Midlifecrisis wegen fehlender Entwicklung?

  • Natürlich betrifft der Verlust von Möglichkeiten in der Lebensmitte alle Menschen im entsprechenden Alter. Dennoch gibt es meiner Ansicht nach Besonderheiten, die behinderte, psychisch kranke und vielleicht sogar besonders stark autistische Menschen betreffen. Das wurde hier im Thread auch schon diskutiert. Zum einen sind etliche Autisten seelisch und sozial "Spätentwickler", die sich, wenn das mittlere Alter mit seinem Schwinden der Optionen ansteht, längst noch nicht an dem Punkt empfinden. Die Diskrepanz zwischen wahrem und gefühltem Alter ist krasser als bei vielen anderen. Zum anderen sind viele vom Selbstbild her nicht als Behinderte aufgewachsen, hatten oft sogar sehr gute Noten und galten als begabt. Dann gab es oft auch keinen Bruch wie bei Menschen, die erst später behindert wurden oder offensichtliche psychische Krisen erlebten. Dadurch klaffen Selbstbild und Erreichtes häufig stark auseinander. Ohne, dass es lange eine Erklärung dafür gab, was das Abfinden damit noch erschweren kann.

    Ja, die späte Entwicklung sehe ich bei mir auch. Manche Sachen kommen bei mir erst Jahre später und ich sehe für mein Alter auch nicht so alt aus. In meinem Umfeld kriegen die Leute jetzt auch Kinder oder Heiraten und mir kommt es so vor als wäre das etwas was bei mir erst in 10 Jahren kommen würde - es wirkt so weit weg. Dass ich "anders" war hab ich früher auch nicht so mitbekommen - das wurde mir erst später bewusst.

  • Ja, die späte Entwicklung sehe ich bei mir auch. Manche Sachen kommen bei mir erst Jahre später und ich sehe für mein Alter auch nicht so alt aus. In meinem Umfeld kriegen die Leute jetzt auch Kinder oder Heiraten und mir kommt es so vor als wäre das etwas was bei mir erst in 10 Jahren kommen würde - es wirkt so weit weg. Dass ich "anders" war hab ich früher auch nicht so mitbekommen - das wurde mir erst später bewusst.

    besser spät als überhaupt nicht, der beitrag von Leonora ist auch nicht zu verachten...

    Beim Antworten bitte zitieren.

  • Hm! Bei mir ist es auch so, dass alle um mich herum heiraten und Kinder bekommen. Wie gesagt, ein Kind könnte ich theoretisch bekommen, aber das reizt mich gar nicht so.
    Mit einer Partnerschaft tue ich mich aber sehr schwer, da ich sie als sehr anstrengend empfinde. Wenn das so bleibt, wovon ich ausgehen muss, muss ich eben meine ganz eigene Biografie entwickeln, hinter der ich stehe, die mich erfüllt und die mich in Zukunft nicht missmutig werden lässt.

    Was ich damit sagen möchte: Ja, viele von uns haben keine Standard-Lebensbiografie. Das kann einen jetzt in unendliche Depressionen stürzen (das mein ich ernst) ODER man überlegt sich, wie man auf Basis seiner Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten ein Leben gestaltet, das einen dennoch erfüllt. Ja, wir haben ein Handicap, aber andere Menschen haben auch Probleme und wir müssen eben alle das Beste draus machen. Man kann mal kurz jammern, muss man auch meist, aber dann muss man entweder die Situation oder seine Einstellung ändern. :)

    Tiere, Ehrenamt, Hobbys, Reisen, Aktivismus...das Leben hat so viele Facetten und diese olle Standard-Biografie ist heute ja zum Glück gesellschaftlich nicht mehr so zwingend wie vor 50 Jahren. ;)

    Machen wir das Beste draus!

  • Ich vermute, Du bist noch relativ jung, und so ist das vielleicht leicht für Dich zu sagen. Natürlich kann man auch ohne Partner und Familie zufrieden sein, auch, wenn man nicht reich ist. Aber einen Beruf zu finden, der (auch jenseits von "Karriere") so erfüllend ist, das aufzufangen, von dem man leben und den man dauerhaft durchhalten kann, ist nicht leicht, zumal als behinderter Mensch. Und soziales Eingebundensein über Freundschaften zu finden ist als kinderloser Single in späteren Jahren eher erst recht schwierig, weil man sich dadurch sehr von den anderen unterscheidet und eventuell auch schnell einsam und bedürftig wirkt.

    From my youth upwards my spirit walk'd not with the souls of men. (...)
    My joys, my griefs, my passions, and my powers, made me a stranger.

  • Menschen, die sich in jungen Jahren (ich bin 30) ausreichend mit der Thematik auseinandersetzen, haben natürlich einen deutlichen Vorteil, da sie auf verschiedenen Ebenen vorsorgen können. Aber ja, wer setzt sich mit solchen Dingen schon bewusst auseinander? Ohne Therapie hätte ich das vermutlich nicht getan.

    Mir ist eben jetzt zum Beispiel daran gelegen, überzeugte Singles kennenzulernen. Laut meiner Thera gibt es da genügend. :d Auch, wenn die natürlich gut und gerne andere Gründe für ihr Singledasein haben als ich, aber das macht ja nix. Und wenn das nicht klappt, versuche ich was anderes.

    Ach und klar - ich empfinde es als großen Segen, dass ich es schaffe berufstätig zu sein. Natürlich kann das nicht jeder gehandicapte Mensch und das muss sehr belastend sein. Wenn man diese Trauer jedoch bewältigt kriegt, gibt es aber immer noch andere Wege, um sich ein erfüllendes Leben aufzubauen.

    Was mir halt gehörig gegen den Strich geht, ist, die Flinte ins Korn zu werfen (Rw) und sich und sein Leben zu bedauern. Ja, man kann sich mal eine Pause gönnen und ja, man muss auch mal meckern dürfen. Aber nachdem man seinen Frust mal abgelassen hat, was ja auch notwendig ist, muss man halt versuchen was zu ändern. Wie gesagt: entweder die Situation oder die Einstellung. Es bringt ja nichts, wenn man sich mit seiner depressiven Grübelei nur im Kreis dreht. Damit macht man sein Leben ja nur noch schlimmer.

    Ich bin auch nicht immer happy und ich bedauere mich selbst auch manchmal. Aber soll ich das jetzt bis an mein Lebensende tun? Mir wurden halt so meine Besonderheiten gegeben, aber - so Gott will - habe ich noch einige Jahre vor mir und da werde ich das für mich Beste draus machen. :) Inkl. der Tiefschläge, die das Leben so für mich bereit hält (und von denen ich auch schon einige verkraften musste).


  • Was mir halt gehörig gegen den Strich geht, ist, die Flinte ins Korn zu werfen (Rw) und sich und sein Leben zu bedauern. Ja, man kann sich mal eine Pause gönnen und ja, man muss auch mal meckern dürfen. Aber nachdem man seinen Frust mal abgelassen hat, was ja auch notwendig ist, muss man halt versuchen was zu ändern. Wie gesagt: entweder die Situation oder die Einstellung. Es bringt ja nichts, wenn man sich mit seiner depressiven Grübelei nur im Kreis dreht. Damit macht man sein Leben ja nur noch schlimmer.

    Ja, richtig sehe ich auch so. Man kann vielleicht nicht alles verändern aber es gibt immer noch Sachen, die man selbst in der Hand hat.

  • Vorausgesetzt man hat nicht gerade eine Depression oder eine langjährig bestehende Dysthymie, was ja bekanntlich ein Zustand ist, den man nicht ohne Weiteres einfach ändern kann. Man hat dann allenfalls in der Hand, sich Hilfe zu suchen, aber ob das was bringt, ist dann auch noch abzuwarten.
    Das obige passt nur bei vorübergehenden Verstimmungen oder Lebensunzufriedenheit ohne medizinische Diagnose.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Da kann ich eindeutig widersprechen. Meine Autismus-Diagnose kam erst im Zuge einer langwierigen, schwierigen, aufreibenden, psychoanalytischen Therapie.

    Ja, es ist harte Arbeit und es sind nicht die angenehmsten Jahre, die man in so einer Therapie verbringt. Aber WOW sind die Effekte am Ende groß. :) :) :)

    Außerdem gibt es auch noch tolle Medikamente, die helfen oder zumindest unterstützen.

  • Sicher, es gibt nicht für JEDES Probleme eine Lösung. Aber für verdammt viele, zum Beispiel für Depressionen, Angststörungen, Phobien etc. :)

    Und wie bei meiner - ich nenn es mal - Bindungsstörung: Ja, die ist nicht therapierbar. Macht mich manchmal auch traurig. Aber deswegen werde ich nicht die nächsten Jahrzehnte tatenlos rumsitzen und Trübsal blasen. Beziehung funktioniert bei mir halt wohl eher nicht, dann muss ich anders für tragende soziale Bindungen sorgen und als Lebensmittelpunkt andere Themen wählen.

    Wer nicht laufen kann, rollt. Wer blind ist, fühlt (u.a.). Wer nicht sprechen kann, tippt. Hawking konnte so gut wie nichts mehr, also hat er nachgedacht und mit einem Gesichtsmuskel einen Sprachcomputer bedient - Wahnsinn!

    Wir dürfen uns nicht so einfach unterkriegen lassen!

  • Aber deswegen werde ich nicht die nächsten Jahrzehnte tatenlos rumsitzen und Trübsal blasen.

    Wenn du noch Jahrzehnte vor dir hast, hast du auch noch Gestaltungsmöglichkeiten, und vor allem noch nicht so viele Sackgassen ausgetestet. Irgendwann kann sich auch das Gefühl einstellen, dass schon alles ausprobiert wurde und man trotzdem immer wieder am gleichen Punkt endet oder gar nicht von dort weg kommt. Oder dass man merkt, der Weg, den man gegangen ist, war der falsche und es gibt keinen Weg zurück, oder oder oder. Aus diesen Situationen kann man sich sicher berappeln, aber es kann Zeit brauchen.
    Allerdings gibt es auch organische Ursachen für Depressionen, z.B. ein Stoffwechselungleichgewicht oder Entzündungen im Körper. Da muss man dann erst die richtige Ursache finden und behandeln, bevor man tatsächlich etwas ändern kann. Für die meisten Menschen, die gerade in einer Depression stecken, ist aufgezwungener Optimismus von außen so ziemlich das blödeste, was ihnen passieren kann. Ich glaube, da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Ich glaube auch gar nicht, dass man sich bewusst dazu entscheidet, negativ zu denken oder positiv zu denken. Das ist einerseits genetisch, aber andererseits wird der Grundstein dafür auch stark in der Kindheit gelegt durch Erfahrungen, die man gemacht hat in den ersten Lebensmonaten und Jahren.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Sicherlich werde ich auch noch an einigen Stellen scheitern, das steht leider außer Frage. Bin ich auch schon. In Sachen Partnerschaft scheitere ich seit soliden 15 Jahren.

    Als Kur vor Missmut und Reue im Alter hat mir meine Therapeutin gesagt, dass man sich mit den Optionen des Lebens auseinander gesetzt haben muss. Und nicht im Alter denkt: Ach, hätte ich doch daran früher gedacht oder hätte ich jenes ausprobiert... Wenn man mit seinem Lebensweg im Reinen ist, ist es egal wie er ausgesehen hat. Und im Reinen heißt nicht, dass das Leben perfekt und ohne Stolpersteine verlaufen sein muss. Ich meine: Ich habe ein Handicap. Wieso sollte ich mich an den Biografien von NT messen? Eigentlich muss ich mich überhaupt nicht messen. Niemand muss das. :) Ich mache einfach das Beste aus dem, was mir gegeben wurde. Gut, ich bin auch gläubig, das hilft zusätzlich.

    Zu organischen Ursachen einer Therapie: Klar, gibt es. Muss man abklären lassen. Genetische Ursachen gibt es auch: Dafür gibt es Medikamente.
    Und natürlich kann man Optimismus bei Depressiven nicht aufdrücken. Aber es geht auch nicht, dass man in seinem Elend versinkt. Wer Krebs hat, geht zum Doc. Wer „Seelenkrebs“ hat, muss das auch.

  • Vorausgesetzt man hat nicht gerade eine Depression oder eine langjährig bestehende Dysthymie, was ja bekanntlich ein Zustand ist, den man nicht ohne Weiteres einfach ändern kann. Man hat dann allenfalls in der Hand, sich Hilfe zu suchen, aber ob das was bringt, ist dann auch noch abzuwarten.

    Ja, genau. Einerseits, weil es gerade in einem solchen Zustand schwierig sein kann, sich Hilfe zu holen. Andererseits, weil wirklich hilfreiche Unterstützung gar nicht unbedingt existiert. Denn die würde - zumindest meiner Ansicht nach - über das Arbeiten an der eigenen Einstellung hinausgehen. Viele Menschen mit Depressionen, gerade auch spätdiagnostizierte Autisten, sind ziemlich reflektiert und haben sich selbst mit "alternativen" Sichtweisen schon befasst. Gerade das mittlere Lebensalter ist eine Lebensphase, die auch "sonnigeren" Gemütern einiges abverlangt, Loslassen und oft eine Trauerphase erfordert. Nicht ohne Grund fordern Publikationen zur "normalen" Midlifecrisis dazu auf, sich auf das Erreichte und die positiven Aspekte des eigenen Lebens zu konzentrieren. Wenn da vergleichsweise wenig Positives ist, vor allem nicht perspektivisch, ist eine positive Sicht viel schwieriger, und sich die Situation dann "schönzureden", kann eher kontraproduktiv sein. Da würde es eher ganz konkrete Unterstützung brauchen, das Leben tatsächlich zum Positiven zu ändern, da, wo es möglich ist.

    Allerdings gibt es auch organische Ursachen für Depressionen, z.B. ein Stoffwechselungleichgewicht oder Entzündungen im Körper. Da muss man dann erst die richtige Ursache finden und behandeln, bevor man tatsächlich etwas ändern kann.

    Diesen Aspekt sollte man auch meiner Ansicht nach nicht unterschätzen. Es gibt Studien, dass viele Autisten auch körperliche gesundheitliche Probleme haben. Das ist noch kaum erforscht, und da gibt es bisher auch nur wenig Hilfe, zumal Kommunikation mit Ärzten für Autisten oft ohnehin schwierig ist.

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  • Ich glaube auch gar nicht, dass man sich bewusst dazu entscheidet, negativ zu denken oder positiv zu denken. Das ist einerseits genetisch, aber andererseits wird der Grundstein dafür auch stark in der Kindheit gelegt durch Erfahrungen, die man gemacht hat in den ersten Lebensmonaten und Jahren.

    Denk ich auch. Ich war schon immer eher schwermütig und pessimistisch vom Grundempfinden her, meine Mutter hingegen ist trotz erlebter recht schwerer Krisen ein Optimist in dem Maße, dass es mir regelmäßig auf den Sack geht. Ich hab es manchmal probiert mit Optimismus und es hat sich immer falsch angefühlt. Ich denke, ich muss akzeptieren, dass ich nunmal eher ein Pessimist bin. Wenn ich versucht habe, mich mit positiv Denken zu beeinflussen, hab ich mich dabei regelrecht depressiv gefühlt.
    Dann lieber die bekannte/vertraute Mischung aus Schwermut und Zweifel.
    Ich finde, man kann auch nicht viel schön reden an dieser Welt und dem Leben darin.
    Ich wurschtel mich irgendwie durch und hoffe, dass das Ende eine Erlösung sein wird (also dass ich nicht in tiefste Depression verfalle, wenn es zu Ende geht, weil das ganze Leben so sinnlos und unnötig war. Im besten Fall gibt es nach dem Tod ein "Heimkommen", wo nur noch innerer Frieden herrscht.)

    Einmal editiert, zuletzt von Lefty (26. Oktober 2020 um 19:28)

  • Für die meisten Menschen, die gerade in einer Depression stecken, ist aufgezwungener Optimismus von außen so ziemlich das blödeste, was ihnen passieren kann. Ich glaube, da muss jeder seinen eigenen Weg finden.

    Das sehe ich genauso. Sich Dinge schönzureden, von denen man weiß, dass man sie eigentlich anders einordnet, fühlt sich nicht "stimmig" an und kann dadurch unter Druck setzen und erst recht depressiv machen. Es ist ja diese alte Formulierung "Krank durch positives Denken", da ist meinem Eindruck nach oft etwas dran.

    Ich glaube auch gar nicht, dass man sich bewusst dazu entscheidet, negativ zu denken oder positiv zu denken. Das ist einerseits genetisch, aber andererseits wird der Grundstein dafür auch stark in der Kindheit gelegt durch Erfahrungen, die man gemacht hat in den ersten Lebensmonaten und Jahren.

    Ich denke auch, da kommen Disposition und Prägung zusammen.

    Wenn ich versucht habe, mich mit positiv Denken zu beeinflussen, hab ich mich dabei regelrecht depressiv gefühlt.

    Dito.

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  • Auch wenn der Thread schon paar Monate alt ist, antworte ich trotzdem. Ich selber wurde erst dieses Jahr diagnostiziert. Davor war mein Leben einfach krass. Ich war ständig unruhig, hatte schlimme depressive Phasen, weil ich mich ständig gefragt habe, was ich nur so falsch mache. Ich wollte so sein wie die anderen. Aus heutiger Sicht ärgere ich mich selber sehr darüber, weil ich selber die restliche Energie für dieses sich Vergleichen verwendet habe, die ich lieber woanders gesteckt hätte. Klar, mir ist immer noch bewusst, dass andere weniger Probleme hatten im Studium, Kennenlernen von neuen Menschen, in tollere Jobs arbeiten, tolle bzw. tollere Partner und schönere Wohnungen haben. Es bringt aber nichts, sich ständig mit anderen zu vergleichen. Wenn du weisst, wo deine Probleme liegen, dann kannst du nur schrittweise an dich arbeiten. Erwarte aber nicht sehr viel von dir. Vermutlich möchtest du für den ganzen Einsatz in den ganzen Therapien eine entsprechende Auszahlung sehen, aber die bleibt leider entweder aus oder passt nicht zu dem von dir betriebenem Aufwand. Richtig, weil du vermutlich Autistin bist. Richtig, du hast immer dieselben Probleme. Autismus ist leider nicht heilbar. Fang an stolz zu sein, für das was du trotz Diagnose geschafft hast. Setze dir realistische Ziele und versuche sie umzusetzen. Vielleicht fängst du bei kleine Dinge an. Alles andere macht dich leider depressiv und bringt dich kein Schritt weiter.

    Das Problem mit der Wohnung sollte eines deiner letzten Probleme sein. Wenn du dich um Tiere im Tierheim kümmerst, ist das schon etwas Gutes. Du füllst dein Tag mit etwas, was dir Spaß macht.
    Noch etwas: Nicht alle Menschen haben geradlinige Lebensläufe. Es wäre auch langweilig, wenn das so wäre. Vermutlich hättest du mit Kinder andere oder noch mehr Probleme, wärst Alleinerziehend usw. Was wäre wenn, sollte für dich nicht gelten. Das Leben spielt sich nicht im Konjunktiv ab. Du hast einen Job, du hast deine Tiere und eine eigene Wohnung. Glaub mir, es gibt Autisten und Nicht-Autisten, die in deinem Alter noch bei Mama leben, weil total unselbständig. Du scheinst, selbstständig zu sein. Versuche du diese Liste mit weiteren Dingen zu ergänzen, die du im Leben noch gut kannst. Diese Dinge solltest du dir ständig (laut) wiederholen.

    Einmal editiert, zuletzt von Oekonan (5. Dezember 2020 um 23:29)

  • :| Das kann ich für mich mittlerweile fast genau so unterschreiben. Ich habe auch das Gefühl, dass mich diese Diskrepanz zerreist. Es fühlt sich wirklich wie Zerreisen an und es ist für mich auch an manchen Tagen kaum auszuhalten. Ich frage mich manchmal, ob das irgendein Mensch nachempfinden kann, der es nicht selbst erlebt.Denn man kann ja noch nicht mal auf etwas im Außen wütend sein deswegen. In einem selbst liegt ja der Grund für diese Diskrepanz. :( Aber selbst hassen soll man sich ja auch wieder nicht, weil das nicht gesund ist.

    dieses Gefühl ist bei mir sehr stark zur Zeit :cry: und ich weiß einfach nicht, wo und wie ich es anstellen sollen, wieder bessere Kontakte oder gar Freundschaften und jetzt werde ich fast größenwahnsinnig eine Partnerschaft zu bekommen. ich bin im Moment halt auch zu depressiv, um von mir aus auf andere zuzugehen, weil ich mich irgendwie verstellen müsste um eine wenigstens halbwegs positive Ausstrahlung hinzubekommen. und die Depression kommt aus der Erkenntnis, dass mein Leben eine Ansammlung von Trümmern von zusammengestürzten Sachen ist. ich hab auch wenig Hoffnung, dass es nur eine vorübergehende Midlifecrisis ist, sondern mehr und mehr die Befürchtung, dass es der Dauerzustand bis zum Lebensende sein könnte 8o

    Einmal editiert, zuletzt von Pechblende (6. Dezember 2020 um 12:45)

  • @Fidoline Für dein Problem gibt es ein eigenes Wort: Die Quarter-Life-Crisis. Die erlebt man, wenn man zwischen 25 und 30 Jahre alt ist. Das kenne ich von mir allzu gut, weil in meinem Umfeld die Gleichaltrigen eine Partnerschaft haben oder schon verheiratet sind. Ich dagegen habe keinen Partner, bin eine Versagerin und wundere mich, wie ich die Schule trotz meines sehr stark ausgeprägten Autismus abschließen konnte.

  • @Fidoline Für dein Problem gibt es ein eigenes Wort: Die Quarter-Life-Crisis. Die erlebt man, wenn man zwischen 25 und 30 Jahre alt ist.

    Also, ich werde demnächst 39 ;) .

    Aktuell geht es mir aber viel besser. Ich beschäftige mich gerade sehr viel mit dem, was ich wirklich machen möchte und kann.
    Das macht einen wirklich viel zufriedener, auch wenn andere Probleme bestehen bleiben.

    Außerdem gefällt mir die Lage meiner Wohnung zwar gar nicht, aber ich denke dann daran, wie ich letztes Jahr zur gleichen Zeit keine eigene Wohnung hatte und meine
    Tiere im Tierheim waren - so etwas Schlimmes möchte ich nie wieder erleben! Deshalb bin ich jetzt richtig froh, dass ich mein Zuhause habe, wir alle zusammen sind und ich mich richtig um sie kümmern kann. :)

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