In Depression hineinrutschen?

  • Was sind Eure Anzeichen dafür, dass ihr in eine Depression hineingeratet? Was tut ihr dagegen?

    Bei mir sind die Anzeichen:

    • Erhöhter Schlafbedarf
    • Keine Lust auf Nix
    • Nihilistische Gedanken
    • Skepsis gegenüber Menschen

    Dagegen tun:

    • Erst mal zulassen. Manchmal verstehe ich dabei die Ursachen und kann etwas tun
    • Freiräume erweitern (z.B. durch Ausschalten von Stressfaktoren)
    • Lachen
    • Lachen
    • Lachen

    equo ne credite

  • Das Problem liegt dann ja nicht in der Depression, sondern die Depression ist Folge des Problems. Das Problem ist die Überlastung, vermutlich hauptsächlich bei der Arbeit. Dafür wäre professionelle Hilfe übrigens auch gut, mal zu schauen, welche Möglichkeiten es gibt, sich Erleichterung zu verschaffen, durch mal ne längere Krankmeldung, Überlegungen zu Teilzeitbeschäftigung, Stellenwechsel oder was auch immer. Das ganze möglichst bevor die Situation so verfahren ist, dass nur noch Frühberentung hilft.

    Da ist auf jeden Fall etwas dran. Wobei ich eigentlich seit ich arbeite, fast immer am Anschlag bin.
    Dumm gefragt: Welche Fachperson ist denn der richtige Ansprechpartner für solche Überlastungsprobleme?


    Und passt das so für dich, also dass du heute schon joggen warst, gekocht hast usw.? Das klingt für mich nach viel und ich frage mich, wie kompatibel das mit deinem Wunsch nach weniger bzw. Pause ist?

    In diesem konkreten Fall war es das richtige für mich. Durch die ständige Schlaflosigkeit war ich einerseits hundemüde, anderseits stand ich stresstechnisch weiter unter Strom, "tired but wired". Diesen Teufelskreis muss ich irgendwie durchbrechen, und da hilft Sport am besten. Gesundes warmes Essen ist für mich auch sehr wichtig, da Nährstoffmängel auch auf die Psyche gehen können. Deshalb ist mein Psychohygieneprogramm Sport (möglichst am Morgen) + frisch Kochen und Essen (sofern noch möglich).

    Das umfassendere Stressproblem (siehe Zitat oben von Shenya) ist dadurch noch nicht gelöst, aber ich werde dadurch wieder handlungsfähig und hoffentlich auch wieder schlaffähig.

    Einmal editiert, zuletzt von Schreiberling (28. März 2020 um 16:58)

  • Da ist auf jeden Fall etwas dran. Wobei ich eigentlich seit ich arbeite, fast immer am Anschlag bin.
    Dumm gefragt: Welche Fachperson ist denn der richtige Ansprechpartner für solche Überlastungsprobleme?

    Spontan fallen mir drei Ansprechpartner ein: Ein Verhaltenstherapeut oder, sofern du einen GdB hast, der Integrationsfachdienst oder die Schwerbehindertenvertretung, wobei es sehr darauf ankommt, wie "fit" die beiden letzteren sind und welche inhaltlichen Schwerpunkte die sich für ihr Arbeiten gesetzt haben.

    Surprised by the joy of life.

  • Dumm gefragt: Welche Fachperson ist denn der richtige Ansprechpartner für solche Überlastungsprobleme?

    Ein Psychiater/Psychiaterin wäre eventuell auch ein guter Ansprechpartner. Meine Psychiaterin schreibt z.B. Atteste, wenn ich welche brauche, Krankmeldungen kann sie eh machen, und sollte ich je mal eine Reha machen wollen, würde sie das auch unterstützen.
    Ansonsten die, die Surprised genannt hat.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Dumm gefragt: Welche Fachperson ist denn der richtige Ansprechpartner für solche Überlastungsprobleme?

    Sofern vorhanden - vielleicht auch mal beim Betriebsrat fragen, ob und wie man die Arbeitslast ohne Nachteile etwas reduzieren kann.

    _,.-o~^°´`°^~o-.,_Ich ess Blumen...,.-o~^°´`°^~o-.,_

  • @Schreiberling
    Das hilft dir jetzt nicht weiter, aber nachdem ich auch ein paar Hinweise geschrieben hatte möchte ich darauf hinweisen, dass es auch Momente gibt wo wirklich nichts hilft.
    Wie gerade bei mir. Hab heute dreieinhalb Stunden exzessiv Sport gemacht, habe mir Musik auf die Ohren gedonnert (Wie beim Stimming ein Titel stundenlang auf Wiederholung), hab mir eine entspannte Situation geschaffen (heiße Schokolade und Schokowaffeln zum naschen) und trotzdem bekomme ich dieses scheiß Gefühl (vielschichtige Ursachen) nicht weg. Manchmal muss man es aushalten müssen bzw es bleibt nichts anderes übrig. Ich hatte schon in depressiven Phasen Meltdowns (also ich nenne es mal so obwohl das nichts mit einer eigentlichen Reizüberflutung zu tun hat) und hoffe das es heute nicht dazu kommt. Diese sind dann schlimmer als bei einer Reizüberflutung. Ich weiß ja nicht wie das bei dir ist, aber ich habe für solche Fälle einen Katalysator für den Notfall.

  • Kann ich gut nachvollziehen, geht mir seit längerem genauso. Vielleicht ist das der "neue" Normalzustand, wenn man älter wird und einiges schon erlebt hat, was dazu führte, dass man seine naive (?) Begeisterungsfähigkeit abgelegt hat?

    Den Gedanken hatte ich auch schon, und er macht mich ziemlich traurig. Denn er würde bedeuten, dass ich die Fähigkeit zur wirklichen Freude, dazu, mich lebendig und innerlich erfüllt zu fühlen, permanent verloren hätte. Sie auch bei einer besseren Lebensperspektive nicht zurück kommen würde. Da ich es nicht wirklich für realistisch halte, noch einen guten Weg für mich zu finden, wäre das im gewissen Sinne gleichgültig. Zugleich habe ich meine Hoffnungen aber auch noch nicht völlig losgelassen, daher ist das für mich eben nicht egal. Auf einer Ebene ist eine Depression ja sogar ein Ausdruck von einer Hoffnung, die sich auf nichts mehr gründet, nicht mehr realistisch ist. Irgendwo las ich mal, Hoffnung würde einem oft gar nicht so sehr helfen, wenn es einem schlecht geht, denn Hoffnung habe man im Grunde immer. Was man brauche, sei eine Perspektive. Damit kann ich mich sehr identifizieren.

    In der Depression fühle ich mich wie ein verletztes Tier, das im Wald liegt und heilen muss. Körper und Geist schreien nach einer längeren Pause. Das ganze System fährt runter. Es ist keine Kraft mehr vorhanden für den Überlebenskampf. Man fühlt sich eingesperrt in eine ungute Situation, die man nicht (mehr) ändern kann (z.B. ein verpfuschtes Leben). Dann hört der Kampf auf und die Depression übernimmt das Ruder. Vielleicht ist es eine Inkubationsphase. Aber ständig dagegen anzukämpfen funktioniert nicht, weil kein Nachschub an Kraft kommt. Biologisch macht das alles irgendwie Sinn.

    Ja, das tut es. Das Bild, das Du hier verwendest (eigentlich sind es ja sogar mehrere Bilder) finde ich sehr treffend. Für mich ist es auch ein Stück Selbstsorge, sich eine Depression zuzugestehen, sich das Leben nicht "schönreden" zu müssen. Sich Zeit zum Heilen zu nehmen, wobei ich nicht denke, dass die Zeit alle Wunden heilt.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Anzeichen einer Depression sind folgende:

    - Sich nicht mehr fähig zu fühlen einfache Altagsaufgaben zu meistern
    - Minderwertigkeitsgefühle, also man fühlt sich minderwertig und die Gedanken kreisen darum, das man "Aufgaben" bzw. "Herausforderungen" meistern kann
    - Dauerhafte Müdigkeit, Müde vom Leben zu sein und das über einen längeren Zeitraum
    - Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, die kontinuierlich über einen längeren Zeitraum mit gleichbleibender oder sich verschlimmernder Intensität vorhanden ist
    - Wenn der "Lebenshimmel" dauerhaft von sehr sehr dunklen Gewitterwolken bedeckt ist.

    Die hier aufgeführten Anzeichen sind allerdings die, bei denen man schnellstmöglich medizinische Hilfe in Anspruch nehmen sollte, also zum Psychologen gehen.

  • Kann ich das hier fragen: wie reagiert man (Aspie), wenn die Partnerin (VA) die von Tux aufgezählten Symptome hat, also vermutlich eine Depression.
    Wenn ich das direkt anspreche, befeuere ich sicher das Minderwertigkeitsgefühl (uU auch noch verstärkt durch die DDR-Sozialisation: psychische Probleme "hat man nicht").

    Reales Problem ist, dass das SI "Schwimmen" grade verboten ist. Und das, nachdem die Bäderbetriebe anfangs über "Chlorwasser ist keimfrei" noch Werbung gemacht haben.

  • Reales Problem ist, dass das SI "Schwimmen" grade verboten ist.

    Hat sie zumindest einen anderen körperlichen Ausgleich, Joggen statt Schwimmen z.B.? Das wäre wahrscheinlich wichtig, um die Hirnchemie in Balance zu halten. Und viel Sonne, wenn nicht möglich evt. Vit. D substituieren. Psychische Probleme hängen ja auch mit dem körperlichen Wohlbefinden zusammen, da könnte man evt. ansetzen, ohne sie zu brüskieren.

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

  • Hat sie zumindest einen anderen körperlichen Ausgleich, Joggen statt Schwimmen z.B.?

    Das Problem mit dem Schwimmen habe ich auch gerade. Bin nun umgestiegen auf Fahrradfahren und Gymnastik in der Badewanne. Letzteres klingt blöd, aber ich merke, dass es mir gut tut, mich weiterhin im Wasser bewegen zu können und meine Badewanne ist so groß, dass sogar ein paar schwimmartige Bewegungen im Miniaturformat möglich sind.

    Surprised by the joy of life.

  • Anzeichen einer Depression sind folgende:

    - Sich nicht mehr fähig zu fühlen einfache Altagsaufgaben zu meistern
    - Minderwertigkeitsgefühle, also man fühlt sich minderwertig und die Gedanken kreisen darum, das man "Aufgaben" bzw. "Herausforderungen" meistern kann
    - Dauerhafte Müdigkeit, Müde vom Leben zu sein und das über einen längeren Zeitraum
    - Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, die kontinuierlich über einen längeren Zeitraum mit gleichbleibender oder sich verschlimmernder Intensität vorhanden ist
    - Wenn der "Lebenshimmel" dauerhaft von sehr sehr dunklen Gewitterwolken bedeckt ist.

    außer der Traurigkeit, da empfinde ich eher eine Art Leere, unterschreibe ich alles :thumbdown:

  • Für mich ist es auch ein Stück Selbstsorge, sich eine Depression zuzugestehen, sich das Leben nicht "schönreden" zu müssen. Sich Zeit zum Heilen zu nehmen, wobei ich nicht denke, dass die Zeit alle Wunden heilt.

    Abgesehen von körperlichen "locked-in-depression"-Zuständen, in denen der Körper einfach nicht mehr kann und die Biologie wirklich nicht mehr funktioniert, z.B. auch deshalb, weil man wochenlang zu wenig oder zu einseitig isst, Entzündungen hat und monatelang nur noch wenige Stunden pro Nacht schlafen kann, glaube ich, dass Depression auch ein Zeichen des Geistes ist, innezuhalten und die Umstände, in denen man lebt, die Beziehungen (oder Beziehungslosigkeit), das eigene Leben, Lebensziele und -perspektiven (oder einen Mangel daran) anzunehmen und zu überdenken. Selbst wenn das Überdenken keine äußerliche Änderung nach sich zieht.

    Es ist philosophisch gesehen eine Zeit der Reifung und der Wandlung, in der ich mich auch von bisherigen Annahmen über das Leben oder bisherigen Zielen und Dingen, die mich bisher begeistert haben, verabschiede. Oder auch Dinge verarbeite, obwohl es mir nur so vorkommt, als ob gar nichts mehr geht. Innerlich leistet der Geist in diesen Phasen der Leere und Schwere oft Schwerstarbeit. Da werden vermutlich Synapsen im Gehirn umgebaut und neu verdrahtet. So kommt es mir zumindest manchmal vor.

  • glaube ich, dass Depression auch ein Zeichen des Geistes ist, innezuhalten und die Umstände, in denen man lebt, die Beziehungen (oder Beziehungslosigkeit), das eigene Leben, Lebensziele und -perspektiven (oder einen Mangel daran) anzunehmen und zu überdenken. Selbst wenn das Überdenken keine äußerliche Änderung nach sich zieht.

    Da stimme ich zu. Es kann ein Zeichen sein, dass es so nicht weiter geht, das Leben nicht mehr funktioniert. Körper und Seele "fahren runter", man wird gewissermaßen gezwungen, eine Pause zu machen. Und ja, man kann - und sollte vielleicht - daraus gewandelt hervorgehen, auch dann, wenn sich nach Außen keine Änderung ergibt. Allerdings glaube ich nicht, dass es immer möglich sein wird, so zu heilen, dass man gewissermaßen wieder ein zufriedenes Leben führen kann. Gerade, wenn das Leben in vieler Hinsicht "verpfuscht" ist, es zwischen den einstigen Plänen und Potentialen, der jetzigen Situation und den Perspektiven eine große Diskrepanz gibt, wird das eventuell schwierig.

    Es ist philosophisch gesehen eine Zeit der Reifung und der Wandlung, in der ich mich auch von bisherigen Annahmen über das Leben oder bisherigen Zielen und Dingen, die mich bisher begeistert haben, verabschiede. Oder auch Dinge verarbeite, obwohl es mir nur so vorkommt, als ob gar nichts mehr geht. Innerlich leistet der Geist in diesen Phasen der Leere und Schwere oft Schwerstarbeit. Da werden vermutlich Synapsen im Gehirn umgebaut und neu verdrahtet. So kommt es mir zumindest manchmal vor.

    Sofern es gut läuft, ja. Man kann dann vielleicht zu einer neuen Reife, Demut, Spiritualität etc. finden. Aber das wird nicht immer möglich sein und längst nicht jedem gelingen.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Kann ich das hier fragen: wie reagiert man (Aspie), wenn die Partnerin (VA) die von Tux aufgezählten Symptome hat, also vermutlich eine Depression.
    Wenn ich das direkt anspreche, befeuere ich sicher das Minderwertigkeitsgefühl (uU auch noch verstärkt durch die DDR-Sozialisation: psychische Probleme "hat man nicht").

    Reales Problem ist, dass das SI "Schwimmen" grade verboten ist. Und das, nachdem die Bäderbetriebe anfangs über "Chlorwasser ist keimfrei" noch Werbung gemacht haben.


    Ansprechen ist richtig. Dabei auf jeden Fall darauf achten in der ich Form zu sprechen, wenn man mitteilen möchte das etwas aufgefallen ist.

    Beispiel: Ich habe den Eindruck (kann stimmen, kann aber genauso gut nicht stimmen), dass dir etwas zu schaffen macht und / oder bedrückt. Erzählst du es mir oder möchtest du darüber reden. Es ist ok, ich bin da ohne wenn und aber. Ich mache mir Sorgen, dass möglicherweise eine Depression vorliegt. Sag mir bitte, was du brauchst und dich unterstützen kann. Lass uns die Ursachen und Auslöser finden und aus der Welt schaffen.

    Das begleiten zu einem Arzt anzusprechen ist ratsam, wenn du feststelllst, dass man, mangels psychologischen Kenntnissen nicht helfen kann, aber da ist und unterstützen will, wo es geht. Wichtig ist das fehlende psychologische Fachwissen eingestehen und offen ansprechen, weil du so verhinderst dass der/die betroffene sich dafür die schuldt gibt und das ist sehr sehr sehr wichtig.

  • Allerdings glaube ich nicht, dass es immer möglich sein wird, so zu heilen, dass man gewissermaßen wieder ein zufriedenes Leben führen kann. Gerade, wenn das Leben in vieler Hinsicht "verpfuscht" ist, es zwischen den einstigen Plänen und Potentialen, der jetzigen Situation und den Perspektiven eine große Diskrepanz gibt, wird das eventuell schwierig.

    Da stimme ich Dir zu. "Heilen" klingt ja so, als ob der urprüngliche Zustand wiederhergestellt werden könnte. Pflaster drauf und alles wird wieder gut.

    So ist es im Leben jedoch nicht. Dinge geschehen, sind schon geschehen, und das Leben ist nicht umkehrbar. Auf vieles hat man keinen Einfluss, es muss hingenommen werden. Die Trauer über manche unumkehrbare Entwicklung ist nicht mehr stillbar. Diese Unumkehrbarkeit und die Erkenntnis, dass eben nicht alles Machbar, beeinflussbar oder heilbar ist (auch wenn uns Medien, Werbung etc. das suggerieren), das gibt dem Leben eine Schwere.

    Existenzielle Depression. Ich suche gerade nach Schriftstellern, die diesen Zustand beschreiben und freue mich über Tipps.


  • …Existenzielle Depression. Ich suche gerade nach Schriftstellern, die diesen Zustand beschreiben und freue mich über Tipps.

    Tipps hab ich mangels Kenntnis keine. aber ich möchte dich @Schreiberling fragen, ob solches zu Lesen für dich auf eine Art hilfreich oder tröstlich ist ?
    mir geht es mit Liedtexten und dunkel gestimmeter Musik nämlich so, dass ich da in der Depression eine Art Geborgenheit spüre; auch wenn von außen viele Ermahnungen kommen, dass das doch nur noch weiter runterziehen würde

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