Strategien entwickeln

  • Ich will kein umfangreiches Thema aufmachen bzw. zu sehr ins Detail gehen. Mich interessiert wie andere Strategien entwickelt haben, um den erkennbar kommenden Meltdown abzuwenden. Also wie habt ihr erkannt was hilft und was nicht.

    Ich komme häufig in den Overload, dann Meltdown, durch die Überforderung vom Auswerten zwischenmenschlicher Kommunikation. Manchmal reicht schon ein Gedankengang zu einer Person oder Begegnung. Sowas bekomme ich nicht in meinem Kopf sortiert und knall dann durch. Ich versuche mir immer zu erdenken was der andere gemeint hat und dann entsteht ein Gedankenwirrwarr das mich überfordert. Bei Lärm oder so gibt es ja Kopfhörer, aber bei der zwischenmenschlichen Kommunikation, kann ich mich ja nicht kurz mal in Narkose versetzen und warten bis ich es vergessen habe. Ich nutze zwar Musik, meistens ein Titel (Techno) in Dauerschleife, aber das wirkt nur temporär. Wenn die Musik (der Gegenreiz) weg ist, geht es los. Ich kann mir also nur den Zeitpunkt aussuchen an dem ich explodiere. (RW). Also nicht so richtig gewalttätig (gegen andere.. gegen mich naja.. selten zum Glück), aber entweder es geht was kaputt oder wie Anfang der Woche es wird was gelöscht. Beleidigend bin ich nicht. Vorher kapsel ich mich bewusst von Leuten ab die etwas abbekommen könnten. (hat bis jetzt zum Glück gut geklappt).

  • Zitat von platzhalter

    Sowas bekomme ich nicht in meinem Kopf sortiert und knall dann durch. Ich versuche mir immer zu erdenken was der andere gemeint hat und dann entsteht ein Gedankenwirrwarr das mich überfordert.

    :( Sowas kenne ich gut.

    Zitat von platzhalter

    kann ich mich ja nicht kurz mal in Narkose versetzen und warten bis ich es vergessen habe.

    Na ja. Du könntest es mit Bedarfsmedikamenten versuchen. Die brauchen aber vermutlich mindestens 15 Minuten, bis sie wirken. Ich hatte ja mal Bedarfsmedikamente ausprobiert und mittlerweile bin ich an einem Punkt, wo ich fast wieder darauf zurückgreife. Die brauchten damals aber auch immer recht lange, bis sie wirkten. Mir half aber damals die Aussicht darauf, dass es gleich besser wird und ich diesen Gefühlen nicht mehr so ausgeliefert bin. Theoretisch kann man auch legale (Kaffee, Tabak, Alkohol) oder illegale Drogen nehmen, aber damit holt man sich mit Sicherheit noch mehr Probleme ins Haus.

    Mir hilft es momentan, wenn ich Musik höre, die meinen Emotionen recht nahe ist und dann kann ich das durch die Musik irgendwie ausdrücken.

    Was mir auch schon geholfen hat, ist Sport, in dem Fall Radfahren. Manchmal habe ich es nicht geschafft, nach draußen zu gehen, aber wenn es klappte, konnte ich mich eine Stunde beim Radfahren so richtig auspowern und mit der Zeit wurden die Gedanken dann schwächer und wenn ich wieder zu Hause war fühlte ich mich ganz anders.

    Aktuell würde ich für meinen Fall sagen: Kontakt zu Menschen reduzieren. Ich weiß nicht, ob das für dich auch eine Option wäre.

    Manche Verhaltenstherapeuten behaupten auch, dass es helfen würde, sich abzureagieren und z. B. auf Kissen einzuschlagen etc. Ich las aber erst kürzlich wieder, dass das überhaupt nicht hilft, sondern die Wut noch anfachen würde.

    Man könnte auch drastische Ablenkungsmaßnahmen versuchen wie z. B. sich unter eine eiskalte Dusche stellen oder etwas sehr Scharfes essen, aber ich kriege das nicht hin.

    Einmal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (26. Februar 2020 um 23:17)

  • Na ja. Du könntest es mit Bedarfsmedikamenten versuchen. Die brauchen aber vermutlich mindestens 15 Minuten, bis sie wirken.

    Das ist keine Option für mich.

    Theoretisch kann man auch legale (Kaffee, Tabak, Alkohol) oder illegale Drogen nehmen, aber damit holt man sich mit Sicherheit noch mehr Probleme ins Haus.

    Hat eigentlich ganz gut funktioniert. Beides.. Mit der Reizunterdrückung und mit den Problemen. Aber ist auch keine Option mehr.

    Aktuell würde ich für meinen Fall sagen: Kontakt zu Menschen reduzieren. Ich weiß nicht, ob das für dich auch eine Option wäre.

    Noch mehr reduzieren geht kaum.

    Was mir auch schon geholfen hat, ist Sport, in dem Fall Radfahren. Manchmal habe ich es nicht geschafft, nach draußen zu gehen, aber wenn es klappte, konnte ich mich eine Stunde beim Radfahren so richtig auspowern und mit der Zeit wurden die Gedanken dann schwächer und wenn ich wieder zu Hause war fühlte ich mich ganz anders.

    Nutze ich auch zum kompensieren/stimming. Es hält nur leider nicht mehr so lange an wie früher.

  • @platzhalter
    Mir fiele dann höchstens noch ein, sich mit möglichen Mechanismen zu beschäftigen, die evtl. dazu beitragen, in einem solchen Fall das Ausrasten noch anzufeuern, also z. B. in einer ruhigen Minute zu schauen, ob man irgendwelche negativen Glaubensmuster hat oder eine Ungewissheitsintoleranz und dann an diesen Themen arbeiten. Vielleicht kommen die Ausraster dann doch seltener, wenn man lernt, flexibler zu denken oder bestimmte Reaktionen nicht negativ bewertet. Bei mir ist das so. Aber ich weiß nicht, ob das bei dir auch so sein könnte.

  • möglichen Mechanismen zu beschäftigen, die evtl. dazu beitragen, in einem solchen Fall das Ausrasten noch anzufeuern, also z. B. in einer ruhigen Minute zu schauen, ob man irgendwelche negativen Glaubensmuster hat oder eine Ungewissheitsintoleranz und dann an diesen Themen arbeiten.

    Das ist genau der Punkt. Die "Unwissenheitstoleranz" ist bei mir relativ niedrig. Irgendwann gibt es zuviele Richtung in die ich denke bzw. die Situation bewerte.

  • Ich komme häufig in den Overload, dann Meltdown, durch die Überforderung vom Auswerten zwischenmenschlicher Kommunikation.

    Ich schreibe in solchen Fällen manchmal all meine Gedanken auf oder mal sie auf in so Gedankenwolken. Ich habe das Gefühl sobald ich das externalisiere sortiert sich das.

    Surprised by the joy of life.

  • Ich schreibe in solchen Fällen manchmal all meine Gedanken auf oder mal sie auf in so Gedankenwolken. Ich habe das Gefühl sobald ich das externalisiere sortiert sich das.

    Das mache ich vor wichtigen Gesprächen oder Telefonaten oder wenn ich etwas in Erinnerung behalten will und der Person dann später sagen will. Ich weiß nicht, ob es was bringt. Ob nun schriftlich oder gedanklich, es überfordert mich ja schon die verschiedenen Eindrücke, nonverbalen Signale, überhaupt einzuordnen und zu sortieren. Versuchen kann ich es ja mal.

  • Eigentlich ist das schon komisch. Im beruflichen bzw. der geschäftlichen Kommunikation, beim Einkaufen, Arzt etc. kann ich das ganz gut kompensieren. Da ist es so als gäbe es diese Signale nicht. Ich bekomme es dann gar nicht mit und denke auch darüber nicht nach. Damit bin ich eigentlich ganz gut zurecht gekommen. (Nachtrag: Es kann gut möglich sein, dass das auch darauf zurück geht, dass ich in solchen Situationen eher "performe" als das ich mich natürlich gebe. Das läuft alles mittlerweile unterbewusst ab. Daher ist mein Hirn wohl eher mit dem eigenen "Auftritt" beschäftigt, als das es sich um die Zwischentöne kümmert. Das sollte ich mal intensiver betrachten) Wahrscheinlich ist da die gesellschaftliche Norm zur eindeutigen Kommunikation wohl eher gegeben als in der privaten Kommunikation. Im Privaten habe ich dagegen öfters solche Aussetzer.

    Einmal editiert, zuletzt von platzhalter (27. Februar 2020 um 20:59)

  • Ich finde da den Film https://www.arte.tv/de/videos/092932-000-A/mind-my-mind/ ganz anschaulich. Mir half der besser zu verstehen, was eigentlich in meinem Kopf los ist.

    Vieles ist mir bekannt. Nur ist meine "Scriptsammlung" nicht so umfangreich und das Männchen im Kopf (im übrigen eine interessante Allegorie) nicht so schnell. Aber es stimmt schon. Vieles läuft im Autopilot (bewusst und unbewusst), gesteuert von Erfahrungen.
    Auch das zurück ziehen in die SI (und dem Hinzufügen von Interessen) kenn ich zu genüge. Es gibt halt Sicherheit. Leider komm ich viel zu schnell in den Overload. Vielleicht auch aufgrund von fehlenden alternativen Verhaltensmustern. Ich sitz dann meistens nur da und sag nix. Manchmal geht es dann auch in einen Zustand ähnlich wie im Shutdown. Nur ohne vorherigen Meltdown. Der Kopf ist dann einfach nur leer.
    Ich hab den Schalter, wie im Film, noch nicht gefunden. So einen hätte ich auch gern.

  • Was bei mir auch ein (bzw. das größte) Problem ist, wenn zwei (oder mehr) verschiedene "Scripte" (siehe Film) aufgrund von verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten gegeneinander abgewogen werden müssen. Eine Zeit lang kann ich das parallel laufen lassen, aber es ist halt wie bei einem Stammbaum (Allegorie). Irgendwann wird es zu kompliziert, weil jeder weitere Input wieder zu einer Verzweigungen und damit weiteren Interpretation führt. Wenn ich das dann nicht mehr auflösen kann ist der Overload sicher.

  • (VA)

    Auch das zurück ziehen in die SI (und dem Hinzufügen von Interessen) kenn ich zu genüge. Es gibt halt Sicherheit.

    Jep. Und es beruhigt und baut Stress ab. (zumindest bei mir)

    Leider komm ich viel zu schnell in den Overload. Vielleicht auch aufgrund von fehlenden alternativen Verhaltensmustern.

    Hmm, interessant. Das könnte auch bei mir der Fall sein, wenn ich bedenke wie leicht ich überlastet werden kann...

    Ich sitz dann meistens nur da und sag nix. Manchmal geht es dann auch in einen Zustand ähnlich wie im Shutdown. Nur ohne vorherigen Meltdown. Der Kopf ist dann einfach nur leer.

    Und hinzu kommt dann sicherlich noch ein leerer Blick, der nur "Löcher in die Luft starrt"? Aber lieber so als meine Reaktion, als ich noch zur Schule ging, denn das war einfach nur rumbrüllen und mit Stiften um mich werfen und das fast jeden Tag bei den Hausaufgaben...

    Wenn man auf eine Party geht, gibt es immer ein Risiko.

    Unsere Identität entnehmen Sie bitte dem beigefügten Auszug aus dem Melderegister. Gegen die Assimilierung in unser Kollektiv ist gemäß Assimilierungsdurchführungsgesetz (§666, Abs. 3/IV) kein Rechtsmittel zulässig. Wir bitten um Ihr Verständnis.

  • Und hinzu kommt dann sicherlich noch ein leerer Blick, der nur "Löcher in die Luft starrt"?

    Wenn ich das mitbekomme und es grade passt, versuche ich dann immer nachdenklich zu wirken. Ich versuche meistens den Blick kurz schweifen zu lassen. Aber ohne Augenkontakt. Also doch irgendwie Löcher in die Luft gucken. Aber das ist dann schon wieder die Performance, antrainiert.

  • Was bei mir auch ein (bzw. das größte) Problem ist, wenn zwei (oder mehr) verschiedene "Scripte" (siehe Film) aufgrund von verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten gegeneinander abgewogen werden müssen. Eine Zeit lang kann ich das parallel laufen lassen, aber es ist halt wie bei einem Stammbaum (Allegorie). Irgendwann wird es zu kompliziert, weil jeder weitere Input wieder zu einer Verzweigungen und damit weiteren Interpretation führt. Wenn ich das dann nicht mehr auflösen kann ist der Overload sicher.

    Mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, dass ich meine Mitmenschen oft überhaupt nicht in meine Überlegungen mit einbeziehe. Ich kenne dieses Problem mit dem "Stammbaum zeichnen" sehr gut. Ich schrieb mir sogar shcon solche Übersichten mit Abzweigungen "wenn der das sagt, dann das... wenn aber jenes rauskommt, dann könnte a oder b eintreffen". Irgendwann wird man verrückt davon, weil das so komplex wird.

    Mein Problem ist, dass ich immer vorher versuche, schon zu wissen, wie Dinge (z. B. Telefonate, Gespräche) ausgehen werden. Letztens fiel mir mal auf: Es wäre doch viel einfacher, wenn ich einfach das Gegenüber fragen würde. Ist das so oder so und erst danach anfangen würde, weiterzudenken. Ich habe aber offenbar Angst, dann in der Situation nicht schnell genug reagieren zu können oder etwas falsch zu machen. Also will ich mir vorher schon alle möglichen Optionen zurechtlegen. Ich glaube, dass es besser wäre, wenn man erstmal die Informationen einholt, statt sich vorher dieses Gerüst zu bauen. Vielleicht trifft das bei dir auch zu.

    Wie das in der Praxis gehen soll, weiß ich nicht, weil meine Ängste mich davon abhalten, z. B. eine offene Frage zu stellen, um dann mit einer freien Antwort konfrontiert zu werden, auf die ich unvorbereitet reagieren müsse. Man müsste vielleicht weiter zum Kern des Problems vordringen: Angst vor Fehlern. Angst, den Überblick zu verlieren. Angst, dass einem geschadet wird. Angst, die Kontrolle zu verlieren. Das steckt bei mir wohl dahinter.
    Ich glaube, ich habe das schon mehrmals gefragt. Wie man lernen kann, die Kontrolle aufzugeben oder flexibler zu werden usw. Ich vergesse die Ideen immer wieder und es gelingt mir nicht, da wirklich weiterzukommen. Bzw. teilweise komme ich weiter (z. B. was das Einkaufen betrifft oder Dinge, bei denen keine anderen Menschen involviert sind). Bei den Situationen, bei denen andere Menschen beteiligt sind, habe ich aber noch keine Fortschritte gemacht. :|

  • Wenn ich das mitbekomme und es grade passt, versuche ich dann immer nachdenklich zu wirken. Ich versuche meistens den Blick kurz schweifen zu lassen. Aber ohne Augenkontakt. Also doch irgendwie Löcher in die Luft gucken. Aber das ist dann schon wieder die Performance, antrainiert.

    Joa, das kann ich auch gut und mache es vor allem, dann wenn es im Büro in zu großes Gewusel gibt. (Das leider in nem halben Jahr kräftig zunehmen wird, denn dann gibts ein Großraumbüro...)

    Wenn man auf eine Party geht, gibt es immer ein Risiko.

    Unsere Identität entnehmen Sie bitte dem beigefügten Auszug aus dem Melderegister. Gegen die Assimilierung in unser Kollektiv ist gemäß Assimilierungsdurchführungsgesetz (§666, Abs. 3/IV) kein Rechtsmittel zulässig. Wir bitten um Ihr Verständnis.

  • Es wäre doch viel einfacher, wenn ich einfach das Gegenüber fragen würde. Ist das so oder so und erst danach anfangen würde, weiterzudenken.

    Das solltest du nicht tun wenn du kurz vorm Overload bist. Evt. fühlt sich der/die Gegenüber irgendwie ertappt oder will darauf keine direkte Antwort geben. Weil dich das dann aber auch wiederum weiter triggert, naja.. Ich will ja hier nicht alles erzählen..

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