Asperger Diagnose Scoring

  • Hallo zusammen,

    mein Name ist Nadine und ich bin bisher stille Mitleserin gewesen. Nun habe ich allerdings Fragen :)

    Ich bin seit guten zwei Jahren in psychotherapeutischer Behandlung, in einer Krise habe ich mir hilfe geholt...und irgendwann wurde die ganze Thematik Neurodiversität, ADHS und Asperger offengelegt. Was für mich gar nichts negatives ist, ganz im Gegenteil, ich hatte endlich eine Erklärung für mein ganzes Leben, also für mich eher eine Erleichterung.

    Im November hatte ich meine erste Vorstellung bei der Neurologin/Psychaterin. Die hat mir zwei Fragebögen zu ADHS, den EQ und den AQ-K, mitgegeben.
    Anfang März, der zweite Termin. Autismus sieht sie bei mir nicht, beim EQ (Asperger) habe ich wohl sehr niedrig gescort, Wert 26 von 76 oder 78. Aber wohl nicht niedrig genug um die Diagnose Asperger zu stellen.

    Jetzt meine Frage, (da ich nämlich immer noch glaube, dass ich Asperger bzw. sehr viel Züge von Asperger habe), wie habt ihr gescored und dann eine Diagnose bekommen?

    Bzgl. ADHS wurde mir gestern allerdings ADS diagnostiziert und ich werde momentan medikamentös eingestellt.

    Vielen Dank schon einmal für eure Antworten und Hilfe.
    Nadine

  • Hey....

    Also der AQ und der EQ sind nur Screenings, die man einsetzt um festzustellen, ob sich eine aufwendige Autismus Diagnostik überhaupt lohnt.
    Sie sagen nichts darüber aus ob man sich im Autismus-Spektrum befindet und ob eine Diagnose zutreffen würde... Sie geben nur eine kleine Einschätzung.

    Was hast du denn so für Probleme im Alltag. Mit der Kommunikation und sozialen Interaktion?

    LG

  • Ähm, aber EQ ist doch Empathy Quotient, oder? Ich habe den Test bei mir auf dem Rechner, aber musste ihn für die Diagnose gar nicht machen und fände das auch nicht unangebracht. Wenn ich ihn machen müsste, gäbe es bei mir auf jeden Fall uneindeutige Ergebnisse.

    Der AQ-Test ist für die Asperger-Diagnose sehr aufschlussreich, der EQ-Test weniger, denn Asperger ist nicht gleich Empathielosigkeit. Ist natürlich nur meine Meinung bzw. subjektive Erfahrung (ich bin sehr empathisch und mittlerweile diagnostizierte Autistin), aber ich halte es für ein schweres und schädliches Vorurteil.

  • Für eine Diagnose sind 2 Gespräche und ein paar Fragebögen viel zu wenig.
    Die Symptome von ADS und Autismus stimmen in einigen Punkten überein. Es kann also durchaus sein, dass die Diagnose ADS richtig ist.

  • Wie Niklas22 schon schrieb sind der AQ und EQ nur Screenings.

    Wenn du meinst dich im Autismus-Spektrum zu befinden, dann würde ich dir eine Diagnostik in einer Autismus-Ambulanz in deiner Nähe empfehlen. Da wirst du dann
    den AQ und EQ noch einmal machen müssen, aber es stehen da auch längere Interviews an. Dort hast du es auf jeden Fall mit erfahrenen Diagnostikern zu tun.
    Wäre das eventuell eine Option für dich? Wenn ja, dann solltest du dich schnell auf die Warteliste setzen lassen, denn die Wartezeit ist recht lang.

  • Genau...

    Wenn du dich testen lassen möchtest, lasse dich auf eine Warteliste einer entsprechenden psychiatrischen Ambulanz einer Klinik setzten, die auch natürlich eine Spezialsprechstunde für Autismus haben.

  • Autismus sieht sie bei mir nicht, beim EQ (Asperger) habe ich wohl sehr niedrig gescort, Wert 26 von 76 oder 78. Aber wohl nicht niedrig genug um die Diagnose Asperger zu stellen.

    Dein erreichter EQ-Wert (26) ist niedrig genug, somit kann dieser Wert kein Ausschlussgrund für Asperger sein. Allerdings ist der EQ-Wert für eine Autismus-Diagnostik wenig aussagekräftig.

    Der AQ-Test ist für die Asperger-Diagnose sehr aufschlussreich, der EQ-Test weniger, denn Asperger ist nicht gleich Empathielosigkeit. Ist natürlich nur meine Meinung bzw. subjektive Erfahrung (ich bin sehr empathisch und mittlerweile diagnostizierte Autistin), aber ich halte es für ein schweres und schädliches Vorurteil.

    Genauso sehe ich das auch.

    Einmal editiert, zuletzt von Sonnenseele (24. März 2020 um 16:20)

  • Es gibt ja soweit ich weiß verschiedene Versionen von dem EQ-Fragebogen. Daher kann man da jetzt schlecht was zu sagen, ohne zu wissen, welcher Test das konkret ist. Vielleicht findest du ihn im Internet, verlinkst ihn, und Leute mit Diagnose füllen ihn mal aus, dann könnte man deine Frage beantworten.

  • der EQ-Test weniger,

    Ich kann mich auch nicht erinnern, dass für meine Diagnostik der EQ getestet worden wäre ... und wie Grübler auch schrieb, ist 26 davon abgesehen niedrig.

    Die Symptome von ADS und Autismus stimmen in einigen Punkten überein. Es kann also durchaus sein, dass die Diagnose ADS richtig ist.

    Das stimmt. Bei der ADS - Testung vor einigen Jahren hatte ich - bezogen auf das Erwachsenenalter - grenzwertige Werte (ganz hat es nicht gereicht), aber Autismus stimmt eben noch besser überein.

  • Ich kann mich auch nicht erinnern, dass für meine Diagnostik der EQ getestet worden wäre

    Bei mir schon (Spezialsprechstunde einer Uniklinik). Laut Diagnoseschreiben war der EQ bei mir 11.

    Hohe Zahlen bei der Editierungsanzeige zeigen nicht, dass ich permanent meine Meinung ändern würde. Ich habe nur Probleme Rechtschreib- und Grammatikfehler zu tolerieren und korrigiere diese daher, wenn ich sie sehe.
    Dennoch kann auch ich Tippfehler übersehen. In diesem Fall bitte ich um Nachsicht.

  • Die hat mir zwei Fragebögen zu ADHS, den EQ und den AQ-K, mitgegeben.
    Anfang März, der zweite Termin. Autismus sieht sie bei mir nicht, beim EQ (Asperger) habe ich wohl sehr niedrig gescort, Wert 26 von 76 oder 78. Aber wohl nicht niedrig genug um die Diagnose Asperger zu stellen.

    Der AQ-k ist eine Kurzversion des AQ. Die meisten hier haben wohl den vollständigen AQ gemacht, den du hier findest.
    Mit EQ (asperger) meinst du wahrscheinlich diesen Test.

    Auswertungen (scoring key) dazu gibt es hier.

    Kurz vor der Erstdiagnose (vor knapp 5 Jahre) hatte ich beim vollständigen AQ 42 Punkte und beim EQ 9 Punkte.

    Vor 2 Monaten waren es beim AQ 'nur' noch 30 Punkte und beim EQ nunmehr 46 Punkte.

    Insbesondere der EQ ist eine für die Diagnose wenig relevante reine Selbsteinschätzung. Einen wirklich validen Test, der tatsächlich die Empathiefähigkeit testet und nicht nur eine Selbsteinschätzung abfragt, habe ich leider noch nicht gemacht. So gesehen ist auch nicht klar, ob sich meine Empathiefähigkeit tatsächlich verbessert hat, oder ob ich sie einfach nur optimistischer einschätze. Vielleicht ist es auch ein Gemisch aus beidem.

    Vielleicht hast du ja Lust, mal den vollständigen AQ zu machen. Ergebnisse ab 28 Punkten würden dann dafür sprechen, eine Autismusdiagnosestelle aufzusuchen. Mit niedrigeren Ergebnissen würdest du bei einigen Diagnosestellen (z.B. Köln) gar nicht erst einen Termin bekommen.

    Es gibt ja soweit ich weiß verschiedene Versionen von dem EQ-Fragebogen.

    Es gibt im Internet verschiedene Tests, die sich EQ nennen.
    Im Zusammenhang mit Autismus ist nur der EQ nach Simon Barn-Cohen gebräuchlich.
    Auch den gibt es in zwei Versionen: EQ-40 und EQ-60.
    Die Version mit 60 Fragen enthält aber lediglich 20 zusätzliche Füllfragen, die nichts mit Empathie zu tun haben und nicht bepunktet werden.
    Es ist also egal, ob man die Punkte beim EQ-40 oder beim EQ-60 bekommen hat.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

    2 Mal editiert, zuletzt von Tuvok (24. März 2020 um 21:58)

  • Im Zusammenhang mit Autismus ist nur der EQ nach Simon Barn-Cohen gebräuchlich.
    Auch den gibt es in zwei Versionen: EQ-40 und EQ-60.
    Die Version mit 60 Fragen enthält aber lediglich 20 zusätzliche Füllfragen, die nichts mit Empathie zu tun haben und nicht bepunktet werden.
    Es ist also egal, ob man die Punkte beim EQ-40 oder beim EQ-60 bekommen hat.

    Ah ok, na dann.

  • Ich habe die Diagnose bekommen mit:
    AQ - 44 (>=32; max 50); MBAS - 137 (>=107); Reading Minds in the Eye Test 19 von 36 richtig erkannten Gesichtsausdrücken; ADOS: Kommunikation = 4 (Autismus Cut Off = 3); wechselseitige Interaktion = 11 (Autismus Cut Off =6) und Gesamt =15 (Autismus Cut Off = 10; Spektrum Cut Off = 7)
    Etwas mit EQ habe ich auch gemacht, aber da weiß ich die Punktzahl leider nicht, habe aber den Fragebogen wiedergefunden und von dieser Seite mal den Score berechnen lassen (gleicher Test und gleiche Fragen nur auf Englisch) https://psychology-tools.com/test/empathy-quotient/score und der sagt 4 von 80 Punkten im EQ nach Baron-Cohen.

    Persönlich denke ich die Screening Tests sagen nicht so viel aus und es ist wichtig zusätzlich genaue Anamnese und ggf. sowas wie den ADOS zu machen.

  • Warum wird zwischen Autismus-Cut-Off und Spektrum-Cut-Off unterschieden?

    Keine Ahnung, hab ich nicht gefragt, aber ich kann gerne mal meinen Psychiater fragen, wenn ich daran denke das nächste Mal. So wie ich das verstanden hatte aus der Englischen Literatur ging es da um die Einordnung des Schweregrades quasi, aber nagel mich da nicht drauf fest (RW).

    Hier mal ein Link zu einer interessanten PDF zum Thema: https://www.bofoek.de/archiv/2015/ADOS.pdf

  • Bei mir steht beim EQ (nach Baron-Cohen) 80 als höchstmögliche Punktzahl.

    Richtig. Für jede der 40 bewerteten Fragen kann man bis zu 2 Punkte bekommen.

    Warum wird zwischen Autismus-Cut-Off und Spektrum-Cut-Off unterschieden?

    Die ADOS-Diagnose (frühkindlicher) Autismus bekommt man nur mit dem höheren Cut-Off. Beim niedrigeren Wert ist es 'nur' Autismus Spktrum.
    Ob es dann tatsächlich für die klinische Diagnose frühkindlicher Autismus reicht, entscheidet die Anamnese/Fremdanamnese.
    Ohnehin wird im ADOS nur der Bereich soziale Kommunikation und Interaktion diagnoserelevant bewertet.
    Auffälligkeiten im Bereich repetitives Verhalten/Routinen werden zwar notiert, der Normalfall ist aber, dass sie nicht auftreten und über die Anamnese verifiziert werden müssen.

    Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Georg Christoph Lichtenberg)
    Veränderungen führen deutlich öfter zu Einsichten, als dass Einsichten zu Veränderungen führen. (Milton H. Erickson)
    Morgen werde ich mich ändern, gestern wollte ich es heute schon. (Christine Busta)

  • Meine ADOS Werte in Zahlen habe ich gar nicht mehr bekommen. Im Schreiben stehen nur die beobachteten Defizite und das die Cut Off Werte überschritten wurden. Der ADOS ist ja nur ein Teil der klinischen Konsensdiagnose...

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