mehr in den Supermarkt.
    Ich bin dauer angespannt. Kann nicht schlafen. Dazu kommt eine hypochondrische Angst. Und nun lese ich in sämtlichen Foren von Autisten, denen das alles eher gefällt, als das es belastend ist. Für mich hat sich eigentlich nicht viel geändert. Und doch empfinde ich es gerade so, dass die ganze Welt Kopf steht und ALLES ANDERS ist und ich mich frage, wie ich das aushalten soll. Was stimmt denn mit mir nicht?

  • Hi , du sagst es schon . Außer Aspie hast du auch hypochondrische Ängste. Dazu neige ich beispielsweise gar nicht.
    Aber das die Welt anders ist, das stimmt natürlich. Ich hatte nur schon so lange mit so etwas Ähnlichem gerechnet, dass mich alles nicht so sehr überrascht.
    Ich habe mein Einkaufen völlig eingeschränkt, und esse, was da ist. Das ist so wie im Krieg, zumindest fühle ich mich so. Wenn ich einkaufen gehe, trage ich Mundschutz, Handschuhe, Sonnen brille, Mütze und gehe in den Supermarkt, vor dem am wenigsten Autos stehen - ist bei uns der Penny.

    Stimmen tut mir dir alles. Jeder verarbeitet Ausnahmesituationen anders.

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

  • Mir geht es sehr ähnlich wie Dir. Ich hab in extremen Stresssituationen immer viel Bewegung gemacht, war ganztägig in den Bergen unterwegs.. In Österreich darf man leider keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen, ohne Auto komm ich nicht aus der Stadt heraus, mit dem Rad hab ich nie lange Touren gemacht und die Radwege sind alle voller Menschen, ebenso sämtliche Naherholungsgebiete, wo ich normalerweise meine Ruhe finde.

    Jetzt sitz ich seit 3 Wochen [alleine] in der Wohnung, unter mir ist eine Familie mit zwei Kindern, die Fußball spielen, die trainieren täglich in der Wohnung, der Trittschall ist heftig.

    Einkaufen finde ich wegen der ganzen Regeln auch sehr anstrengend. Ich zahl auch immer noch mit Bargeld, obwohl sie wollen, dass man kontaktlos zahlt, aber ich hab das NFC auf meiner Bankkarte noch nicht, hab das vor zwei Wochen erst bestellt und noch keine neue Karte bekommen. Die Maske sorgt dafür, dass meine Brille so stark beschlägt, dass ich nichts mehr sehe.

    Konzentration hab ich gar keine mehr, ich putze weder noch lese ich Bücher oder mache sonstwas Produktives.

    Job ist auch unsicher geworden, da in einer Branche tätig, die am stärksten betroffen ist. Ich kann an dieser Situation nichts Positives finden. Ich hab früher gerne mal Tage in der Wohnung verbracht, aber dafür dazwischen auch Tage ganztägig außerhalb der Stadt in der Natur. Das ist derzeit sehr schwer auf legalem Weg möglich.

  • Ich habe mein Einkaufen völlig eingeschränkt, und esse, was da ist. Das ist so wie im Krieg, zumindest fühle ich mich so.
    [...]
    Jeder verarbeitet die Ausbahmesituationanders

    Ich essen zum Großteil seit Monaten Haferflocken mit Magerquark, Preiselbeeren und Milch. Das werden die wenigsten hamstern. Ab und an mal Brötchen oder eine andere Abwechslung. Daher bekomme ich das Fehlen von vielen Artikeln gar nicht so mit. Klopapier ist eine Ausnahme, aber bis jetzt gab es just zu dem Zeitpunkt wo ich bald ne neue Rolle brauchte auch ne Packung für mich. Da ich bei Hygieneartikel sowieso vorausschauend kaufe, hab ich da nicht so ein Druck. Das es nicht immer alles bei mir im Rossmann gibt, drei Drogerien auf 65000 Einwohner + Umland, daran hab ich mich auch schon vorher gewöhnt.
    Die Logik der Maßnahmen im Supermarkt folgt keiner Logik das hab ich schon am Anfang gesehen und mich damit abgefunden. Ich kenne ja auch das Klientel das in meinem Supermarkt einkaufen geht. Der Abstand wird an der Kasse peinlich eingehalten, aber in den Obst und Gemüsefächern wird immernoch nach den besten Stücken wie eh und je gegrabelt. Ich kaufe schon seit Ewigkeiten kaum frisches. Eher Konserve oder TK. Ab und an ne Banane. Die gibt's ja nicht gefrostet.
    Alles in allem hab ich beim Einkaufen kaum bis keine Probleme.
    In der Kneipe/Kino etc. war ich schon ewig nicht mehr, soziale Kontakte (außer Familie) waren auch schon vorher Fehlanzeige und das die Stadt leer ist stört mich auch nicht. Finde es sogar sehr schön. Kann ewig so bleiben. Gut, beim Sport muss ich mich einschränken. Einiges wurde abgesagt. Der Kraftraum ist zu, jedoch hab ich sowieso einiges an Geräten zuhause. Ob das nun nötig war ist eine andere Frage. Da ich regelmäßig die Sportarten wechsel, z. B. Schwimmhalle nur im Winter usw. kann ich damit auch noch umgehen. Es hängt davon ab ob noch mehr eingeschränkt wird. Dann werde ich auch rebellisch. Alles hat Vor und Nachteile. Wie von @Rhianonn geschrieben hat, jeder reagiert da anders und hat auch einen anderen Background.

  • Ich kaufe auch das ein was da ist. An Obst kaufe ich nur Äpfel abgepackt und Bananen. Das andere ist mir zu riskant, denn wer weiß wer das schon alles in der Hand hatte. Sonst esse ich Obst aus der
    Konservendose. Ansonsten habe ich keine Probleme mit dem Einkaufen.

    Zu Hause habe ich meinen Balkon, auf den ich mich setzen kann und lese dort sehr viel. Dann beschäftige ich mich noch mit meinen SI. So komme ich ganz gut durch den Tag.

  • @Cinnamony, mit Dir stimmt alles. Jeder Autist ist anders, so wie jeder NT anders ist.

    Du hast zufällig nur die Beiträge der Autisten gelesen, denen es in dieser Situation gut geht. Es gibt aber viel mehr von denen, die es so ähnlich wie Du empfinden.

    Versuch mal, in Deinem Leben das "was stimmt mit mir nicht" zu streichen. Du bist wie Du bist und das darf auch so sein. Konzentrier Dich auf das, was Du kannst.

  • Ich bin so bedacht darauf, diese 1,5 m Abstand einzuhalten, dass ich mich auf den Einkauf nicht mehr konzentrieren kann.

    Diese 1,5m sind vor allem dort wichtig, wo man länger zusammen herumsteht. An der Wursttheke, an der Kasse, am Flaschenautomaten.
    Wenn man sich irgendwo in einem Gang begegnet, ist die Zeitdauer der Begegnung so kurz, dass der eine Atemzug, den man von einem vielleicht Infizierten abbekommt, gar nicht genug Viren enthält, um sich zu infizieren.
    Es galt ja die Regel, dass man erst nach 15 Minuten zusammen mit einem Infizierten in weniger als 1,5m Abstand wirklich ein signifikantes Risko hat, unter Verdacht zu stehen.
    Garade weil die 1,5m-Regel vielen Leuten schwer fällt, haben ja einige Supermärkte die Einkaufswagenpflicht eingeführt. Mit einem Wagen zwischen 2 Kunden ist der Abstand immer OK.
    In meinem Rewe sind die Regale immer noch an der gleichen Stelle, der Inhalt ist für einen Dorf-Rewe typisch ab und zu mal nicht vorhanden, aber beim nächsten Einkauf ist wieder was da.

    Da mir sonst ständig schwatzende Leute dicht aufgelaufen sind an der Kassenschlange finde ich den aktuellen Zustand in der Tat gut.

    Ich würde auch sagen, dass in diesem Fall nicht die Autistin in Dir leidet, sondern die Phobikerin.

    Anfangs war ich auch in einem unruhigen, leicht panischen Zustand. Aber ich habe mich mit Informationen von seriösen Quellen versorgt und die ganzen Verschwörungstheorien ignoriert, schlimmstenfalls noch meine Meinung dagegen kund getan und inzwischen habe ich mich mit der Situation arrangiert. Die Hamsterkäufer haben sicherlich auch ihren Anteil an der anfänglichen Angst gehabt. Wenn man sieht, wie manche Leute völlig irrational die Läden leer kaufen, hat man entweder Angst oder Wut. Das kann anstecken. Aber zum Glück wohnen diese Leute wohl in sehr kleinen Wohnungen und nach der 100. Packung Klopapier und der 50. Packung Nudeln war einfach kein Platz mehr. Jetzt gibt es hier eigentlich wieder fast alles.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Für mich ist manches an der derzeitigen Situation gut und manches schlecht.
    Gut ist: die Straßen sind frei, ich darf mehr Heimarbeit machen als normal, alle Besprechungen fallen aus, keiner ruft an und macht Druck wegen irgendwas, ich habe wieder ein Einzelzimmmer, in Arztpraxen ist es viel ruhiger als sonst, man kriegt schneller Termine, es sind weniger Leute draußen unterwegs, ich kann öfter allein sein. So sollte es immer sein. Es fühlt sich manchmal so an, als hätte sich die Bevölkerung halbiert.

    Schlecht ist: ich habe meine Struktur teilweise verloren, weil ich meinen Heimarbeitstag tauschen musste, jetzt funktionieren manche Dinge nicht mehr so wie vorher, weil ich die gewohnte Reihenfolge nicht einhalten kann. Im Supermarkt ist es jedes Mal anders. Letztes Mal hatten sie den Eingang verlegt, weil alle Kunden nur auf einer Seite reingehen und auf der anderen Seite rausgehen sollten.
    Ich empfinde manche Leute als ziemlich unentspannt. Aber auf meinen Einkauf kann ich mich trotzdem noch konzentrieren, zumal ich eh im Großen und Ganzen immer das gleiche kaufe.
    Meine Therapie ist grade pausiert, aber ich habe anderweitig noch (praktische) Unterstützung, das hilft mir grade mehr als die Therapie.

    Ich würde auch sagen, dass in diesem Fall nicht die Autistin in Dir leidet, sondern die Phobikerin.

    Die Struktur ist weg, deshalb kriege ich Sachen nicht erledigt. Das ist schlecht, aber es macht mir keine Angst, ich muss mich neu orientieren und organisieren. Ich finde, als Aspie/Hochfunktionaler kann man viel über den Verstand regeln, also sich Dinge rational erklären und Lösungen finden. Bis man sich umorientiert hat, läuft manches chaotisch.
    Ich versuche, wenn möglich, irrationale Gedanken im Zaum zu halten.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Was mich belastet ist, dass es jeder Laden gefühlt alle 3 Tage anders regelt. Selbst die erreichbaren dm Märkte handhaben es jeder anders.

    Ich habe jetzt beschlossen, dass frisches ausschliesslich auf dem Markt (oder wahlweise noch im Unverpacktladen) geholt werden soll. Dort ist derzeit Selbstbedienung untersagt. Mündlich bestellen fällt mir zwar schwer, aber es ist mir derzeit lieber als angegrabbelte Sachen. Hier auf dem Markt überwacht das Ordnungsamt auch den Abstand.
    Dadurch muss ich dann relativ selten in den Supermarkt, vor allem für Milchprodukte.
    Was dm angeht werde ich es mal probieren die online vorbestellen und im Markt abholen Variante zu testen. Dann muss ich da nicht durchwuseln. Eventuell ist das stressfreier.

    Kaufland sieht mich so schnell nicht wieder. Die haben irgendwie ein System mit Einlassmarken, das ist mir zu kompliziert in dem Zusammenhang mit der Ausgabe durch einen eher schlecht geschützten Studenten. Wer wann die Wagen desinfiziert könnte ich nicht erkennen.
    Bei Lidl muss man sich den Wagen holen (also fass ich erstmal an die Stelle vom Vorgänger), dann wird nur an den Griffen von oben Alkohol draufgesprüht - keinerlei Einwirkzeit. Ebenfalls vermutlich ein Student, der lediglich Handschuhe bekommt.
    Von solchen Pseudodesinfektionen halte ich nichts. Daher werden diese Läden mich so schnell nicht wieder sehen.

    Globus macht es hier sehr vorbildlich. Da dürfte die Desinfektion aufgrund der gegebenen Einwirkzeit auch überhaupt eine Chance haben. Da sind auch die Gänge so breit, dass auch der Abstand seitlich machbar ist (das ist mir sonst nämlich auch ein Rätsel).

    Vielleicht lohnt es sich für dich auch zu schauen mit welchem System du klarkommst und hast dann eine für dich sichere Anlaufstelle was Einkäufe angeht?

  • Ich denke es spielt keine Rolle ob obst oder gemüse abgepackt ist, da ich es sowieso vorher wasche.

    Für mich fühlt es sich auch einsamer an als es vorher schon war. Ich hoffe aber das ich als positives aus der Situation ziehen kann auch wenn alles vorbei ist weiter vom HOme Office aus zu arbeiten, da ich mich besser konzentrieren kann als im Büro. Und die Leute mit denen ich hauptsächlich von Berufs wegen kommunziere arbeiten sowieso in anderen Städten und daher telfoniere ich auch jetzt schon mit ihnen, da macht das keinen Unterschied.
    Hier ist mit einkaufen alles entspannt, ich gehe maximal 1x die Woche und dann ist es sowieso leer.

  • Von solchen Pseudodesinfektionen halte ich nichts.


    Ich finde die Desinfektion nicht nur überflüssig, sondern auch schädlich. Das Zeug gelangt in die Kanalisation und macht die Bakterien kaputt, die in der Kläranlage ihren Dienst tun sollen. Auch werden die guten Bakterien im Körper selbst angegriffen, und es hat noch einige andere schädliche Auswirkungen.

    Warum sollte man jetzt plötzlich Phobien entwickeln, die Griffe von Einkaufswagen nicht anfassen zu wollen? Das ist irrational. Wenn dort irgendwas dran wäre, dann ist es völlig ausreichend, sich nach dem Heimkommen die Hände zu waschen. Nur mit Wasser und ggf. Seife. Wenn Corona vorbei ist, wird hoffentlich auch keiner mehr die Einkaufswagen desinfizieren.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Ich finde die Desinfektion nicht nur überflüssig, sondern auch schädlich. Das Zeug gelangt in die Kanalisation und macht die Bakterien kaputt, die in der Kläranlage ihren Dienst tun sollen. Auch werden die guten Bakterien im Körper selbst angegriffen, und es hat noch einige andere schädliche Auswirkungen.

    Ich weiß zwar nicht, in welchen Mengen das bei Euch auf die Einkaufswagen gekippt wird - aber draufgesprüht und breitgewischt tropft da normalerweise nichts runter. Die Hauptzutat ist Alkohol und der verdunstet.
    Ich denke nicht, dass davon überhaupt was in den Klärwerken ankommt. Was man sich von den Händen wäscht, wird ja mit sehr viel Wasser verdünnt, ehe es da ankommt. Jeder Schwapp von irgendwelchen WC-Enten-Kloreinigern hat sehr viel mehr Auswirkungen.
    Trinken soll man das Zeug auch nicht.

    Wenn Corona vorbei ist, wird hoffentlich auch keiner mehr die Einkaufswagen desinfizieren.

    Beim Aldi gab es auch vorher schon Desinfektionstücher an der Stelle, wo die Wagen geparkt sind. Aber da haben es nur die Leute genutzt, die sich damit besser gefühlt haben oder es aus medizinischen Gründen wirklich brauchen.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Ich weiß zwar nicht, in welchen Mengen das bei Euch auf die Einkaufswagen gekippt wird

    Eigentlich konnte ich das bei uns noch gar nicht beobachten, ich lese nur immer wieder davon.

    Ich denke nicht, dass davon überhaupt was in den Klärwerken ankommt.

    Kann sein, aber es ist ein allgemeines Problem, auch beim Händewaschen, was ja manche Leute auch meinen, es ginge nicht mehr ohne Desinfektionsmittel. Schlecht für den eigenen Körper und die Haut ist es auf jeden Fall.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Im Büro hängt bei uns an jedem Waschbecken Desinfektionsmittel. Das nutze ich auch regelmäßig. Meine Haut sieht danach nicht ungewöhnlich schlecht aus. Da sind auch etliche rückfettende und hautpflegende Substanzen drin. Die Physiotherapeutin, die ihre Hände nach jedem Patienten neu desinfizieren muss und dazwischen das Massageöl an den Fingern hat, hat sich allerdings schon beklagt, dass es nicht gut für die Hände ist.
    Wie üblich: Die Menge macht das Gift.
    Im Rucksack hab ich auch ständig eine Flasche Strillium dabei. Aber bisher sah ich keine Notwendigkeit, das unterwegs mal einzusetzen. Öffis nutze ich nicht und nach dem Einkauf wasche ich mir sowieso als erstes die Hände.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Danke - das deckt sich so weit mit meiner Einschätzung. Am Einkaufswagen: nützlich. Zu Hause: überflüssig.
    Im Büro weiß ich halt nicht, wer da alles was anfasst, darum halte ich es dort nicht für überflüssig. Und sei es nur, um mit den noch desinfektionsfeuchten Händen die Türklinke anzufassen, weil einige Kollegen nicht mal Wasser und Seife kennen.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Ich habe gar nicht das Gefühl, dass alle hier im Forum die Situation toll finden, ich glaube, da hast du herausgelesen, was du wolltest. Es wurden hier doch auch schon Ängste diesbezüglich geändert, auf die für manche existenziellen Jobprobleme hingewiesen und einige wissen auch nicht so recht, wie sie ihren Tag füllen können.

    In Österreich darf man leider keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen,

    8o
    Mein Vater (der Auto fährt) wäre ja dafür, aber da würde ich echt auf die Barrikaden gehen! Was soll man da denn machen?

    Für mich ist manches an der derzeitigen Situation gut und manches schlecht.

    Das sehe ich auch so. Finanziell: Ein Desaster. Außerdem merke ich gesundheitlich, dass ich mich zu wenig bewege und dadurch ständig Schmerzen habe, was natürlich ein erheblicher Nachteil ist. Einzukaufen finde ich auch grauenvoll, va in Supermärkten, die von einem Türsteher bewacht werden.
    Allerdings habe ich viel Zeit für mich - und für meine Tiere, für die ich auch gerade viel Zeit brauche. Und es ist vor meinem Fenster wahrscheinlich weniger los als zu Nicht-Corona-Zeiten!

    Ich kann mit neuen Situationen auch erst nicht umgehen, aber ich zwinge mich dann, das zu akzeptieren und wenn ich ein zweites Mal damit konfrontiert werde, klappt es auch schon besser.
    Ich wollte zB letzten Freitag zu meinem Tierarzt und bin extra in die Nachbarstadt gefahren. Dann kam ich da an und vor der Praxis standen lauter Leute, weil nur zwei gleichzeitig reindürfen. Ich war total überrumpelt, bin wieder heimgefahren und habe eine Email mit meinem Anliegen geschrieben. Jetzt kann ich wahrscheinlich in der folgenden Woche nochmal hinfahren, ich weiß ungefähr, was auf mich zukommt.

    Was ich aber nicht oder kaum habe, ist Angst, mich anzustecken bzw. schlimm zu erkranken. Angst mache ich mir teilweise um meinen Vater, da er eigentlich ein Risikopatient ist (aber Arzt). Allerdings macht er selbst sich nicht so viele Gedanken, was mich auch wieder beruhigt.
    Und ich langweile mich mit mir alleine nie. Ich finde es zwar auch wichtig, ab und an, Kontakt zu haben. Aber ich habe trotz Corona echt oft das Gefühl, dass meine Tage zu kurz sind!

    Einmal editiert, zuletzt von Fidoline (5. April 2020 um 20:24)

  • Ich lese immer mehr von Autisten, die überwiegend Vorteile sehen in der momentanen Situation.

    Bei mir ist das eine Strategie... dass ich mich zwinge, die positiven Aspekte einer Situation zu sehen, um nicht durchzudrehen und irgendwie weiter zu funktionieren. Muss ja.

    Insgesamt bedrückt mich die aktuelle Situation aber sehr.

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