Problem mit Medikamentenwechsel

  • Das neue Medikament probieren und dich daran gewöhnen.

    Sehe ich genauso.


    ***

    Das man als Autist mit Veränderungen Probleme haben kann, davon ging ich aus dass man das in einem Autismusforum nachvollziehen kann.

    Ich habe Verständnis, aber ich habe für die Sache, die du beschreibst kein Verständnis. Ferner finde ich es auch nicht ganz richtig da mit der Autismus-Diagnose zu winken. Diese Diagnose mag vieles erklären und beschreiben, aber es kann wohl nicht angehen, dass sie zu einem "Joker für alles" dort zum Einsatz kommt, wo in der Welt etwas missfällt. Dass Patienten ein bestimmtes Präparat wünschen ist Alltag in Arztpraxen und Apotheken. Ich sehe hier keinen Grund mit dem Verweis auf die Autismus-Diagnose einen Patienten besonders zu berücksichtigen und diesen Luxus zu unterstützen. Wo soll das enden? Keine Verordnung zulasten der GKV! Es ist zumutbar, auch mit Autismus, mit dieser Veränderung zu leben. Und selbst wenn es als unzumutbar beschrieben wird, dann muss es dennoch nicht zwingend so sein, dass es zur Aufgabe der Restwelt wird, dieses Problem zu lösen oder die Last gefälligst zu tragen. Angemessen wäre hier, dass du die Differenz selbst bezahlst.

    Du schreibst "Mein gewohntes Medikament wäre nur 40 € im Monat teurer". "Nur" 40 Euro? Diese "nur" 40 Euro toppen die Kosten für manche Medikamente, die Autisten im Zuge von Offlabel selbst tragen müssen. Da sehe ich einen echten Bedarf und auch eine Kostenübernahme wäre wünschenswert, damit diese Autisten entlastet werden. Die "nur" 40 Euro für ein bestimmtes Präparat ist meiner Meinung nach Verschwendung und Luxus, der ganz weit hinten in der Warteschlange einen Platz (wenn überhaupt) bekommen sollte.

    Zum Verständnis und Autismusforum:
    Ich finde nicht, dass es sich für ein Autismusforum gehört, dass man für alles ein grenzenloses Verständnis hat. Man kann nicht zu allem immer nur ja sagen.

    In letters of gold on a snow white kite I will write "I love you"
    And send it soaring high above you for all to read

  • Nein, aber die Apotheke tauscht das verordnete Medikament dann gegen das kostengünstigste aus, wenn "Aut Idem" nicht angekreuzt ist.

    Die Apotheke darf nicht frei entscheiden was sie ausgibt, wenn der Arzt etwas Spezielles verschreibt. Um es also abzukürzen: Du musst dafür sorgen, dass du dieses spezielle Medikament bekommst und das kann der Arzt verordnen und so auch mit der Apotheke in einem Telefonat mitteilen. Vielleicht hilft da aber auch eine online Versandapotheke, aber das weiß ich nicht.

  • Ich habe tatsächlich schon mal in einer Apotheke ein anderes Mittel erhalten, obwohl 'Aut Idem' angekreuzt war. Allerdings nur mit der Begründung, dass ich mit dem anderen Medikament nicht zurecht komme. Dann konnte die Apotheke das irgendwie mir trotzdem geben.
    Bin mir allerdings nicht sicher, ob das hier angebracht ist.

  • Außerdem (ich weiß nicht, wie es in vorliegendem Fall aussieht) ist es immer sinnvoll, die Tablettenmenge nicht zu knapp werden zu lassen, bevor man sich ein neues Rezept besorgt. Dann ist wenigstens stets ein Puffer vorhanden, bis man die nächste Packung (oder ggf. ein Medikament eines anderen Herstellers) anfangen muß.

  • Ich habe Verständnis, aber ich habe für die Sache, die du beschreibst kein Verständnis.

    Andere Ärzte zum Glück schon. Ich habe mich an die Klinik gewandt die mich damals deswegen operiert hatten, dort ist es anscheinend kein Problem und mein Grund ausreichend.


    Die Apotheke darf nicht frei entscheiden was sie ausgibt,

    Ich habe das auf der vorherigen Seite schon vom Bundesgesundheitsministerium zitiert.


    Außerdem (ich weiß nicht, wie es in vorliegendem Fall aussieht) ist es immer sinnvoll, die Tablettenmenge nicht zu knapp werden zu lassen, bevor man sich ein neues Rezept besorgt.

    Ja für die Zukunft weiß ich da Bescheid und habe einen entsprechend größeren Mindest-Puffer.


    @Hyperakusis, da du hier zufällig mitließt, ich warte noch seit 15.02. auf meine gebetene Löschung/Deaktivierung meines Accounts hier. Ein Mod meinte es an dich weiter gegeben zu haben, privat schreiben kann ich dir nicht weil die Meldung kommt, das du dein Limit für private Nachrichten schon erreicht hast. Falls du demnächst mal Zeit dafür findest, wäre ich dir dankbar meine Bitte dann noch umzusetzen.

    Einmal editiert, zuletzt von Phreno (25. Februar 2020 um 09:15)

  • Es ist mir wichtig, zum Schluss noch etwas mitzuteilen was mir seit 2 Stunden durch den Kopf geht. Ich denke, dass das Bedürfnis nach Verständnis etwas ist, das jeder hat. Die einen mehr, die anderen weniger, je nachdem was man in seinem Leben erlebt hat, wie man aufgewachsen ist, usw. Ich habe meine Autismus Diagnose erst im erwachsenen Alter bekommen, und das auch nur durch einen Eigenverdacht. In meinem Leben habe ich, leider bis heute, nicht gelernt bzw. beigebracht bekommen, mit Problemen oder Konflikten (Inneren wie äußeren) richtig umzugehen. Oder generell, damit umzugehen. Mir fehlt ein Ansprechpartner, der mir dabei hilft solche Situationen richtig zu meistern. Ich selbst habe diese Kompetenz nicht. Die meisten meiner Therapien waren vor meiner Autismus Diagnose und gingen auf keines meiner Autismus Defizite ein. Therapien die ich seit der Diagnose versuchte scheiterten bisher oft daran, das entweder ich meine Probleme nicht richtig formulieren konnte, oder der jeweilige Therapeut mein Problem nicht verstand.

    Wenn ich dann selbst versuche eine Situation oder Konflikt im Alltag zu lösen, so wie ich denke das es vielleicht richtig sein könnte, ist die Wahrscheinlichkeit groß das ich falsch agiere. Aber ohne weder eine Hilfe bei Problemsituationen, noch mit der eigenen Fähigkeit solche Situationen zu meistern, bleibt mir in dem Moment nur meine Diagnose als eine Art einzige Hilfe, in der Hoffnung damit etwas zu erreichen und so die Situation so zu lösen. Ich habe auch niemanden, mit dem ich über mein Problem mit dem neuen Medikament reden könnte, und niemand der mir dabei helfen könnte mit der Umstellung besser klar zu kommen. Ich bin in allem was es im Alltag zu meistern gibt mir selbst überlassen, ohne die ausreichende Kompetenz diese Dinge selbstständig meistern zu können.

    Ich bin enttäuscht, das ich dafür leider sogar in einem Autismus Forum zum Teil kein Verständnis für dieses Problem/Defizit bekomme.

  • Man kann (theoretisch) für etwas Verständnis haben und trotzdem dazu raten, sich mit der Sache zu konfrontieren, weil das der Weg ist, der schneller und einfacher ans Ziel führt.
    Wenn du z.B. eine Spinnenphobie hast, könnte jemand sehr verständnisvoll sein, aber wenn man dir rät, jeder Spinne aus dem Weg zu gehen, dann wird dir das nicht helfen.
    Manche Leute sehen das einfach falsch - es ist nicht immer hilfreich, nur für alles Verständnis zu haben und alles zu unterstützen.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • Zitat von Hyperakusis

    Und selbst wenn es als unzumutbar beschrieben wird, dann muss es dennoch nicht zwingend so sein, dass es zur Aufgabe der Restwelt wird, dieses Problem zu lösen oder die Last gefälligst zu tragen.

    Ich finde deine Worte sehr wertend und unangemessen scharf. Auch wenn ich selbst so gut wie nie Medikamente nehme, weiß ich von anderen Menschen, dass sie bereits bei kleinsten Änderungen bei den Hilfsstoffen von Medikamenten anders auf den ursprünglichen Wirkstoff reagieren und kann daher verstehen, wenn man kein Medikament nehmen möchte, dass plötzlich ganz anders Hilfsstoffe beinhaltet, nur weil die Krankenkassen Geld sparen möchten.
    Vor allem aber kann ich das Ärgernis verstehen, dass der Arzt sich ohne wirklich nachvollziehbaren Grund quer stellt. Und wenn ein Patient ein Medikament sehr gut vertragen hat und z. B. bekannt ist, dass man als Autist mit Umstellungen (auch bei Medikamenten bzgl. der Hilfsstoffe oder auch aus Flexibilitätsgründen) Probleme hat, dann sollte das als Grund ausreichen, zu verordnen, dass das Medikament erstmal weiter beibehalten werden darf. Ansonsten könnten wir doch wirklich gleich herkommen und sagen "ach, du mit deinem Autismus. Stell dich mal gefälligst nicht so an!". Das kann doch nicht sein. Wer bemisst denn, wann ein durch Autismus bedingtes Problem ernst zu nehmen ist und wann nicht? Ich verstehe nicht, wieso du dich hinstellst und darüber urteilst, dass das Problem bei @Phreno nicht durch den Autismus bedingt sei bzw. nicht ernst zu nehmen sei. :thumbdown:

    Ich finde es vor allem legitim, hier im Forum Fragen zu stellen, die einen belasten. Es steht jedem frei, die Beiträge zu ignorieren. Es hat niemand gefordert, dass es zur "Aufgabe der Restwelt" gemacht werden soll.

    Ich fände es schön, wenn Menschen mit ihren Problemen hier ernster genommen würden. @Phreno hat sich meiner Meinung nach angemessen und höflich verhalten. Ich finde die Reaktionen wirklich unangemessen und von einem emotionalen Unterton, der meiner Meinung nach fehl am Platz ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von FruchtigBunt (25. Februar 2020 um 18:31)

  • weiß ich von anderen Menschen, dass sie bereits bei kleinsten Änderungen bei den Hilfsstoffen von Medikamenten anders auf den ursprünglichen Wirkstoff reagieren

    es ging doch hier garnicht darum, daß Phreno anders auf den neuen Wirkstoff reagieren würde, es ging um die Umstellung an sich (anderes Aussehen oder Form der Tablette). Der Arzt hat doch gesagt, wenn sie den neuen Hersteller nicht vertragen sollte, bekommt sie das ursprüngliche Medikament verschrieben.

    Was ich nicht verstehe, die Umstellung auf einen komplett neuen Arzt ist doch viel größer, als auf eine veränderte Tablette...


  • Andere Ärzte zum Glück schon. Ich habe mich an die Klinik gewandt die mich damals deswegen operiert hatten, dort ist es anscheinend kein Problem und mein Grund ausreichend.

    eine Klinik hat aber auch ganz andere Möglichkeiten als ein Arzt mit eigener Praxis, z.b. ein ganz anderes Budget

  • Zitat von Karou

    Was ich nicht verstehe, die Umstellung auf einen komplett neuen Arzt ist doch viel größer, als auf eine veränderte Tablette...

    Sprichst du jetzt aus deinem eigenen Empfinden heraus oder aus dem Empfinden, wie alle Menschen es empfinden sollten?

  • Ich habe auch niemanden, mit dem ich über mein Problem mit dem neuen Medikament reden könnte, und niemand der mir dabei helfen könnte mit der Umstellung besser klar zu kommen. Ich bin in allem was es im Alltag zu meistern gibt mir selbst überlassen, ohne die ausreichende Kompetenz diese Dinge selbstständig meistern zu können.

    Aber genau daran kannst du arbeiten. Ein soziales Netzwerk auf zu bauen, in dem man verstanden wird, ist nicht einfach. Aber es ist möglich und beruht eben viel auf Gegenseitigkeit. Es gibt Dinge, mit denen du anderen Menschen helfen kannst, und sei es nur zuhören oder von deinen Erlebnissen erzählen. Und genau so werden auch andere dir dann helfen. Du darfst deine Ansprüche dabei an andere allerdings nicht zu hoch stellen, denn so etwas entwickelt sich mit der Zeit.


    Ich fände es schön, wenn Menschen mit ihren Problemen hier ernster genommen würden.

    Das werden die Menschen hier, die Antworten sind nur manchmal recht direkt, vor allem, wenn es nicht die erste Frage ist. So, wie @Phreno die Diagnose nutzt, ist sie nicht mehr als eine Ausrede. Und das wurde hier im Thema bemängelt.

    Ein trotziges „Ich hab keinen Bock auf euch, weil ihr nicht meiner Meinung seid“ hilft da jedoch wenig. Und auch kein „Ich bin hilfsbedürftig, also helft mir“. Das Leben ist ein Geben und ein Nehmen in einer Welt, in der eben nicht immer alles so ist, wie wir es uns wünschen. Du kannst dich darüber beschweren oder du kannst versuchen, das beste daraus zu machen, dich nach den Regeln dieser Welt zu richten und die Freiheiten, die du durch diese Regeln bekommst, zu nutzen.

  • Sprichst du jetzt aus deinem eigenen Empfinden heraus oder aus dem Empfinden, wie alle Menschen es empfinden sollten?

    natürlich aus meinem eigenen Empfinden heraus. Daher habe ich ja auch geschrieben, dass ICH es nicht verstehe, also versuche bitte nicht, hier irgendetwas anderes reinzuinterpretieren.

  • Na ja, wenn man etwas nicht versteht, kann man ja auch nachfragen.

    Das war kein „nicht verstehen“ aus fachlicher Sicht, sondern ein „nicht verstehen“ im Sinne von: Es nicht nachempfinden können. Und da reicht eine einfache Frage / Antwort nicht aus. Wen man etwas nicht nachempfinden kann, weil man das Gefühl einfach nicht kennt, dann kann man durch die Erklärung der anderen zwar vielleicht den logischen Grund für deren Verhalten kennen lernen, es aber noch nicht richtig verstehen.

    Das ist etwa so, wie wenn jemand im Mateunterricht Aufgaben auswendig lernt: Er kann damit durch die Klausur kommen, er meint, er hätte es verstanden. Aber das tiefere Verständnis, warum man das ganze macht und wie man es auf andere Sachverhalte anwendet, fehlt.

  • Das war kein „nicht verstehen“ aus fachlicher Sicht, sondern ein „nicht verstehen“ im Sinne von: Es nicht nachempfinden können. Und da reicht eine einfache Frage / Antwort nicht aus. Wen man etwas nicht nachempfinden kann, weil man das Gefühl einfach nicht kennt, dann kann man durch die Erklärung der anderen zwar vielleicht den logischen Grund für deren Verhalten kennen lernen, es aber noch nicht richtig verstehen.

    richtig. Wie auch so oft im "real life", zumindest bei mir, bedingt durch (meinen) Asperger und die eingeschränke TOM

  • bedingt durch (meinen) Asperger

    Jetzt nutzt du es auch als Entschuldigung :prof:

    Das ist einfach menschlich, dass man zwar etwas nachvollziehen kann, aber es nicht unbedingt komplett verstehen wird, wenn es nicht in das Schema passt, in dem man selbst denkt. Und klar hat man als AS eine andere Wahrnehmung, aber da haben dann auch „normale“ Menschen Probleme, das zu verstehen.

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