Corona: Gemeinsam denken: Welche Exit Strategien könnten funktionieren?

  • Übrigens: es ist richtig, dass die an Covid-19 Verstorbenen im Mittel 81 Jahre alt sind. Das heißt nun aber nicht, dass sie sowieso schon "mit einem Bein im Grabe stehen". Vielmehr beträgt die Restlebenserwartung eines 80jährigen Mannes 8,0 Jahre, einer gleichaltrigen Frau 9,5 Jahre. Diejenigen, die an der Infektion versterben, wären also keineswegs - wie gern behauptet wird - in den nächsten Wochen sowieso gestorben. Da spielen auch die Vorerkrankungen nur eine begrenzte Rolle: soviele 80jährige ohne jede Vorerkrankung dürfte es wohl nicht geben. Im Schnitt dürfte also jeder an Covid-19 verstorbene Mann 3-5 Lebensjahre verlieren, Frauen 4-6 Jahre. Nehmen wir nun die 70% Durchseuchung für die Herdenimmunität an und rechnen mit den in Gangelt ermittelten 0,37% Sterblichkeit, kommen wir - Folgen einer Überlastung des Gesundheitssystems nicht gerechnet - auf gut 200.000 Tote oder rund 1 Million verlorene Lebensjahre. Es kann aber auch mehr sein - die 0,37% sind nur eine Schätzung aus zwei Stichproben, überschlägig dürfte der 95%-Vertrauensbereich (die Spanne, innerhalb derer mit 95% Wahrscheinlichkeit der tatsächliche Wert liegt) 0,15-0,75% betragen, also 85.000-430.000 Tote, 400.000-2,2 Mio. Lebensjahre. Das ist der Mindestpreis eines Verzichts auf konsequente Gegenmaßnahmen - der wahre Preis dürfte wegen überfüllter Intensivstationen weit höher liegen.

    Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass soziale Abstandsregeln (die berühmten 1,5 m), home office, Mundschutz uns unvermeidlicherweise bis zur Impfung begleiten werden. Nachdem ich gestern beim Einkaufen gesehen habe, wie viele da schon mit Mundschutz unterwegs waren (ich schätze 20%) habe ich erstmal Zweifel, dass es Zwang braucht, damit die Dinger von den allermeisten verwendet werden. Die Einsichtsfähigkeit der Leute scheint doch recht groß zu sein, und auf die paar Coronaleugner und sonstigen Uneinsichtigen kommt es dann nicht mehr an. Man muss nicht immer gleich mit Vorschriften arbeiten, es wäre zumindest den Versuch eines Appells an das Verantwortungsbewusstsein wert. Die nächste Grippewelle hätte man dann ganz nebenbei auch im Keim erstickt.

    Einmal editiert, zuletzt von HCS (10. April 2020 um 11:15)

  • soviele 80jährige ohne jede Vorerkrankung dürfte es wohl nicht geben.

    Kommt drauf an, was Du mit Vorerkrankung meinst. Üblicherweise wird ja Asthma, verrauchte Lunge, Diabetes dazu gezählt.
    Irgendwelche anderen Erkrankungen, die nicht für COVID-19 relevant sind, lässt man da außen vor.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Es sollten aber schon Vorerkrankungen sein, die nicht auch bei einer normalen Grippe schon tödlich enden können.
    Denn sonst sind wir ja wieder bei "mit einem Bein im Grab".
    Es ist zwar schön, dass unsere Zivilisation alte Menschen gut behütet und abgeschirmt von allen äußeren Einflüssen sehr alt werden lässt - aber manche von denen empfinden das dann nicht mehr als Leben, sondern als "am Leben erhalten werden".

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • Es sollten aber schon Vorerkrankungen sein, die nicht auch bei einer normalen Grippe schon tödlich enden können

    Das ist doch ein widersinniges Argument. Erstens sind die von Dir genannten Vorerkrankungen auch bei Grippe Risikofaktoren, zweitens ist doch unerheblich, welche sonstige Ktankheit bei eben diesen Vorerkrankungen auch tödlich gewesen wäre - entscheidend ist doch, dass an einer Infektion die nicht jeder kriegt Leute sterben. Man kann natürlich künstlich den Effekt von Covid-19 kleiner rechnen als den der Grippe bei gleichen Faktoren, aber das wäre schon Manipulation.

  • Knapp daneben.

    Äh ja, richtig :oops: .

    Es sollten aber schon Vorerkrankungen sein, die nicht auch bei einer normalen Grippe schon tödlich enden können.
    Denn sonst sind wir ja wieder bei "mit einem Bein im Grab".

    Bei Covid-19 scheint die Sterblichkeit aber deutlich höher zu sein als bei Grippe.
    Sicher haben alte Menschen mit Vorerkrankungen ein höheres Risiko, an Grippe zu sterben. Aber wenn das Risiko bei Grippe 2% ist und bei Covid-19 real 10%, dann ist das für mich ein sehr entscheidender Unterschied.

    Also, aus dem Grundgedanken "meine Kinder sichern meinen Lebensunterhalt im Alter" wird hier "unsere Kinder finanzieren unser Alter".
    Logisch wäre ja, bei "keine Kinder, keine Rente" auch, konsequent zu sagen, allen, die es nicht schaffen, ihre Kinder so zu erziehen, dass sie einen ordentlichen Job lernen, um in die Rentenkasse einzuzahlen, streicht man die Rente.

    Spoiler anzeigen

    Die Denkweise könnte man sogar noch weiter treiben, wenn man ganz böse sein will: Schließlich hat der Staat ja die Kinder mit viel Geld gefördert, und jetzt haben sie keinen oder keinen vernünftigen Job und zahlen nichts/kaum was ins Sozialsystem ein. Man könnte der Meinung sein, der Staat sollte da sogar noch Geld von den Eltern zurückbekommen.
    Nur käme man damit in einem AS-Forum ganz schnell in eine Zwickmühle: Schließlich sind ja viele Autisten erwerbsgemindert oder erwerbsunfähig.

    Ich bin allgemein für mehr Solidarität, und sehe die meisten Dinge global. Von der Gier Einzelner wird der Planet nicht größer, und mehr Ressourcen gibt's dadurch auch nicht.

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