Würde sich etwas ändern? (Diagnose)

  • Das mit der Akzeptanz höre ich auch häufiger, z.b. das Eltern und Bekannte die Diagnose anzweifeln und nicht ernst nehmen...

    Eine der Ursachen sehe ich definitiv darin, dass die Grenze, ab wann man autistisch im klinischen Sinne ist, deutlich gesunken ist. Der Autismusbegriff ist in der heutigen Zeit sehr weit gefasst (= "Autismus-Spektrum-Störung"). Der Übergang zwischen Autismus und Nichtautismus ist sehr "fließend".

  • Ich würde mich testen lassen, denn falls die Diagnose bestätigt wird, besteht eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, bei ,nicht völlig ausgeschlossenen, späteren Problemen keine Fehldiagnosen , sondern sinnvolle und wirkungsvolle Hilfe zu erhalten. Aspies sind so vielfältig, daß eine ungünstige Verallgemeinerung, und sei es aus reiner Bequemlichkeit der erfahrenen, bestens geschulten und ausgebildeten Psychologen, dann kaum vorkommen sollte.

  • Ich habe nun einen Test im Internet gemacht, dort ging es darum Emotionen zu kennen. Ich habe dort sehr gut abgeschnitten, besser als 90% der Teilnehmer.
    Es war der Test hier:

    http://www.mifor.de/kultur/anleitun.htm

    Das würde doch deutlich gegen Autismus sprechen? Aber warum fühle ich mich dann so komisch?
    Ich habe wirklich kaum Interesse an anderen Menschen, es sei denn sie sind an tiefgründigen Gesprächen interessiert.
    Dann könnte ich mich stundenlang mit Ihnen unterhalten.
    Als Kind habe ich mit anderen Kindern kaum gespielt, aber mit Erwachsenen.


    Ich habe einen weiteren Test im Internet gemacht.
    Dort kam heraus, dass ich sehr wahrscheinlich ein Aspie bin. Mein Ergebnis:
    https://www.bilder-upload.eu/bild-174ccc-1583137159.png.html

    Wie soll ich das nun verstehen? Kann es auch einfach sein, dass ich nur so wirke wie ein Aspie, aufgrund meiner Geschichte, meiner Intelligenz und Introvertiertheit?

  • Guck dir doch Mal die Kriterien des DSM 5 an:

    Zitat von DSM 5 Autismus

    DSM 5 Autismus Kriterien: A. Defizite in sozialer Kommunikation und Interaktion 1. Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit 2. Defizite in nonverbaler Kommunikation 3. Defizite bei der Entwicklung, der Aufrechterhaltung und dem Verständnis von Beziehungen. Kriterien 1-3 müssen erfüllt werden.
    B. Restriktive, repetitive Verhaltens-, Interessen- und Aktivitätsmuster• Stereotype und repetitive motorische/sprachliche Manierismen.• Exzessives Festhalten an Routinen, ritualisierte Muster im verbalen und nonverbalen Verhalten oder exzessiver Widerstand gegen Veränderungen.• Umfassende Beschäftigung mit mehreren stereotypen und begrenzten Interessen.• Hyper- oder Hyporeaktivität hinsichtlich sensorischer Reize. Mindestens 2 der 4 Kriterien müssen erfüllt werden.
    C. Die Symptome müssen in der frühen Kindheit beginnen.
    D. Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.
    E. Die Störung ist nicht besser durch intellektuelle Einschränkungen oder globale Entwicklungsverzögerungen erklärbar.

    Treffen die zu? Hast du Stereotypien, Funktionseinschränkungen im Alltag etc.?

  • Zitat von Maja.010

    Wie soll ich das nun verstehen? Kann es auch einfach sein, dass ich nur so wirke wie ein Aspie, aufgrund meiner Geschichte, meiner Intelligenz und Introvertiertheit?

    Das könnte natürlich auch sein.

  • Ich habe nun einen Test im Internet gemacht, dort ging es darum Emotionen zu kennen. Ich habe dort sehr gut abgeschnitten, besser als 90% der Teilnehmer.

    ich habe diesen Test jetzt auch gemacht und war bei 54 % besser... aber ich muss dazu sagen, dass der Test für mich sehr einfach war. In der Diagnostik habe ich einen ähnlichen Test gemacht, dieser war aber deutlich schwieriger und da habe ich ganz schlecht abgeschnitten.

  • Wie soll ich das nun verstehen? Kann es auch einfach sein, dass ich nur so wirke wie ein Aspie, aufgrund meiner Geschichte, meiner Intelligenz und Introvertiertheit?

    Es gibt außer dem klinischen Autismus auch andere Störungsbilder, die äußerlich dem Autismus ähnlich sind, aber kein Autismus sind. Darüber hinaus gibt es auch noch "autistische Züge" ohne Krankheitswert.

    Abgesehen davon sind Online-Tests wenig aussagekräftig, ersetzen also keine Diagnostik. Es gibt Autisten, die bei einem solchen Test eher gut abschneiden und Nichtautisten, die dabei eher schlecht abschneiden.

  • Hier wirst du natürlich keine Diagnose bekommen. Ich würde an deiner Stelle schon die Diagnostik anstreben um Gewissheit zu haben. Es ist einfach wichtig für sich selbst zu wissen was los ist auch wenn sich in der Umgebung deswegen nicts ändern wird. Verstehen können Laien das eh nicht.
    Ich dachte auch eine schizoide Persönlichkeit zu haben bis ich mit 37 in einer Fortbildung AS kennengelernt habe. Das passte besser. Die zwei Diagnosen sind nicht einfach auseinander zu halten. Das Asperger-Syndrom müsste sich schon in den ersten Lebensjahren andeuten, die schizoide PS nicht.
    Je mehr du dich mit dem Thema beschäftigst desto schwerer wird die Diagnostik weil du ja lernst die Fragen "richtig" zu beantworten.

    Aber du darfst hoffen dass die Zukunft besser wird: Ein Erwachsener wird nicht mehr so zur Konformität gedrängt, du kannst dein Leben immmer mehr selber gestalten. Auch in Abendgymnasium und Studium gibts kein Mobbing mehr, jeder macht sein Ding.

    Einmal editiert, zuletzt von aphylla (2. März 2020 um 13:02)

  • Besonders häufig genannt werden die Differentialdiagnosen: Schizophrenienahe Persönlichkeitsstörungen (dazu gehören die paranoiden, schizoiden und schizotypischen PS), Soziale Angststörungen (dazu gehören die soziale Phobie sowie die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung) und Zwanghafte (anankastische) Persönlichkeitsstörung, sowie ADHS.

    Vielleicht hilft dir das ja weiter. Genaues wird nur ein Spezialist sagen können.

  • Differentialdiagnosen: Schizophrenienahe Persönlichkeitsstörungen (dazu gehören die paranoiden, schizoiden und schizotypischen PS), Soziale Angststörungen (dazu gehören die soziale Phobie sowie die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung) und Zwanghafte (anankastische) Persönlichkeitsstörung

    Ich habe die Diagnostikerin nach Differentialdiagnosen gefragt , also konkret wollte ich wissen, wie man differenzieren kann.
    Sie meinte, dass schizo....irgendwas PS - Menschen ganz oft sehr misstrauisch gegenüber ihren Mitmenschen sind und denken, sie wollen sie mobben oder ihnen schaden -. ; Asperger dagegen sind oft sehr naiv und merken oft als Letzte, wenn sie gemobbt werden Soziale Phobiker wiederum sind ängstlich gegenüber sozialer Bewertungen ; Aspies sind das ursprünglich nicht, weil sie die soziale Bewertung gar nicht registrieren. Allerdings kann ein Aspie, der ständig abgelehnt und gemobbt wird, durchaus zusätzlich eine soziale Phobie und allgemein sonst jede psychische Erkrankung zusätzlich entwickeln wie Ängste, Zwänge, Depressionen, seltener Psychosen.

    Also : Man kann durchaus zwei Sachen haben.

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

  • Autismus schließt die schitzophrenienahnen PS aus

    Stimmt, die PS sind draußen , weil man ja sozusagen von einer Grund - Persönlichkeit ausgeht.

    Ich finde , man kommt aber ganz gut dahinter, wenn man den Menschen nach seinen Motiven fragt , also WARUM und WIE er etwas tut.
    Beispiel : Blickkontakt halten. Wenn jemand sagt , er hat das vor dem Spiegel eingeübt , spricht das für Asperger - selbst wenn es unauffällig wirkt.

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

  • @Maja.010

    Du solltest dich auf jeden Fall testen lassen, denn so bekommt du Hilfe. Ich habe mich erst im hohen Alter testen lassen,
    weil ich noch zu der Generation gehöre (60er) wo man das damals nicht tat bzw. meine Eltern nicht getan haben.
    Jetzt mit der Diagnose sehe ich vieles bedeutend klarer.

  • Jetzt mit der Diagnose sehe ich vieles bedeutend klarer.

    so geht es mir auch, meine "Diagnose" war "schwer erziehbar" und "hochintelligent" als ich etwa 10 Jahre alt war.

    Meine jetzige Autismus Diagnose hat mir so vieles Erklärt was ich mir in den 40 JAhren dazwischen nicht erklären konnte. Die beste Erklärung die ich mir selber zu bieten hatte, ich bin halt ein arschloch und ecke bei allen an.

  • Hm, da bin ich nicht mit allem einig. Eine Patientenverfügung, um eine Diagnose zu verhindern, ist kaum sinnvoll bzw. wird nichts bringen.
    Ein bereits laufender Vertrag bei einer privaten Krankenversicherung wird nicht verändert. Lediglich wenn man neu in eine private Krankenversicherung will, wird es schwierig. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es dann nicht mehr bzw. nur mit Leistungsausschluss, wenn man wegen AS berufsunfähig wird.
    Autismus steht einer Verbeamtung nicht im Weg, sofern man einen Schwerbehindertenausweis hat. Dazu gibt es Gerichtsurteile.
    Allerdings kann es schwierig werden, überhaupt eine Stelle zu bekommen, wenn man mit der Diagnose offen umgeht.
    Andererseits kann die Offenlegung der Diagnose das Ausüben der Arbeit erleichtern, somit, wenn man einen Arbeitgeber findet, der einen trotz Autismus einstellt, hat man danach meist bessere Bedingungen, was dann wiederum ein Vorteil sein kann.
    Die Info, dass Autismus eine Rolle bei Sorgerechtsentscheidungen spielen kann, halte ich auch für ein Gerücht. Solange nichts wirklich dagegen spricht, wird das Sorgerecht sowieso aufgeteilt und nicht nur einem Elternteil zugesprochen. Das ist der Regelfall. Es wird nur dann entzogen, wenn es wirklich gravierende Gründe gibt, und das hat dann nicht allein was mit der Diagnose zu tun, sondern mit dem Verhalten, also in dem Fall den Auswirkungen der Diagnose.

    Es ist aber, finde ich, auch ein Luxusproblem, wenn man sich aussuchen kann, ob man eine Diagnose will oder nicht. Wenn man sie nicht braucht, dann braucht man sie nicht, damit meine ich, dann liegen wahrscheinlich auch nicht ausreichend Einschränkungen vor, um überhaupt eine Diagnose zu begründen. Wenn man sie braucht, geht man früher oder später sowieso zum Arzt, und gerade die, die schon Vordiagnosen haben, waren ja eh schon beim Arzt, weil sie Probleme hatten. Da ist es dann ja doppelt sinnvoll, wenn man eh die Hilfe braucht, dass man sie dann auch mit der richtigen Diagnose bekommt.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

    Einmal editiert, zuletzt von Shenya (5. März 2020 um 18:56)

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