Asperger und Schizoide PS (schon wieder)

  • Wenn jemand schwerwiegende Probleme hat, im Zuge einer AS-Diagnostik der Verdacht dann aber nicht bestätigt wird, der verlässt derjenige mit gesenkten Kopf nach unten vielleicht die Klinik. Durchaus verständlich, weil er keine offizielle Bestätigung seiner Probleme hat und von den Menschen daher oft auch nicht so ernst genommen werden.

    Inzwischen denke ich dass man das umgekehrte Problem haben kann, nämlich dass man erstens irgendwie etwas "anders" ist im sozialen Bereich, sich deswegen eine AS Diagnose von einer Uniklinik "holt" und dann später sich stigmatisiert fühlt wegen der Diagnose die man doch selber geholt hat, besonders wenn die diagnostizierte "Krankheit" AS mit einer anderen Krankheit "Schizoide PS" gleichgesetzt wird mit der man sich nicht identifizieren kann oder will. Wobei eigentlich es nichts ausmacht ob man in einer Lebenskrise steckt und AS hat oder in einer Lebenskrise steckt und Schizoide PS hat. In beiden Fällen ist man irgendwie sozial unfähig und auffällig und hilfebedürftig weil isoliert.

    Als ich noch integriert in der Gesellschaft war habe ich Anerkennung meiner "sozialen Schwierigkeiten" gesucht. Jetzt wo ich (seit langem) dastehe mit einer AS Diagnose und (seit nicht so sehr langem) isoliert bin wünschte ich eher dass ich NICHT das Stigma einer AS (Uniklinik) oder SPS=AS (Therapeutin) Diagnose hätte, weil dann bin ich selber Schuld (wegen meiner Krankheit oder Störung) an dem Unglück das mir passiert ist (Kollaps meines sozialen Umfeldes und daraus sich ergebende soziale Isolation).

    Ich glaube auch dass wenn man sich irgendwann in der Vergangenheit "geoutet" hat als AS-Betroffener beim Partner dieses Outing nachträglich sehr nach hinten los gehen kann wenn man später uneinig wird, weil man sich selber bereits unabänderlich ( 8o ) und per definitionem festgelegt hat als problematisch, begrenzt und gestört, was der Partner von sich aus vielleicht nie gedacht oder behauptet hätte, besonders wenn der Partner selber vielleicht auch gestört ist aber auf einer anderen Art und weiß die "du hast eine Störung" und "mit dir kann man XYZ nicht machen weil du AS hast" Karte zu speilen, auch wenn es eher die Eigenschaften des Partners sind sie die Probleme verursachen in einem gegebenen Fall (was vorkommen kann).

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

    2 Mal editiert, zuletzt von Unbewohnte Insel (24. Februar 2020 um 18:28)

  • Zitat von Unbewohnte Insel

    wünschte ich eher dass ich NICHT das Stigma einer AS (Uniklinik) oder SPS=AS (Therapeutin) Diagnose hätte, weil dann bin ich selber Schuld (wegen meiner Krankheit oder Störung) an dem Unglück das mir passiert ist (Kollaps meines sozialen Umfeldes und daraus sich ergebende soziale Isolation).

    Na ja, wenn du der gängigen Theorie folgst, bist du bei Autismus nie selbst 'schuld', sondern deine Gene sind 'schuld'. 8-) Meiner Meinung nach trägt man aber eh immer selbst die Verantwortung für sein Leben, egal, welche Krankheit man hat bzw. was die Ursache ist. Ich glaube, es ist nicht möglich, das an irgendwen anderen oder die Umstände abzugeben. Das heißt, man trägt nicht die Verantwortung für die Vergangenheit oder die Ursachen, aber sehr wohl für die Zukunft bzw. das, was man aus den gegebenen Umständen macht.

  • [...]Denn genau so hatte ich es mal beschrieben, da es mir mein Arzt auch so dargestellt hatte. Die überzufällige Häufigkeit beider Diagnosen im Verbund scheint auch durchaus für ein gemeinsames Spektrum zu sprechen.
    [...]

    ...oder gemeinsame Gene. So wie z.B. Tag-Nacht-Rhytmus-Probleme und Autismus häufiger zusammengehen...

    Es gibt einfach eine ganze Menge Genvarianten, die bei Autisten überdurchschnittlich häufig zu finden sind. Und manche sind halt auch häufiger bei ADHS zu fnden, andere beeinträchtigen die GABAerge Signaltransduktion - das heisst die Umsetzung hemmender Signale an Nervenzellen (Motorik, Affektkontrolle, Reizverarbeitung), ...

    Ob das dann gemeinsames Spektrum ist?

    Blödes Beispiel zur Veranschaulichung:

    Nicht alles mit vier Rädern ist ein Auto... ...kann auch ein Anhänger, Einkaufswagen, Rollator etc. sein. Und sowohl der Einkaufswagen als auch mancher Rollator haben einen Korb. Der Rollator hat aber Bremsen.

    Gemeinsame Merkmale und Ursachen bedeuten noch lang nicht, dass es ein Spektrum ist. ADHS lässt sich z.B. oft recht gut pharmakologisch behandeln... ...Autismus hingegen...

    ...schon unterwegs!

  • Asperger und ADHS kann beides zusammen "vorhanden" sein.

    Asperger und schizoide Persönllichkeitstörung können nicht in Kombination auftreten, weil meines Wissens her die shizoide PS eine ASS Diagnose ausschliesst. Dazu musste ich bei meiner Diagnostik auch den IPDE Bogen ausfüllen.

    Asperger kann teilweise die Symptomatik einer shizoiden PS haben, diese Symptomatik ist allerdings nicht aussreichend für die Diagnose einer shizoiden PS.

  • Ich denke, dass früher Asperger bzw. Hochfunktionaler Autismus nicht wirklich bekannt war ( dein Jahrgang) . Deshalb hat man eine schizoide PS diagnostiziert, da es Ähnlichkeiten gibt. Jedoch ist AS angeboren und schizoide PS erworben. Ein erfahrener Psychiater kann dies unterscheiden.

  • Ich denke, dass früher Asperger bzw. Hochfunktionaler Autismus nicht wirklich bekannt war ( dein Jahrgang) . Deshalb hat man eine schizoide PS diagnostiziert, da es Ähnlichkeiten gibt. Jedoch ist AS angeboren und schizoide PS erworben. Ein erfahrener Psychiater kann dies unterscheiden.

    Danke für deine Antwort auf meinen Beitrag. Mein Beitrag ist nicht mehr aktuell weil er ein Jahr alt ist und ich inzwischen einen Therapeutenwechsel gehabt habe. Die neue Therapeutin ist auf Asperger spezialisiert und hat sogar darüber geforscht und ist promoviert. Sie scheint tatsächlich Ahnung zu haben. Seit letztem Jahr habe ich mich daran gewöhnt in fast ständigem Lockdown leben zu müssen. Letztes Jahr als ich meinen Beitrag schrieb hatte ich wegen des Lockdowns keinerlei Kontakte außer mit der Therapeutin und habe mir zu viele Gedanken über die Therapie gemacht und darüber was die Therapeutin über mich denke oder nicht denke, auch weil wir alle gezwungen waren (und noch sind) mehr oder weniger isoliert oder "schizoid" zu leben um nicht an Covid zu erkranken.

    Dass meine Beiträge so oft editiert werden hat meistens aber nicht immer damit zu tun dass ich sowohl grammatikalische oder syntaktische wie auch stilistische oder einfache Schreibfehler nicht immer sofort sehe und sie deswegen nachträglich korrigieren muss.

  • Lustig. Schiziode Persönlichkeitsstörung was meine erste Selbstdiagnose nach meinem "Mega-Kollaps".

    Jo. Ticks all the boxes. Außer halt die Affektverflachung. Wir sind halt nicht "flach". Eher "kontrolliert" (außer dann, wenn es zu viel ist. "Vulkanisch" in beiden Bedeutungen des Wortes). Sieht bloß von außen ähnlich aus. ... Als ich in der Klinik war, hatten wir da auch das originale schwarzharige schizoide Mädchen aus einer (okay, praktisch jeder) Geschichte von PK Dick. Die musste noch ein paar Differenzialdiagnosen machen, um zu sehen, ob nun AS oder schizoid. Keine Ahnung, was am Ende bei rausgekommen ist.

  • Schiziode Persönlichkeitsstörung was meine erste Selbstdiagnose nach meinem "Mega-Kollaps".

    Ich hab mir mal den Wikipedia-Artikel dazu angesehen. Da klingt tatsächlich vieles ähnlich. Schizoid hätte ich als Laie mit Schizophrenie assoziert, damit für eine sehr schwerwiegende psychische Erkrankung gehalten und erstmal nicht mit meinen Symptomen in Verbindung gebracht.

    Schizoide Persönlicheitsstörung ist ja schon eine sehr spezielle Diagnose. Wie bist du darauf gestoßen?

  • ich war während meiner Autismus Diagnosik Phase zeitweise in einer Facebook Gruppe für Schizode PS ,hab dann Recht schnell erkannt das es nicht auf mich zutreffend ist.

    Alleine schon wegen der SIs und stimmig. Das der Punkt wo der Unterschied ersichtlich ist ,meiner Erfahrung in der Facebook Gruppe.

    Bin mittlerweile Diagnostizierte Autistin.

    Das Do ist der Weg. :prof:

  • Schizoide Persönlicheitsstörung ist ja schon eine sehr spezielle Diagnose. Wie bist du darauf gestoßen?

    Der Schritt von "mit mir stimmt grundsätzlich was nicht" zur Liste von Persönlichkeitsstörungen ist kurz. Und dann geht man einfach mal die Symptomgruppen ab und kuckt, was passt :) .

  • Der Schritt von "mit mir stimmt grundsätzlich was nicht" zur Liste von Persönlichkeitsstörungen ist kurz.

    Ich habe mich persönlich eigentlich nie als gestört empfunden, sondern eher die anderen, weil sie immer so eng eingegrenzte und gleichzeitig ständig wechselnde Vorstellungen haben, wie man sich verhalten soll. Ich hatte bei mir eher auf Depressionen getippt, weil ich diesen als normal dargestellten Anforderungen nicht gewachsen war und durch die ständige Kritik auch manchmal traurig war.

  • Ich habe mich persönlich eigentlich nie als gestört empfunden, sondern eher die anderen, weil sie immer so eng eingegrenzte und gleichzeitig ständig wechselnde Vorstellungen haben, wie man sich verhalten soll.

    Tja, aber deren Haus, deren Regeln ... . "Gestört" ist auf eine Funktionsnorm bezogen, und diese Norm hängt natürlich mit der Position der Mehrheit zusammen. Die Position "alle gestört außer ich" ist nur mit sehr viel Geld zu verteidigen. Elon Musk würde damit durchkommen (Okay, nicht wirklich durchkommen. Aber er kann damit leben). Ich eher weniger. Es sei denn, ich gründe einen Kult :) . Braucht irgendjemand Lars' 12-Schritte-Programm zum befreiten Geist?

  • "Gestört" ist auf eine Funktionsnorm bezogen, und diese Norm hängt natürlich mit der Position der Mehrheit zusammen.

    Man sieht ja eigentlich immer erstmal sich selbst als normal. Und selbst wenn man versucht, das zu ändern, ist es ja schwer, sich eine Normalität auszumalen, die sich sehr stark vom eigenen Erleben unterscheidet.

  • Man sieht ja eigentlich immer erstmal sich selbst als normal. Und selbst wenn man versucht, das zu ändern, ist es ja schwer, sich eine Normalität auszumalen, die sich sehr stark vom eigenen Erleben unterscheidet.

    Hmmm.... Ich sehe mich erstmal als "ich". Vor irgendwelchen Konzepten von Normalität (ein System kann die Normalität seiner Funktionsweise ja sowieso nicht zufriedenstellend überprüfen; das alte Virenscanner-Problem). Dann lerne ich, dass andere Menschen anders sind. Nicht nur anders im Sinne von "haben eine eigene Perspektive" sondern sogar im Sinn von "haben eine andere Art zu denken". Schließlich lerne ich, dass diese "anderen" trotzdem glauben, andere (also von ihrer Position aus) sein wie sie, und auch noch damit durchkommen. Erst da habe ich ein Konzept von "Normalität". Und dieses Konzept schließt offensichtlich meine Funktionsweise nicht ein. Also lerne ich, zu übersetzen. Und da bin ich jetzt. Okay, manchmal mache ich trotzdem noch den Fehler, meine Vorlieben, Abneigungen und Lösungswege für mehrheitsfähig zu halten. Und manchmal ziehe ich die "Anderen" damit auf (RW), dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass jemand anders ist als sie :) . Wie sagte meine Bürogenossin: "Was hast Du gelernt in Bezug auf 'von Lars auf andere schließen'? Soll man nicht".

  • Asperger Autismus hat die IPDE (Inter personal dissorder examination) als Ausschlusskriterium. Das bedeutet, dass Symptome der PS vorhanden sein können, aber die wesentliche Kernsymptomatik nicht vorhanden ist. Ansonsten wird kein Asperger Autismus diagnostiziert.

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