Alltagskampf von mir

  • Ich will mal so berichten wie ich den Alltag so wahrnehme und bestreite.
    In den letzten Monaten ist es verstärkt vorgekommen (Und ich stelle es immer wieder fest) das ich beim Sprechen niemanden angucke, meistens kompensiere ich das entweder das ich gerade etwas einpacke (Geld in der Geldbörse zB), genauso kommt es mittlerweile vor was bei mir eigentlich noch nie war das wenn ich Personen angucke das Gesicht komplett Leer ist wie gesagt so eine Wahrnehmung hab ich bisher noch nicht gehabt.

    Veranstaltung die ich spontan besuche erzeugen bei mir schweißige Hände und Atemnot, weshalb wenn ich auf Konzerte und Festivals gehe meistens immer ein Jahr vorher weiß das ich diese Besuche um mich darauf vorzubereiten (Eigen Organisation welche mir Sicherheit gibt, selbst wenn es nur Videos von der Location sind ich weiß wie es dort aussieht. Hoffe Ihr versteht was ich meine ^^).

    Wenn ich Freunde besuche und diese irgendwie in Bars gehen oder andere Freunde treffen und ich mitkommen darf ist dies für mich immer wie eine Art Sportveranstaltung wenn ich wieder Zuhause bin, bin ich immer absolut fertig und erschöpft.
    Vielleicht ist dieses Gefühl das sog. Masking (Anpassen an die Gesellschaft) was mir so Kraft raubt.

    Arbeiten nun ja seit 2018 nicht mehr da es bei Arbeitgebern immer wieder Probleme gab, es war Immer nur dieses Bedrückende Gefühl von "Ja da ist ein Problem und es belastet mich aber ich kann nicht sagen was" dadurch kam ich oft mit meiner Mutter in Konflikt und habe halt keine Arbeit.

    Im Großen und ganzen habe ich für bestimmte Situationen meine Tricks, da mein Asperger in neuen Situationen mir jedoch immer wieder neue Probleme macht muss ich mich dementsprechend Anpassen und eine Lösung für mich finden.

    „Manchmal denke ich bereits vor dem Frühstück an sechs unmögliche Dinge.“

  • Ja bei mir ist das auch so dass mir das Masking viel Kraft raubt. Da kann es schon passieren dass ich nach einiger Zeit in einem Gespräch kaum noch was wahrnehme. Außerdem schaffe ich es nicht so lange alles zu unterdrücken weil mir das zu viel wird.

  • Zur Zeit habe ich auch ziemliche Probleme meinen Alltag bzw. die täglichen Aufgaben zu erledigen. Es ist wie im Titel schon ein richtiger Kampf. Morgens kurz nach dem Aufstehen habe ich noch Energie, doch schon nach ein zwei Stunden lässt die Motivation bzw. eher die Kraft zur Motivation erheblich nach. Das Tapezieren meines Schlafzimmers schiebe ich schon seit Wochen vor mich hin. Nach den ersten zwei drei Kaffee, richte ich meine Tagesplanung dann wieder nach der geistigen Ablenkung aus. Die Hausarbeit funktioniert gerade noch so, wenn auch nur in kleinen Einzelschritten. Irgendwie habe ich meine innere Balance verloren. Die Routinen helfen mir gerade nicht durchzudrehen, aber der gestrige Meltdown, gepaart mit nem Nervenzusammenbruch war schon heftig. Ich will nicht auf Details eingehen, aber ich habe zum Schluss heulend auf dem Boden gelegen. Kaputt gegangen ist auch was. Heute lief ich dann mehr oder weniger auf Autopilot. (RW) Ich hatte nichtmal die geistige Kraft mich beim Schwimmen sonderlich anzustrengen. Das Masking hatte heute wohl auch etliche Aussetzer. Einkaufen bin ich dann kurz vor Ladenschluss. Keine Ahnung was die bestimmende Ursache für meinen derzeitigen Zustand ist. Vielleicht wieder eine depressive Phase, weil ich merke, privat und beruflich, keine Fortschritte zu machen oder die in den Vordergrund rückende Erkenntnis (RW) das ich kein Verständnis für mein (kaum vorhandenes) soziales Umfeld habe und es mich extrem viel Kraft kostet selbst dies aufrecht zu erhalten. Kann sein das auch Verlustängste (für eine Beziehung die vielleicht niemals existieren wird) eine Rolle spielen oder ich eine soziale Psychose entwickele. Ich schaffe es gerade nicht einfachste zwischenmenschliche Signale, welche ich eigentlich abgespeichert habe (RW), zu verstehen, einzuordnen und dementsprechend zu handeln/antworten. Bei einem kleinen Missverständnis heute habe ich statt "ok habe ich falsch verstanden" minutenlang vor mich her gestammelt. Auf einfache Gespräche konnte ich mich schwer konzentrieren, jedoch als kurz mein SI besprochen wurde, da sprudelte es nur so aus mir raus. (RW) Danach habe ich bestimmt eine halbe Stunde in der Gruppe kein Wort gesagt. Eigentlich laufen viele Aspekte meines täglichen Leben so ziemlich ins Chaos. Ich wollte das nur mal so loswerden und erwarte keine Antwort.

  • Ich will mal so berichten wie ich den Alltag so wahrnehme und bestreite.
    In den letzten Monaten ist es verstärkt vorgekommen (Und ich stelle es immer wieder fest) das ich beim Sprechen niemanden angucke, meistens kompensiere ich das entweder das ich gerade etwas einpacke (Geld in der Geldbörse zB), genauso kommt es mittlerweile vor was bei mir eigentlich noch nie war das wenn ich Personen angucke das Gesicht komplett Leer ist wie gesagt so eine Wahrnehmung hab ich bisher noch nicht gehabt.

    Veranstaltung die ich spontan besuche erzeugen bei mir schweißige Hände und Atemnot, weshalb wenn ich auf Konzerte und Festivals gehe meistens immer ein Jahr vorher weiß das ich diese Besuche um mich darauf vorzubereiten (Eigen Organisation welche mir Sicherheit gibt, selbst wenn es nur Videos von der Location sind ich weiß wie es dort aussieht. Hoffe Ihr versteht was ich meine ^^).

    Wenn ich Freunde besuche und diese irgendwie in Bars gehen oder andere Freunde treffen und ich mitkommen darf ist dies für mich immer wie eine Art Sportveranstaltung wenn ich wieder Zuhause bin, bin ich immer absolut fertig und erschöpft.
    Vielleicht ist dieses Gefühl das sog. Masking (Anpassen an die Gesellschaft) was mir so Kraft raubt.

    Arbeiten nun ja seit 2018 nicht mehr da es bei Arbeitgebern immer wieder Probleme gab, es war Immer nur dieses Bedrückende Gefühl von "Ja da ist ein Problem und es belastet mich aber ich kann nicht sagen was" dadurch kam ich oft mit meiner Mutter in Konflikt und habe halt keine Arbeit.

    Im Großen und ganzen habe ich für bestimmte Situationen meine Tricks, da mein Asperger in neuen Situationen mir jedoch immer wieder neue Probleme macht muss ich mich dementsprechend Anpassen und eine Lösung für mich finden.

    Das Masking hat mich völlig verschlissen. Fing irgendwann in der Schule an (weil ich verständlicherweise nicht mehr „Freiwild Opfer“ sein wollte) und ging dann bis zum faktischen Ende meiner Arbeitstätigkeiten Ende 30.

    Es ist nicht nur die ewige Erschöpfung, es frisst leider auch die Seele auf. Wenn man Jahrzehntelang immer wieder vorgibt bzw. meint vorgeben zu müssen, jemand völlig anderes zu sein... dann ist irgendwann von einem selbst kaum noch was übrig.

    Leider kam die Befreiung von dem Masking für mich leider zu spät, der Schaden in vierlerlei Hinsicht war nicht mehr korrigierbar. Ich freue mich aber, dass AS jetzt ein besser bekanntes und erkanntes Leiden ist... so dass man Kindern und Jugendlichen helfen kann zu einem Zeitpunkt, wo es noch nicht zu spät ist.

  • Es ist nicht nur die ewige Erschöpfung, es frisst leider auch die Seele auf. Wenn man Jahrzehntelang immer wieder vorgibt bzw. meint vorgeben zu müssen, jemand völlig anderes zu sein... dann ist irgendwann von einem selbst kaum noch was übrig.

    Wahre Worte :cry:

    Was ich brauch' ist ein Pinguin mit Übergewicht, der für mich das Eis bricht, denn ich kann das nicht! ~Jennifer Rostock

  • Wenn ich Freunde besuche und diese irgendwie in Bars gehen oder andere Freunde treffen und ich mitkommen darf ist dies für mich immer wie eine Art Sportveranstaltung wenn ich wieder Zuhause bin, bin ich immer absolut fertig und erschöpft.
    Vielleicht ist dieses Gefühl das sog. Masking (Anpassen an die Gesellschaft) was mir so Kraft raubt.

    Bei mir sind es die Reize von aussen, also das Gebrabbel von anderen Leuten, dass anstrengend ist. Wenn ich mich dann nicht auf etwas anderes fokussieren kann, z.B. Gespräch mit den Personen mit denen man da ist oder durch eine andere Tätigkeit, dann wird mir das schnell zu viel.
    Ich habe festgestellt, dass ich versuche es mit Alkohol zu kompensieren bzw. erträglicher zu machen.
    Möglicherweise ist ein Gang aufs WC, auch wenn man nicht muss, hilfreicher, weil man kurz Ruhe hat.

    Ich maskiere dabei nicht. Ich bin einfach ich selbst.

    Als ich die Personen mit denen ich in eine Bar / Cafe gehe kennen gelernt hatte, hatte ich direkt am Anfang mitgeteilt, dass ich ein Autist bin. Ich bin dankbar dafür, dass ích so akzeptiert worden bin.

    Im Großen und ganzen habe ich für bestimmte Situationen meine Tricks, da mein Asperger in neuen Situationen mir jedoch immer wieder neue Probleme macht muss ich mich dementsprechend Anpassen und eine Lösung für mich finden.


    Welche Tricks sind das denn?

    Kleiner Tipp: Statt Masking, sei einfach du selbst. Es macht einiges einfacher und es hilft, weil die ganze Arbeit fürs Masking wegfällt und somit mehr Energie für andere Verwendungen zur Verfügung steht.

  • Kleiner Tipp: Statt Masking, sei einfach du selbst.

    Ich weiß nicht,
    a) ob das überhaupt geht. Denn in bestimmten sozialen Situationen läuft das Kompensieren quasi automatisch, schließlich ist es seit langer Zeit antrainiert.
    b) ob ich das immer will. Denn wenn ich nicht maskiere/camufliere/kompensiere (wie auch immer), dann fallen halt ein paar Seltsamkeiten auf: meine für NTs untypische Gestik, meine bewusstes Nicht-in-in-die-Augen-Schauen (sondern im Raum Herumkucken), meine Dehnbewegungen mit dem Oberkörper. Wenn ich das alles tue, also nicht maskiere, fühle ich mich zwar ganz klar wohler, aber in vielen sozialen Situationen möchte ich halt einfach der Seltsame sein und passe mich deshalb an, auch wenn es anstrengender ist.

    "Ich kämpfe nicht, ich behaupte mich." - "Ich will nicht siegen, ich will sein." (Georg Kaiser)

  • Kleiner Tipp: Statt Masking, sei einfach du selbst. Es macht einiges einfacher und es hilft, weil die ganze Arbeit fürs Masking wegfällt und somit mehr Energie für andere Verwendungen zur Verfügung steht.

    Das klignt so, als hätte Masking keine Funktion und man hätte sich das einfahc ohne Grund angewöhnt. Der Grund ist aber ja gerade, dass es die Funktion hat, dass man nicht so negativ auffällt. Man maskiert sich ja auch nicht beliebig, sondern passt sich in der Regel an sein Umfeld an. Nts machen das ja auch, gerade wenn man in verschiedenen Umfeldern aktiv ist, im Theater verhält man sich eben anders als im Fußballstadion. Und gerade wenn man beruflich aktiv sein will, kommt man meist nicht drum rum, damit man nicht negativ auffällt. Also in vielen Bereichen würde man ja auch nicht eingestellt werden, wenn man lila farbene Haare hat etc. etc.

    Natürlich kann man sagen, Authenzität ist mir am wichtigsten, dann darf man sich aber nicht wundern, wenn unter Umständen alle anderen Bereiche darunter leiden und es auch massive Konsequenzen wie Arbeitsverlust oder Trennung etc geben kann. Und nein nur wiel man kompensieren muss heißt das nicht, dass man ganz auf die jeweilige Sache verzichten will oder muss.

  • Das klignt so, als hätte Masking keine Funktion und man hätte sich das einfahc ohne Grund angewöhnt.

    Ich habe nicht gesagt, dass Masking keine Funktion und keinen Grund hat. Ich hätte es genauer formulieren sollen.

    Der Grund ist aber ja gerade, dass es die Funktion hat, dass man nicht so negativ auffällt.

    Ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen, aber hat dir jemand mal gesagt das du negativ auffällst?

    Nts machen das ja auch


    Bist du ein NT? Nein. Du bist anders und das ist gut so.

    im Theater verhält man sich eben anders als im Fußballstadion

    Das ist klar. Das hat aber nichts mit Masking zu tun.

    Und gerade wenn man beruflich aktiv sein will, kommt man meist nicht drum rum, damit man nicht negativ auffällt.

    Nochmal, hat dir jemand mal gesagt das du angeblich negativ auffällst? Was denkst du, wie es wohl wirkt, wenn das Masking auffällt?

    Ich teile bereits im Vorstellungsgespräch mit, dass ich ein Autist bin und hat keinerlei negativer Auswirkungen. Ganz im Gegenteil.
    Das gleiche mache ich privat auch. Als ich mit fremden Leuten Billiard spielen war, habe ich mich vorgestellt und direkt mitgeteilt, dass ich ein Autist bin. Ich bin dankbar dafür, dass ich so akzeptiert worden bin und ich habe Kontakt mit den Personen.

    Also in vielen Bereichen würde man ja auch nicht eingestellt werden, wenn man lila farbene Haare

    Du vergleichst hier gerade äußerliches mit der Art des Menschen. Das geht nicht, weil äußerliches kannst du ändern, aber nicht den Menschen. Du kannst aus einem Autisten keinen NT machen.


    Natürlich kann man sagen, Authenzität ist mir am wichtigsten, dann darf man sich aber nicht wundern, wenn unter Umständen alle anderen Bereiche darunter leiden und es auch massive Konsequenzen wie Arbeitsverlust oder Trennung etc geben kann.

    Du verstellst dich lieber bzw. tust alles, nur um dazu zugehören?
    Oder in eine Norm zu pressen, wo man nicht reinpasst, weil man anders ist?

    Dann darf man sich nicht wundern, wenn die von dir genannten Leiden und negativen Konsequenzen auftreten, weil man vorgibt etwas zu sein, was man nicht ist und man abgelehnt wird, wenn es "rauskommt".

    Was denkst du warum Masking so anstrengend ist?
    Denkst du nicht, dass anders sein etwas positives ist? Denk mal an die ganzen Stärken.

    Denkst du, dass es keine Menschen gibt, die dich mögen, weil du einfach du bist? (Ohne Masking)

  • Ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen, aber hat dir jemand mal gesagt das du negativ auffällst?

    Du verstellst dich lieber bzw. tust alles, nur um dazu zugehören?Oder in eine Norm zu pressen, wo man nicht reinpasst, weil man anders ist?

    Dann darf man sich nicht wundern, wenn die von dir genannten Leiden und negativen Konsequenzen auftreten, weil man vorgibt etwas zu sein, was man nicht ist und man abgelehnt wird, wenn es "rauskommt".

    Was denkst du warum Masking so anstrengend ist?
    Denkst du nicht, dass anders sein etwas positives ist? Denk mal an die ganzen Stärken.

    Denkst du, dass es keine Menschen gibt, die dich mögen, weil du einfach du bist? (Ohne Masking)


    Ich finde nicht, das es beim Masking darum geht - nicht negativ aufzufallen.

    Es geht beim Masking darum, unter Menschen die man nicht zum eigenen privaten Kreis zählt - eine Art Verständigung anzuzeigen.
    Anzuzeigen, auch wenn es nur gespielt ist - das man für eine Verständigung bereit ist und dieser einwilligt.

    Sodass man daraufhin so tut, als ob man die gesellschaftlichen Regeln der Verständigung kennt, damit sich die Gegenüberstehenden in ihrer Art der gesellschaftlichen Verständigung verstanden fühlen.

    Wenn Asperger Autisten wiederum die Mehrheit der Gesellschaft bilden würden, wäre diese autistische Art des Verhaltens und Verstehens die Norm-Verständigung. Sodass sich auch Nicht-Autisten an dieser autistischen gesellschaftlichen Verständigung ausrichten müssten, um eine gesellschaftliche Verständigung herzustellen.

    Ich finde auch, das Masking sehr anstrengend ist, und ansich die meiste Konzentration beansprucht, die man eigentlich auf den Inhalt für die eigenen Interessen in einem Gespräch lenken könnte.
    Trotz dessen bin ich in dem Fall der Meinung, das die gesellschaftliche Verständigung wichtiger ist, als die eigenen Belangen.

    Wie gesagt, im Privaten finde ich, kann und sollte man das auch so gestalten wie man will. Da dort Menschen sind, die man an seinem privaten Leben und somit auch am Autismus teilhaben lässt.
    Sodass man sich dort unverstellt geben kann.

    Einmal editiert, zuletzt von CypressT81 (13. August 2020 um 09:43)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!