Midlifecrisis wegen fehlender Entwicklung?

  • Hallo,

    ich habe seit einiger Zeit das Gefühl, dass ich in einer richtigen Midlifecrisis bin (bin Ende 30). Mir geht es nicht nur total schlecht,
    sondern in meinem Kopf routieren auch ständig Gedanken daran, was ich für eine Versagerin bin im Vergleich mit Gleichaltrigen.
    Die anderen haben eine Familie gegründet, eine lange feste Partnerschaft, weilweise ein eigens Haus oder zumindest eine gute
    Wohnung und Ersparnisse. Und ich habe nichts davon und kann noch nicht mal Auto fahren. Ich komme nie irgendwo an.
    Nachdem meine letzte Jobbefristung zuende war, habe ich in meiner Heimat eine freiberufliche Tätigkeit aufgenommen und
    lange keine Wohnung gefunden. Nun habe ich eine, aber die gefällt mir echt gar nicht (1-Raum-Wohnung), nur warten
    meine Tiere im Tierheim schon monatelang, weshalb ich sie wohl nehmen werde, aber ich bin gedanklich schon beim
    nächsten Umzug.
    Mir fehlt irgendwie alles, was zu einem Erwachsenenleben gehört. Ich habe das Gefühl, mich seit 20 Jahren nicht wirklich
    entwickelt zu haben, obwohl ich bemüht war und auch schon in Therapie und beim Coach. Es sind aber immer die gleichen
    Probleme, die ich habe.
    Wenn ich daran denke, dass ich das womöglich noch Jahrzehnte ertragen muss, wird mir echt ganz anders. :(

    Geht es jemandem ähnlich?

    Ratschäge wie "man soll sich nicht mit anderen vergleichen, helfen mir nicht", denn ich bekomme es ja automatisch mit.
    Ich arbeite auf dem ersten Arbeitsmarkt und treffe dort halt auf normale Menschen.

  • Das wichtigste deiner Story ist, dass du vor 20 Jahren nicht geheiratet u. 3 Kinder auf die Welt losgelassen hast. Für eine Autistin stehst du noch ganz gut da, würde ich mal raten, abgesehen von deinen Haustieren im Tierheim, aber das alles renkt sich irgendwie ein.

    Ende 30 kein Midlifecrisis! Das sind nur Signale, dass du deine Umgebung wechseln musst, eventuell eine neue Stadt, in der du etwas klüger bist bei Auswahl der Menschen, mit denen du zu tun hast, erster Arbeitsmarkt hin oder her...

    Beim Antworten bitte zitieren.

  • Geht es jemandem ähnlich?

    Ich bin Ende 40, den Schmerz, den es mit sich bringt nicht nach "Norm" zu leben kenne ich durchaus.
    Ich kann ihn wenn er da ist nur zulassen und dann weiter das tun, was mir für mich naheliegend erscheint,
    das als meine Realität leben und das, was die Welt anbietet da wo es für mich möglich ist und Sinn macht bestmöglich nutzen.

    Die Welt empfinde ich in vielen Aspekten alles andere als gesund.
    Mich daran orientieren zu wollen hat mich meist mehr verwirrt als das es mir half.

  • Das sind nur Signale, dass du deine Umgebung wechseln musst, eventuell eine neue Stadt, in der du etwas klüger bist bei Auswahl der Menschen, mit denen du zu tun hast,

    Ich habe sie vor ein paar Monaten gewechselt. Ich denke, einmal pro Jahr reicht.

    Für eine Autistin stehst du noch ganz gut da,

    Mh ... wie kommst du da drauf?

  • Und ich habe nichts davon und kann noch nicht mal Auto fahren.

    Bis auf das Autofahren (und das auch mehr schlecht als recht) habe ich auch nichts davon. Kein soziales Netzwerk, keine eigene Familie, kein eigenes Haus/eigene Wohnung, keine Ersparnisse und nicht mal einen festen Job. :(

    Ich komme nie irgendwo an.

    Ich bin auch mit 46 Jahren noch nirgendwo angekommen. Mittlerweile hab ich die Hoffnung, noch jemals irgendwo anzukommen, aufgegeben. :(

    Mir fehlt irgendwie alles, was zu einem Erwachsenenleben gehört.

    Naja, ich bin fähig, mich irgendwie "durchzukämpfen" und kann für mich sorgen, aber ansonsten bin ich nicht grad sehr erwachsen. Ein ewig kindlicher Einzelkämpfer sozusagen...

  • Mh ... wie kommst du da drauf?

    Eine normal durchschnittliche Autistin um 40 hat definitiv mehr Probleme als du, du kannst diesen von dir zitierten Job 'auf dem ersten Arbeitsmarkt' (was das auch bedeuten mag) kündigen u. dir eine Ruhepause gönnen, sowas machen sogar NT's...

    Beim Antworten bitte zitieren.

  • Mir geht es nicht nur total schlecht,
    sondern in meinem Kopf routieren auch ständig Gedanken daran, was ich für eine Versagerin bin im Vergleich mit Gleichaltrigen.
    Die anderen haben eine Familie gegründet, eine lange feste Partnerschaft, weilweise ein eigens Haus oder zumindest eine gute
    Wohnung und Ersparnisse. Und ich habe nichts davon und kann noch nicht mal Auto fahren. Ich komme nie irgendwo an.

    Diese Vergleiche mit anderen, sind das Dinge die du für dich selbst und dein Leben aus eigenem Interesse haben möchtest? Oder Dinge, von denen du meinst mit anderen mithalten können zu müssen?

    Würde ich so sehr darauf gucken, was andere alles haben, und können, und was ich stattdessen alles nicht habe und nicht kannt, oder vielleicht gerne hätte aber nie haben werde,...dann würde mich das vermutlich auch runter ziehen. Es bringt ja nichts, Dinge von sich zu erwarten oder haben/können zu wollen, wenn es aus diversen Gründen nicht geht, oder nicht genau so wie bei anderen.

    Hast du eine Idee woher es kommen könnte, das du so darauf guckst was andere haben und was du nicht hast?

    Es gibt bei solchen Aufzählungen mit Sicherheit auch Dinge, die du erreicht hast, die du geleistet hast, was du geschafft hast. Wenn ich z.B. daran denke, was andere im Vergleich zu mir nicht haben, merke ich das es mir gar nicht so schlecht geht. Ich habe überhaupt eine Wohnung, ich habe keine Schulden, ich kann selbstständig von A nach B laufen.


    Ratschäge wie "man soll sich nicht mit anderen vergleichen, helfen mir nicht", denn ich bekomme es ja automatisch mit.

    Wenn "man soll sich nicht vergleichen" für dich keine Option ist, heißt das du willst dich mit anderen vergleichen? Klar ist so ein daher gesagter Spruch "man soll sich nicht vergleichen" keine sinnvolle Lösung für deine Situation. Aber ständig darauf zu gucken was andere haben und was du nicht hast, ist auch keine sinnvolle Lösung, weil dich das dann vermutlich nur weiter runter zieht.

    Kannst du dich nicht dafür freuen was andere erreicht haben (es ihnen gönnen), und dich auch selbst darüber freuen, was du alles hast und erreicht hast?


    Midlifecrisis wegen fehlender Entwicklung?

    Ich kann das nicht beurteilen, aber bei manchen Erkrankungen hat man auch Selbstzweifel, fehlender Selbstwert und ein Stimmungstief. Was hat denn dein Therapeut zu deinen Sorgen gesagt?

  • Ich vermute, das hängt noch mit der Diagnosestellung zusammen. Da zieht man einfach Bilanz, schaut, was man erreicht hat, und was man kann und nicht kann.

    Dummerweise vergleicht man sich dabei aber mit Leuten, die diese Diagnose eben nicht haben. Und das ist falsch.
    Du musst bedenken, dass du AS hast, und damit hast du eine völlig andere Ausgangsposition als andere Menschen. Du brauchst dann gar nicht von dir verlangen, alles so zu machen und zu haben wie andere Menschen. Du hast sozusagen Sonderbedingungen, und das musst du dir klar machen. Du darfst auch ruhig stolz darauf sein, dass du einen Arbeitsplatz hast und sowas wie einen Umzug überhaupt gut auf die Reihe bekommst.

    Was die Wohnung angeht: meine Erfahrungen mit Umzügen in dieser Phase sind ziemlich schlecht. Vielleicht gibst du der kleinen Wohnung eine Chance und ziehst dort erstmal auf längere Sicht ein. Wenn du dann in 4-5 Jahren nochmal umziehst, ist das okay, aber jetzt schon schauen ist zu viel Stress und zu viel Veränderung meiner Meinung nach. Du brauchst deine Energie jetzt für dich selbst, für die Verarbeitung deiner Diagnose, für die Arbeit, und was dir sonst wichtig ist. Wenn der Umzug alle Energie abzieht, dann könnten sich daraus weitere Probleme ergeben.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Geht es jemandem ähnlich?

    Ja, ich kenne das. Ich bin auch fast Ende dreißig und gehe jetzt auf den 3. Bildungsweg. Irgendwie bin ich noch nicht im Leben angekommen, obwohl ich sehr selbstständig lebe. Meine Umzüge mag ich gar nicht mehr zählen, denn jedes Mal mußte ich nicht nur geografisch sondern auch emotional neu ankommen. Von der fehlenden Routine, die mir in solchen Situationen eigentlich halt gibt, ganz zu schweigen. Was das Thema Beziehung angeht, geht bei mir die Depression ständig ein und aus. (RW) Ich verstehe es nicht wie die Signale der NTs funktionieren und hab mir dadurch schon sehr viel kaputt gemacht. Ich habe das Gefühl, dass man von den NTs immer nur Brocken vor die Füße geworfen bekommt (RW) und irgendwie damit klarkommen soll. Aber was ich für mich begriffen habe, ist das nicht ich das Problem bin. Ich will mir das jetzt nicht einfach machen, aber ich kann von mir sagen, dass ich ehrlich, direkt und sehr selbstkritisch bin. Ich habe das Gefühl, dass es mit der Toleranz bei den NTs nicht weit her ist wenn jemand nicht wie die Masse tickt. (RW) Ich versuche mich mit exzessiven Sport so gut wie möglich abzulenken. Aber wenn ich im Verein sehe wie die Menschen zusammen alt werden, schlägt die Depression (Midlifecrisis) voll zu.Ich kann mich nicht einmal mit jemand über die Ereignisse des vorletzten Sommers austauschen. (RW) Ich habe schon einmal in einem Thread geschrieben, dass ich das alleine sein mag, aber die Einsamkeit macht mich kaputt. Es ist eine Diskrepanz des Autismus die kaum auszuhalten ist. Ich kann dir keine hilfreichen Tips geben. Du bist halt nicht die einzige.

  • @Fidoline

    Ich kenne das Problem auch. Besonders dass ich es nicht geschafft habe, eine Partnerschaft aufzubauen, macht mich traurig. Ende Dreißig hatte ich deswegen ebenfalls eine starke Krise. Immerhin ist dann auch der Punkt, an dem Kinder definitiv nicht mehr möglich sein werden.

    Mittlerweile sehe ich es so, dass ich meinen eigenen Weg gehe und das Beste aus der gegebenen Situation mache. Das heißt im Wesentlichen für mich, dass ich versuche, mich irgendwie durchzuwursteln und meine Spezialinteressen etwas auszuleben. Wenn das klappt, ist das für mich schon eine große Leistung. Wegen der verpassten Partnerschaft versuche ich mich daran zu erinnern, dass viele Partnerschaften sowieso wieder auseinandergehen und wer früher verheiratet war, ist vielleicht mittlerweile schon wieder geschieden. Viele Ehen sehen von außen gut aus, aber wie es den Partnern dabei geht, weiß man letztlich nicht.

    Dass durch mehrere Umzüge immer wieder Einsamkeit und Entwurzelungsgefühle auftreten, ist wohl leider unvermeidlich. :( Das ginge vermutlich auch NTs so. Als Non-NT ist man in dieser Hinsicht zeitlebens zusätzlich unter erschwerten Bedinungen unterwegs.

    Wenn mich die Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit überrollt, dann versuche ich mir immer wieder vor Augen zu führen, dass sich das Leben auch plötzlich zum Besseren wenden kann. Ist zwar unwahrscheinlich, aber immerhin möglich. Bis dahin vergrabe ich mich in mein SI, versuche den Arbeitsalltag irgendwie zu meistern, versuche gut auf mich zu achten (Sport, gute Ernährung) und versuche irgendwie weiterzuwurseln. Du bist auf keinen Fall allein mit Deinen Gedanken.

  • ... Hallo zusammen...
    Ich bin letzten Monat 50 geworden !!! 8o Für mich sieht immer nur diese Zahl so aus, als würde sie für alle anderen gelten, nicht aber für mich. Ich fühle mich noch wie 30 und werde auch oftmals für dieses Alter gehalten.. man sieht: Schein und Sein sind manchmal weit auseinander ...oder ganz nah beieinander- je nachdem aus welchen Blick wir die Dinge sehen oder sehen wollen :prof: .

    ...aber er war nun einmal da! Asperger-Diagnose F84.5 (diagnostiziert Uni-Klinik Köln)

  • Geht es jemandem ähnlich?

    Mir ging das VOR der Diagnose so. Zu allem Überfluss hat man mich 10 Jahre lang in psychiatrischen Strukturen aufgehalten - völlig verlorene Zeit. Also dachte ich : Ich habe wenig von dem, was Erwachsene in meinem Alter haben : Beruf, Einkommen, Urlaub ( eine eigene liebe Familie habe ich).
    Ich hielt mich für lebensuntüchtig.

    Mittlerweile weiß ich , wie tüchtig ich war, wie clever ich kompensiert habe , wie weit ich ohne Hilfe gekommen bin. Jetzt denke ich bei NTs oft : Macht mir das bitte nach !

    Klar, ich muss akzeptieren, dass ich nie so weit kommen werde wie ein gleichartiger NT , aber das ist so. Andere sitzen im Rollstuhl und laufen deshalb kein Marathon .

    Denke , dass du mutig, tapfer, kompensierend und stark bist, auch wenn du dich grad nicht so fühlst! :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    "Autismusdiagnose - Potius sero quam numquam.
    ( Lieber spät als nie.) "
    :irony:

  • Und ich habe nichts davon

    Mir ist noch eingefallen, das die Dinge die andere haben deshalb nicht bedeuten muss, dass andere Menschen deswegen glücklich sind. Man kann ein eigenes Haus haben, ein tolles Auto, eine Familie gegründet haben, usw. aber trotzdem mit seinem Leben unglücklich sein. Auch wenn manche Menschen so tun als ob in ihrem Leben alles okay wäre, muss das in Wirklichkeit nicht stimmen.

  • Eine normal durchschnittliche Autistin um 40 hat definitiv mehr Probleme als du, du kannst diesen von dir zitierten Job 'auf dem ersten Arbeitsmarkt' (was das auch bedeuten mag) kündigen u. dir eine Ruhepause gönnen, sowas machen sogar NT's...

    Es gibt meiner Meinung nach ziemlich viele Autistinnen, die eine Beziehung haben und einige haben auch einen Freundeskreis, ich kann dir also nicht zustimmen.
    Ich arbeite also nicht mehr und erzähle dem Jobcenter, dass sie mir gefälligst Hartz IV überweisen sollen für meine Auszeit? :roll:

    Kannst du dich nicht dafür freuen was andere erreicht haben (es ihnen gönnen), und dich auch selbst darüber freuen, was du alles hast und erreicht hast?

    Gönnen kann ich es, aber ich habe ja nicht viel erreicht und kann mich deshalb über wenig freuen.

    Du musst bedenken, dass du AS hast, und damit hast du eine völlig andere Ausgangsposition als andere Menschen.

    Vielleicht ist es für mich schwierig, das zu akzeptieren, da man - ich mache zumindest die Erfahrung - nicht als behindert wahrgenommen wird. Niemand versteht, warum ich gewisse Dinge nicht kann. Es ist einfach anders, als bei offensichtlichen Behinderungen.

    Vielleicht gibst du der kleinen Wohnung eine Chance und ziehst dort erstmal auf längere Sicht ein.

    Ne. Es liegt ja primär nicht an der Größe, aber die Küche ist nur eine Nische, dh in meinem Schlafraum wird gekocht und das finde ich schrecklich.

    Wegen der verpassten Partnerschaft versuche ich mich daran zu erinnern, dass viele Partnerschaften sowieso wieder auseinandergehen und wer früher verheiratet war, ist vielleicht mittlerweile schon wieder geschieden. Viele Ehen sehen von außen gut aus, aber wie es den Partnern dabei geht, weiß man letztlich nicht.

    Ich finde es halt besser, mal verheiratet gewesen zu sein oder temporäere Beziehungen zu führen, als eigentlich keine.

    Man kann ein eigenes Haus haben, ein tolles Auto, eine Familie gegründet haben, usw. aber trotzdem mit seinem Leben unglücklich sein.

    Ja, manche sind halt mit nichts zufrieden, denen kann man auch nicht mehr helfen.

  • Ende Dreißig hatte ich deswegen ebenfalls eine starke Krise. Immerhin ist dann auch der Punkt, an dem Kinder definitiv nicht mehr möglich sein werden.

    Seltsamerweise erreicht mich das Thema erst jetzt so richtig.
    Ich wolllte nie ernsthaft Kinder in die Welt setzen,
    doch kürzlich hatte ich so einen Moment, in dem mir so bewusst wurde, dass da im Gegensatz zu vor 10 Jahren nun auch keine Luft nach oben mehr gegeben ist ( RW).

    Man kann ein eigenes Haus haben, ein tolles Auto, eine Familie gegründet haben, usw. aber trotzdem mit seinem Leben unglücklich sein. Auch wenn manche Menschen so tun als ob in ihrem Leben alles okay wäre, muss das in Wirklichkeit nicht stimmen.

    Ja, das war eine wichtige Erkenntnis für mich, in jungen Jahren dachte ich, dass fast alle Menschen das mit dem Leben raushaben und mit mir quasi als Einzelfall irgendwas ernsthaft nicht stimmt.

    Je mehr ich dann aber lernte auch von anderen Menschen mehr mitbekommen zu können,
    umso klarer wurde mir, dass die wenigsten der Menschen, von denen ich früher dachte, dass sie so gut klarkommen, so leben, wie es mir etwas bedeuten könnte.
    Auch so musste ich mir meinen eigenen Weg im Leben bahmem, doch brachte es mich langsam aber sicher davon weg zu denken, dass nur mit mir vereinzelt etwas nicht stimmt.

  • Mir fehlt irgendwie alles, was zu einem Erwachsenenleben gehört. Ich habe das Gefühl, mich seit 20 Jahren nicht wirklich
    entwickelt zu haben,

    Mir kommen mit 66 Jahren dieselben Gedanken. 8o

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • @Fidoline

    Ich kenne seit einigen Jahren ähnliche Gedanken. Bis Anfang 30 war alles noch ganz in Ordnung. Ich fühlte mich zwar anders, aber irgendwie auch anders cool. :m(:

    Ab dann kamen ganz ähnliche Gefühle und ziemlich heftige Depressionen deswegen. Mir wurde innerhalb von einigen Jahren schlagartig bewusst, dass es mit mir sozusagen nichts mehr wird. Das ich auf eine Wand zugefahren bin und jetzt Ende ist. Die ganzen Perspektiven und Ideen, die ich mal hatte, haben sich in Luft aufgelöst.
    In meinem Fall spüre ich ganz deutlich, wie sehr es mich schmerzt, erst vor ein bis zwei Jahren erkannt zu haben, dass ein Sinn in einer Partnerschaft und eigenen Familie und Kindern liegen könnte, aber ich das vermutlich nie mit meiner komplizierten Persönlichkeit bzw. meinen Problemen vereinbaren können werde. Ich dachte immer, dass ich meinen Sinn halt darin finde, frei zu sein und Ausstellungen oder Konzerte zu besuchen und neue Dinge zu erlernen etc.
    Ja. Irgendwie trägt dieses Konzept mich nicht mehr. Ich mag diese Aktivitäten immer noch sehr gerne, aber das kann nicht mein Lebenssinn sein. Wenn man dann als Frau zugibt, dass man in Kindern einen Sinn sehen könnte, dann kriegt man auch gleich vorgeworfen, dass man Kinder nicht für eigene Wünsche benutzen dürfe, aber ich möchte mal wetten, dass 80% Kinder haben, weil sie sich eben ein bestimmtes Leben wünschen und da gehören Kinder für sie dazu. Die kriegen das auch nicht vorgeworfen, die machen es einfach.

    Von daher: Ich glaube, dass man das auch mit Anfang oder Mitte 30 oder Ende 30 eine Midlife-Crisis bekommen kann. Das bedeutet ja vom Wort her, dass man den Sinn hinterfragt. Wenn alles aufgerüttelt wird, kann man den vielleicht schon früher hinterfragen als andere Leute, bei denen das Leben wie von selbst läuft, bis sie dann mit 45 nen guten Posten haben, eine Frau, Kind, Häuschen, Auto, Jahresurlaube. Da kommt bei den Leuten vielleicht dann auch das Gefühl auf "und das soll alles gewesen sein?" :|
    Bei mir ist es halt so, dass ich mir jetzt sage "und das soll alles gewesen sein?". Es zerreist mich manchmal einfach nur, weil es so weh tut. Eigentlich will ich nicht da sein, wo ich gerade bin. Ich möchte wo ganz anders sein. Aber ich weiß selbst nicht mal so genau wo.

    Ich habe auch kein Auto, keine Eigentumswohnung, habe nicht mal einen Beruf mehr. Das Auto ist mir kackegal. Ich habe zwar einen Führerschein. Einen Eigentumswohnung will ich auch nicht unbedingt. Das mit dem Beruf ist für mich grauenhaft schlimm. Aber das Schlimmste ist eigentlich dieses Gefühl, dass ich nicht weiß, wo das alles hinführen soll. Ich habe kein Ziel mehr und überhaupt nichts. Ich sage mir oft, dass ich weitermachen soll, weil vielleicht noch was Schönes kommt und ich gehe ja trotz allem auch oft schöne Dinge unternehmen. Irgendwie ist aber momentan alles von diesem Gefühl unterlagert, das lautet "wozu das alles?". Was soll das für einen Sinn haben, wenn ich jeden Tag so vor mich hinlebe und versuche, schöne Dinge zu unternehmen, damit es mir besser geht? Ich für mich bräuchte eigentlich wieder ein Ziel, aber ich mag keine Ziele mehr, an denen ich mich nur auslauge, so wie das bisher meist abgelaufen ist.

    Eigentlich ist mein größter Wunsch, dass ich einen Menschen finde, mit dem ich auf Dauer zusammen sein kann und darin eine Art Zuhause finde. Dann könnte ich darum herum alles andere aufbauen und ein bisschen arbeiten und ansonsten könnte man gemeinsam die Freizeit genießen. In der Hinsicht habe ich mich dann doch weiterentwickelt, aber in dem Fall eher in die Richtung, dass ich jetzt deswegen den Schmerz so stark spüre. Früher war ich ein Einzelgänger par excellence. Da wollte ich gar niemanden und nichts anderes. Und jetzt (vermutlich 20 Jahre später als bei anderen Frauen) kommt dieses Gefühl "ach, es wäre doch schön, einen Partner zu haben und eine Familie". Von daher kommen die ganzen Probleme vermutlich deshalb auf, weil ich mich erst jetzt entwickele und nicht vor 20 Jahren. Ich habe einen ziemlichen Hass auf mich deswegen. Da wäre es doch viel einfacher gewesen, wenn ich für iimmer so ein Eigenbrödler geblieben wäre, der nicht mal spüren kann, was eine Beziehung ausmacht. Ja, dummerweise entwickelt man sich aber wohl doch weiter. Eigentlich ist diese Krankheit eine Folter. :frown: Ich bringe das Thema Midlife-Crisis somit mit dieser Entwicklungsverzögerung zusammen. Und ich habe Angst, dass es noch viel schlimmer mit der Zeit wird, weil ich dann vielleicht immer mehr Wünsche bekomme und dann erst so richtig kapiere, dass ich das alles nicht haben kann. :|

    Aber ein bisschen Hoffnung habe ich trotz allem doch noch, dass ich jemanden finde, der zu mir passt und ich ein anderes Leben als andere Menschen führen werde, aber trotzdem eines, mit dem ich zufrieden sein kann. Nur das mit den Kindern rennt halt weg und das zieht mich momentan auch so runter. Auf der einen Seite wäre ich auch gerne noch etwas ungebunden, aber auf dem Weg findet man natürlich keinen Partner, der mit einem Kinder will und diese auch gemeinsam aufzieht. Ich komme mir tatsächlich so vor, als wäre ich jetzt 15 und fange an, mir zu wünschen, dass ich mal später eine Familie und Kinder haben will. Fakt ist aber, dass ich 20 Jahre älter bin und mir das nicht mehr für die Zukunft wünschen brauch, sondern es entweder jetzt machen muss oder das Fenster ist zu. Ich hasse es.
    Ich habe mir vor einem Jahr sogar mal überlegt, Eizellen entnehmen zu lassen. Dabei wurde mir auch bewusst, dass man das eigentlich mit 20 macht. :shake: Ich habe aber letzten Endes davon Abstand genommen, weil ich - auch wenn das kein sehr großer Eingriff ist - das psychisch nicht durchhalten würde und außerdem will ich sowas Inszeniertes nicht. Das fühlt sich nicht richtig für mich an. :(

    Na ja, keine Ahnung. Ich wollte dir auf jeden Fall sagen, dass du nicht alleine bist mit deiner Trauer. :(

    2 Mal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (22. Februar 2020 um 21:51)

  • Zitat von platzhalter

    Ich habe schon einmal in einem Thread geschrieben, dass ich das alleine sein mag, aber die Einsamkeit macht mich kaputt. Es ist eine Diskrepanz des Autismus die kaum auszuhalten ist.

    :| Das kann ich für mich mittlerweile fast genau so unterschreiben. Ich habe auch das Gefühl, dass mich diese Diskrepanz zerreist. Es fühlt sich wirklich wie Zerreisen an und es ist für mich auch an manchen Tagen kaum auszuhalten. Ich frage mich manchmal, ob das irgendein Mensch nachempfinden kann, der es nicht selbst erlebt.
    Denn man kann ja noch nicht mal auf etwas im Außen wütend sein deswegen. In einem selbst liegt ja der Grund für diese Diskrepanz. :( Aber selbst hassen soll man sich ja auch wieder nicht, weil das nicht gesund ist.

  • Ich fühlte mich zwar anders, aber irgendwie auch anders cool.

    War bei mir genauso.

    Ich dachte immer, dass ich meinen Sinn halt darin finde, frei zu sein und Ausstellungen oder Konzerte zu besuchen und neue Dinge zu erlernen etc.

    An diesem Punkt bin ich wohl gerade angekommen.


    Aber das Schlimmste ist eigentlich dieses Gefühl, dass ich nicht weiß, wo das alles hinführen soll.

    Das stimmt. Und bei jedem neuen Versuch die Kurve zu bekommen (RW) wird es immer schwieriger die nötige Energie (Motivation) aufzubringen. Das ständige Scheitern, ob nun in Beziehungs- oder Karriereangelegenheiten kostet viel Kraft und ich frage mich dann warum ich das alles mache. Ich könnte ja auch den ganzen Tag Hartz4 TV gucken und verblöden. Absr dann wäre ich wohl noch unglücklicher.


    Eigentlich ist mein größter Wunsch, dass ich einen Menschen finde, mit dem ich auf Dauer zusammen sein kann und darin eine Art Zuhause finde. Dann könnte ich darum herum alles andere aufbauen und ein bisschen arbeiten und ansonsten könnte man gemeinsam die Freizeit genießen. In der Hinsicht habe ich mich dann doch weiterentwickelt, aber in dem Fall eher in die Richtung, dass ich jetzt deswegen den Schmerz so stark spüre. Früher war ich ein Einzelgänger par excellence. Da wollte ich gar niemanden und nichts anderes. Und jetzt (vermutlich 20 Jahre später als bei anderen Frauen) kommt dieses Gefühl "ach, es wäre doch schön, einen Partner zu haben und eine Familie". Von daher kommen die ganzen Probleme vermutlich deshalb auf, weil ich mich erst jetzt entwickele und nicht vor 20 Jahren. Ich habe einen ziemlichen Hass auf mich deswegen. Da wäre es doch viel einfacher gewesen, wenn ich für iimmer so ein Eigenbrödler geblieben wäre, der nicht mal spüren kann, was eine Beziehung ausmacht.


    Das könnte ich so unterschreiben. (RW) Manchmal denke ich, dass ich die emotionalen Bedürfnisse eines Teenagers habe. Dann wird mir aber bewusst, dass mein Verhalten damals auch in der Unkenntnis des eigenen Ichs lag. Ich wusste zwar das ich anders war, konnte mir aber die Folgen für mein weiteres Leben nicht vorstellen. Hätte ich damals gewusst, warum ich mich abgesondert gefühlt habe (AS), hätte ich mir bestimmt mehr Gedanken über meine eigenen Bedürfnisse und wo es in meinem Leben hingehen soll gemacht. Das passiert wohl gerade im Extremen, wohl leider zu spät. Und wenn ich daran denke wieviel Zeit ich wegen der Inkompetenz von Ärzten und Psychologen verloren habe, dann wird mir ganz anders. :evil:

  • Vielleicht ist es für mich schwierig, das zu akzeptieren, da man - ich mache zumindest die Erfahrung - nicht als behindert wahrgenommen wird. Niemand versteht, warum ich gewisse Dinge nicht kann.

    Ja, das muss man kommunizieren, und dafür muss man ggf. Entscheidungen treffen, wem man etwas sagt und wem nicht. Eine Erleichterung kann sich jedenfalls erst ergeben, wenn andere Leute Bescheid wissen.
    Aber du selbst weißt es ja auch jetzt schon, nur braucht das auch ziemlich viel Zeit, bis man das ganze Thema durchdacht und verarbeitet hat.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

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