Autismus-Ambulanz Dortmund

  • Aber dass so ein vermutetes Verhalten schon die Runde in gewissen Kreisen macht, finde ich seltsam.)

    welche gewisse Kreise meinst du?

    Sollte das der Wahrheit entsprechen wäre das sehr traurig.

    *zu viele Menschen verwechseln Glück mit Spaß*

  • Es gibt Gerüchte im hiesigen ATZ, dass Erwachsene in Dortmund die Diagnose bekommen, wenn sie sie unbedingt brauchen.

    dass so ein vermutetes Verhalten schon die Runde in gewissen Kreisen macht, finde ich seltsam.

    Gerüchte finde ich grundsätzlich seltsam und möchte mich eigentlich an der Weiterverbreitung nicht unbedingt beteiligen.

    Es wird für dieses "Brauchen" wohl wichtige Gründe geben.

    Das Ganze ist so schwammig formuliert, dass man zunächst mal fragen müsste, was mit "brauchen" eigentlich gemeint ist.
    Wer zum Beispiel schon einen GdB von 40 hat, der "braucht" sicherlich einen weiteren Teil-GdB, um auf den Schwerbehindertenstaus zu kommen.
    Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er in Dortmund die Diagnose bekommt, nur weil man sie für den Schwerbehindertenstatus "braucht".
    Da werden sie in Dortmund genauso wie an jeder anderen Diagnosestelle auch erst prüfen, ob tatsächlich klinisch relevante Einschränkungen vorliegen, die eine Diagnose rechtfertigen.

    Persönlich finde ich das nicht schlimm.

    Wenn sie es so machen, wie ich es gerade oben beschrieben habe, finde ich das auch nicht schlimm. So gravierend sind die Unterschiede zu anderen Diagnostikstellen dann nicht.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • Wer zum Beispiel schon einen GdB von 40 hat, der "braucht" sicherlich einen weiteren Teil-GdB, um auf den Schwerbehindertenstaus zu kommen.

    ich habe schon 50% ... also brauch ich keine Diagnose. :fun:

    *zu viele Menschen verwechseln Glück mit Spaß*

  • Theoretisch kann jeder Hinz und Kunz (RW) behaupten, dass er eine Autismus-Diagnose "braucht". Ich denke nicht, dass eine Autismus-Ambulanz so unvernünftig ist und sich von sowas beeinflussen lässt, sondern sich ihr eigenes Bild von den Patienten macht. Ansonsten wäre es äußerst bedenklich. Außerdem sollte man bedenken, dass in einer "Gerüchteküche" oft Unsinn verbreitet wird.

  • welche gewisse Kreise meinst du?

    Zum Beispiel den Kreis, aus dem diese Bemerkung stammte* Dass angeblich Leute nach Dortmund gehen, die unbedingt die Diagnose benötigen. Weil durch solche Gerüchte/solches Gemunkel ja die Glaubwürdigkeit der Dortmunder LWL-Klink leidet.
    Seltsam finde ich das auch deshalb, weil nur die jeweils betroffenen Personen im Diagnosegespräch wissen, was bei ihnen abläuft. Jedenfalls hoffe ich, dass sie das wissen.

    Weil ich das für bisher Unbewiesenes halte, habe ich das Wort "vermutetes Verhalten " auch hervorgehoben. Wenn jemand nach bestem Wissen und Gewissen aus eigener Erfahrung berichtet, ist es evtl. was anderes.

    Und- wie Tauriel schreibt - wäre es wirklich wahr, wäre das traurig.
    Menschen, die dort diagnostiziert wurden, könnte die Zuverlässigkeit der Diagnose abgesprochen werden, ob mit Berechtigung oder nicht, wäre erst mal egal.

    Ich habe selbst erlebt, dass ein linksrheinischer Kreis die Diagnostik aus einer bekannten Düsseldorfer Praxis angezweifelt hat. Bei den Anträgen ging es um Kinder und Jugendliche, die Unterstützung nach § 35a KJHG benötigten.
    Also die Sachbearbeiter haben dann kess nachgefragt, weshalb nicht auch die Diagnose "Sozialphobie" oder ähnliche in Frage kämen (dann hätten sie keine Leistungen erbringen müssen, sondern die Krankenversicherung).

    Diese Anfragen wurde zwar gekonnt abgeschmettert, aber für die oft verzweifelten Eltern bedeutete das eine Zeitverzögerung. Ärgerlich, das.


    *eine selbst Betroffene (AS)

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Ansonsten wäre es äußerst bedenklich.

    Ja, dazu habe ich ja eben was geschrieben.


    Außerdem sollte man bedenken, dass in einer "Gerüchteküche" oft Unsinn verbreitet wird.

    Das stimmt allerdings.

    Und die breite Masse ist leider geneigt, diesen Gerüchten zu folgen.

    Dementi helfen da fast nichts.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Ein Gerücht ist nicht an sich schädlich, sondern durch die Anerkennung einer breiten Masse, vor allem ohne mündige Kritikfähigkeit.

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Gerüchte finde ich grundsätzlich seltsam und möchte mich eigentlich an der Weiterverbreitung nicht unbedingt beteiligen.

    Unbedingt an der Weiterverbreitung beteiligen möchte ich mich auch nicht.

    Aber sie richtig stellen oder einfach nachfragen kann ich es aktuell auch nicht.

    Ich würde nicht so weit gehen und Gerüchte grundsätzlich seltsam finden.
    Aber ihnen blind folgen würde ich auch nicht.

    Es ist mir ziemlich schwer gefallen, aber inzwischen übe ich mich darin, nachzufragen- hier z.B. so: "Weshalb ist das deiner Meinung nach in Dortmund so?" "Wie kommst du da drauf?"

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Es gibt Gerüchte im hiesigen ATZ, dass Erwachsene in Dortmund die Diagnose bekommen, wenn sie sie unbedingt brauchen.

    Ist das dann so gemeint, dass auch Leute sie bekommen, die gar keine Autisten sind, aber aus irgendeinem Grund eine Diagnose brauchen könnten, oder ist es eher so gemeint, dass nur solche Leute eine Diagnose bekommen, die die Diagnosekriterien erfüllen und zusätzlich die Diagnose auch dringend brauchen? Stichwort: Leidensdruck.
    Es gibt ja auch Leute, die zwar bei großzügiger Betrachtung die Diagnosekriterien erfüllen, aber gar keinen Leidensdruck haben. In solchen Fällen finde ich es sogar vernünftig, keine Diagnose zu geben, um nicht durch die Diagnose erst einen Leidensdruck zu schaffen (durch Stigmatisierung/Pathologisierung zum Beispiel).

    Gerüchte sind so eine Sache. Manchmal reicht es, wenn eine einzige Person irgendwas behauptet, dann wird es weitergegeben, und schon bald weiß keiner mehr, wo diese Info eigentlich herstammt, aber viele glauben es.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Es gibt ja auch Leute, die zwar bei großzügiger Betrachtung die Diagnosekriterien erfüllen, aber gar keinen Leidensdruck haben. In solchen Fällen finde ich es sogar vernünftig, keine Diagnose zu geben, um nicht durch die Diagnose erst einen Leidensdruck zu schaffen (durch Stigmatisierung/Pathologisierung zum Beispiel).

    Das sehe ich auch so.
    Das Thema sollte aber im Abschlussgespräch geklärt werden, oder nicht?


    Ist das dann so gemeint, dass auch Leute sie bekommen, die gar keine Autisten sind, aber aus irgendeinem Grund eine Diagnose brauchen könnten, oder ist es eher so gemeint, dass nur solche Leute eine Diagnose bekommen, die die Diagnosekriterien erfüllen und zusätzlich die Diagnose auch dringend brauchen? Stichwort: Leidensdruck.


    Also ich will jetzt nicht zu dem einen Gerücht ein Neues dazu in die Welt setzen.

    Ich weiß es ja nicht aus eigenem Erleben. Will mal hoffen, dass der zweite Fall gemeint war, so dass danach z.B. Therapie gezielt eingesetzt werden kann. Oder eine passende SHG aufgesucht wird.

    Macht ist das Spielzeug der Reichen, das sie mit niemandem teilen (Muriel Barbery, "Die Eleganz des Igels")

  • Das Thema sollte aber im Abschlussgespräch geklärt werden, oder nicht?

    Wäre schon sinnvoll.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Und was ist dann mit denen, die ihre Schwächen (Leidensdruck) meistens irgendwie verstecken? Oder gerade eine Glückssträhne haben, die nach ein paar Monaten schon wieder einmal vorbei ist?

    Ein Freund ist jemand, bei dem du dich traust, du selbst zu sein.
    (Pam Brown)

  • Und was ist dann mit denen, die ihre Schwächen (Leidensdruck) meistens irgendwie verstecken? Oder gerade eine Glückssträhne haben, die nach ein paar Monaten schon wieder einmal vorbei ist?

    Was soll mit denen sein?

    „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“
    (Aristoteles, griechischer Philosoph, 384 - 322 v. Chr.)

  • Das sollten sie dann halt im Gespräch verdeutlichen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Unbedingt an der Weiterverbreitung beteiligen möchte ich mich auch nicht.

    aber eigentlich tust das das ja hier.

    Nichts ist bewiesen und du erzählst uns dazu etwas.
    Einige hier könnten es wiederum für bare Münze nehmen oder als Gerücht weitergeben usw... :roll:

  • Und was ist dann mit denen, die ihre Schwächen (Leidensdruck) meistens irgendwie verstecken? Oder gerade eine Glückssträhne haben, die nach ein paar Monaten schon wieder einmal vorbei ist?

    Ein hochfunktionaler Autist kann sich für eine längere Zeit in einer stabilen Lebensphase befinden. Dann tritt (im schlimmsten Fall unerwartet) eine Schwellensituation ein (z.B. Arbeitslosigkeit oder Verlust des Partners) und schon kommt es zu gravierenden Problemen. Solche Dinge bei einer Diagnostik zu besprechen ist sehr wichtig. Eine Diagnostik ist meiner Meinung nach auch dann sinnvoll, wenn das Eintreten zukünftiger Schwellensituationen absehbar ist.

  • Und was ist dann mit denen, die ihre Schwächen (Leidensdruck) meistens irgendwie verstecken? Oder gerade eine Glückssträhne haben, die nach ein paar Monaten schon wieder einmal vorbei ist?

    Meistens ist es ja ohnehin so, dass der Leidensdruck versteckt werden (muss), da man - je nach Lebenssituation - funktionieren muss. Entweder durch "sich verstellen" oder einfaches Erdulden der höheren Belastung als sie andere höchstwahrscheinlich haben müssen. Man versucht dann, alles irgendwie im Gleichgewicht zu halten. Kommen Krisensituationen, wie von @Grübler_1988 zuvor beschrieben, kippt das Ganze.

    Stolzer Papa von Autinaut (HFA) :nod: - und einander irgendwie ähnlich... und doch anders...

    Einmal editiert, zuletzt von 70Quadrillionen (13. Juni 2018 um 22:04)

  • Ich glaube, das ist mir schon mehrmals passiert.

    Sage ich also bei der Diagnostik, dass es mir im Moment einigermaßen gut geht, so dass eingeschätzt wird, mein Leidensdruck wäre nicht so hoch, und zusätzlich wolle man mich nicht stigmatisieren,

    will ich ja nicht 1-2 Jahre später den Prozess wiederholen (lassen), wenn dann doch wieder etwas schief gegangen ist. Deshalb finde ich es besser, wenn nach objektiven Kriterien diagnostiziert wird bzw. trotzdem die Diagnose gegeben wird, wenn die Kriterien zutreffen. Man kann das Ganze ja dann trotzdem für sich behalten und "nur zur Not" bekanntgeben.

    Ich neige auch manchmal dazu, vor anderen in einem direkten Gespräch Erlebnisse zu verharmlosen oder, als Überlebensstrategie, durch eine rosarote Brille zu schauen/ mir etwas schön zu reden. Aber man sollte ja auch Erlebnisse aufschreiben und mitnehmen zur Diagnostik...

    Ein Freund ist jemand, bei dem du dich traust, du selbst zu sein.
    (Pam Brown)

  • Der Gradmesser für die Bemessung des Schweregrades (wie er in der DSM V zur Anwendung kommt) und sich im Bild einer Gaußschen Verteilungskurve nach Intensität bzw. Schweregrad darstellen lassen kann, ist möglicherweise, ob im klinischen Sinne Einschränkungen vorliegen und das Ganze einen 'Krankheitswert' besitzt.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass insbesondere Kinder, Jugendliche und auch junge Erwachsene im hochfunktionalen Bereich von einer Diagnose profitieren können. Dort macht sie Sinn, wenn sie einen Hilfebedarf und eine passende Unterstützung zur Teilhabe begründet.
    Die Diagnosestellung wird wohl auch unter dem Aspekt gesehen, welche Veränderungswünsche bestehen (privat oder beruflich).

    Anmerkung: Ich versuche der besseren Lesbarkeit halber möglichst die Zeichensetzung zu beachten. Leider können Fehler durchaus passieren, da ich da nicht fit genug drin bin. Ich neige eher dazu zu schreiben wie ich rede... :roll:

    Stolzer Papa von Autinaut (HFA) :nod: - und einander irgendwie ähnlich... und doch anders...

    Einmal editiert, zuletzt von 70Quadrillionen (13. Juni 2018 um 22:29)

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