Ich weiss nicht, ob es schon ein Burnout ist, das ist, in meinen Augen, ein bisschen eine Wischiwaschi Diagnose, aber eine depressive Phase ist es wohl schon. Ich kenne das auch, war in der Zeit, wo ich mit meiner ersten Freundin zusammen war. Die wurde immer herrischer und versuchte mir aufzudiktieren, wie ich zu sein hätte. Ich wusste damals überhaupt nicht, wie ich mich verhalten sollte, fühlte mich ihr gegenüber total hilflos, und heute kann ich sagen, dass sie absichtlich auf meinen Gefühlen rumgetrampelt ist. Naja, dazu hatte ich damals auch so einen Job, wo ich wenig verdiente, dafür aber viel arbeiten musste. Auch meinem Chef war es völlig egal, wie es seinen Mitarbeitern erging. Ich denke, für den waren wir nur Nummern, und wenn man nicht mehr funktionierte, wie er das wollte, wurde man eben durch eine neue Nummer ersetzt.
Bei mir fing es dann so an, dass ich immer weniger Lust hatte, irgendwas zu machen, selbst Dinge, die ich eigentlich gerne machte. Alles erschien mir immer grauer und sinnloser, ich wurde immer trauriger und verschlossener. Je verschlossener ich wurde, desto mehr Streits gab es deshalb mit meiner Freundin, die forderte, ich hätte gefälligst fröhlich zu sein, wenn ich sie besuchte. "Gefälligst" war eh ihr Lieblingswort, verbunden mit irgendwelchen schwachsinnigen Forderungen. Wir wohnten, zum Glück, nicht zusammen, sie kam mich so gut wie nie besuchen, weil sie behauptete mein einer Kater würde sie hassen. (Wie recht er doch hatte) Sie wohnte bei ihren Eltern, die mich nicht mochten, für die war ich nicht gut genug, weil ich nicht studiert hatte, und nicht viel Geld verdiente.
Naja, das ganze Gestreite hatte dann zur Folge, dass ich sie immer seltener besuchte, was ihr auch nicht passte.
Es kam dann soweit, dass ich mich 3 Tage lang in meiner Bude einschloss, und niemanden sehen wollte, ausser den Katzen. Ich entwickelte die Idee, bei Nacht mit meinen Katzen zu verschwinden. Ich war ja in den Ort gezogen, wo sie lebte, und der war ziemlich weit weg von meiner Heimat. Mein Plan war, mit dem Auto an den Bahnhof zu fahren und das Auto dort stehen zu lassen. Ich wollte mir dann einen Wald in der Nähe meiner Eltern suchen und dort zelten. Zu meinen Eltern konnte ich ja nicht, denn dort würde man mich sicher zuerst suchen. Deshalb konnte ich ja auch das Auto nicht mitnehmen.
Mir war bewusst, dass diese Flucht keine gute Lösung wäre, aber einen anderen Weg sah ich nicht, und so, wie es war, konnte es ja nicht bleiben.
In dem Moment, als ich den Rucksack gepackt hatte und die Katzen in ihre Boxen setzen wollte, rief meine Mutter an und fragte, was ich mache. Ich sagte es ihr, und sie redete eine Stunde auf mich ein, bis ich die Idee fallen liess.
Stattdessen ging ich zu meinem Hausarzt, und erzählte ihm alles, auch dass ich nachts kaum mehr schlafen konnte, egal, wie müde ich war. Er überwies mich an eine Psychologin. Schnell stellte sich dann raus, dass mich der Job kaputt machte, und ich da raus musste. Mein Hausarzt schrieb mich dann krank. Es wurde auch klar, dass die Beziehung mit meiner Freundin total kaputt war und es auch nichts mehr zu retten gab. Also packte ich meine Sachen und zog zurück in die Heimat.
Die Diagnose war damals depressive Episoden, und die habe ich immer mal wieder. Ich hatte vorher auch Bedenken, jemand fremden zu erzählen, was in mir vorgeht, aber ich muss sagen, ich hätte es nicht alleine gepackt, und ich bin der Psychologin sehr dankbar und sie hat mir sogar angeboten, dass ich sie anrufen kann, wenn ich reden möchte. Klar ersetzt das keine Therapie, aber sie gibt mir dann hilfreiche Tipps wie ich die Situation selber in den Griff kriegen kann.