Anpassungsstörung

  • Habe nach Jahren einen Bericht aus einer Klinik, wo ich mal wegen Depressionen und Ängsten war, in die Hände bekommen. Da steht auch folgende Diagnose drauf neben Depressionen: F 43.2 Anpassungsstörung

    Ich kannte den Ausdruck nicht mal. Irgendwer hatte mal was von einer Adoleszenzkrise gesagt. Das war in einer anderen Klinik und da bekam ich den Bericht selbst. Also bevor ich meine Autismus Diagnose hatte, gab es ja immer mal wieder abenteuerliche Erklärungen für mein Anderssein. Der Bericht von der Klinik mit der Anpassungsstörung ging damals zu meinem behandelnden ambulanten Arzt.

    Zu mir selbst wurde in der Klinik bloß gesagt, da die Diagnose aus einem Autismus-Zentrum nicht ernst genommen wurde: "Sie sind etwas unsicher, nicht autistisch". Ich kann bloß sagen, zum Glück habe ich das erst jetzt zu lesen bekommen, damals hätte mich das ganz schön aufgeregt. Was die sich dann nämlich (durchaus kreativ^^) zusammen gereimt hat, diese junge Psychologin, war, dass ich einen zu hohen Anspruch an andere Menschen habe, und bloß die autistischem Menschen, die ich zu der Zeit kennen gelernt habe, über eine Gruppe, hätten meinen Vorstellungen an Klarheit und Ehrlichkeit in der Kommunikation gerecht werden können. Ich würde mich aber noch weiter isolieren, wenn ich mich mit Autisten abgebe, das wäre sehr ungünstig. :o :lol: :d Ich erzähle das bloß, weil ich es total lustig finde. Es war nämlich auch faktisch falsch, ich war gar nicht isoliert. Egal. Interessant finde ich es, dass diese Diagnose total an mir vorbeigegangen ist, habe es gerade einmal gegoogelt.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Anpassungsstörung

    Interessant finde ich, was da unter dem Absatz Differentialdiagnose steht. Ich wollte es eigentlich hierher kopieren, scheitere aber gerade daran. Vielleicht erbarmt sich jemand anders, ansonsten mache ich das gelegentlich am Rechner.

  • Es geht einfach nur darum, dass das eine Quatsch-Diagnose war das mit der Anpassungsstörung. D.h. nein es geht überhaupt nicht um mich. Ich wollte über die Anpassungsstörung reden, da ich die interessant finde. Dass ich in der Klinik war, ist Jahrhunderte her und mittlerweile war ich bei Trillionen von Ärzten. :fun: Und ich habe auch eine Reihe von Autismus-Diagnosen bekommen, ja, aber darum geht es jetzt hier doch gar nicht.

    Edit: also was heißt Quatsch-Diagnose, wenn man das ganze Leben als ein einschneidendes Erlebnis sieht als Autist mit einer Schockreaktion nach der anderen, dann passt es auch wieder. Da war doch auch einmal dieser Mensch mit diesem Therapiekonzept, der meinte, dass für Autisten das ganze Leben traumatisch ist und sie alle eigentlich die Kriterien einer posttraumatischen Belastungstörung erfüllen, komme nicht mehr auf den Namen. Irgendwas mit Emotion war das, sowas verdrängt mein Kopf kategorisch. :)

    3 Mal editiert, zuletzt von Isa (28. Januar 2020 um 01:42)

  • Es gab mWn schon einige Threads, die um diesen Thema kreisen, ich weiß auch nicht alle, aber der hier (Hospitalismus usw) fällt mir gerade ein.
    Ich glaube, es gibt auch einen zu komplexer PTBS und der Abgrenzung zu Autismus. Ich habe den Eindruck, dass beides schon Diskussionen auslöst. Wenn ich mir die Symptome zur Anpassungsstörung angucke, wundert es mich erstmal nicht, dass (traumatisierte?) "normalere" Autisten so eine Diagnose bekommen. Ich habe selber schon erfahren, wie unangenehm es sein kann, wenn ständig Traumata hinter (möglichweise angeborenen) Einschränkungen vermutet werden. Für mich als Laien wirkt es auch wie eine Reste-Kategorie für alle Leute, die erstmal nicht erklärbare Probleme haben.


    Offtopic: So aus Interesse.. @Isa dein Text liest sich, als ob du später im Leben diagnostiziert wurdest. In deinem Profil steht "HFA". Als Diagnosekriterium gelten doch Auffälligkeiten schon vor 4 Jahren, oder? Wurden die dann erst im Erwachsenenalter wieder "herausgekramt"? Musst nicht antworten, wenns zu persönlich ist. Ich hatte mich nur gewundert, weil du (laut meiner privat persönlichen Statistik) ganz anders schreibst als andere HFA im Forum.

    Einmal editiert, zuletzt von Mugwump (28. Januar 2020 um 02:05)

  • Als Diagnosekriterium gelten doch Auffälligkeiten schon vor 4 Jahren, oder?

    Gelten sie auch für Asperger. Unterschied ist/war nur, dass bei HFA die Sprachentwicklung verzögert ist und bei Asperger normal oder überdurchschnittlich.

    Und es gibt nen Grund warum das jetzt alles zu einer Störung wird, weil es eine sehr schwammige Definition war und man das eigentlich nicht klar abgrenzen kann wie es sich auswirkt.

  • Für mich als Laien wirkt es auch wie eine Reste-Kategorie für alle Leute, die erstmal nicht erklärbare Probleme haben.

    Ja. Wird gerne genommen, wenn man eine Diagnose braucht, um mit der Krankenkasse abrechnen zu können, und ist dafür ganz praktisch. Für alles andere gibt es präzisere Kategorien, ich würde dem also nicht allzu viel Bedeutung beimessen.

  • Mein erster Therapeut hat auch diese Diagnose aufgeschrieben, weil er neben Asperger noch irgendwas gebraucht hat für die Abrechnung, und meinte, eine Depression wäre es wahrscheinlich nicht. Er erklärte mir, die Anpassungsstörung sei eine Art Vorstufe zu Depression, also weniger stark. Die zweite Therapeutin hat es auch wieder so aufgeschrieben, aber noch mit einem V.a. Dysthymie.

    In dem wikipedia Artikel finde ich interessant, dass dort steht, man könnte die Anpassungsstörung bis zu 6 Monate diagnostizieren. Bei mir sind das jetzt aber schon vier Jahre.

    Und das:

    Zitat von wikipedia

    Eine Unterscheidung zum Asperger-Syndrom ist die Durchführung einer neurologischen Untersuchung, die bei Menschen mit Asperger-Syndrom häufig auffällige Befunde liefert.

    Was für Befunde sind da gemeint, welche Untersuchungen sollen gemacht werden?

    dass für Autisten das ganze Leben traumatisch ist

    Manchmal kommt es mir tatsächlich so vor. Weil das Gehirn irgendwie stärker reagiert. Es fängt z.B. schon beim Essen an: viele Kinder mögen irgendwelche Sachen nicht und verweigern sich, aber bei Autisten könnte man meinen, ihr Leben würde davon abhängen, dass sie bestimmte Sachen nicht essen müssen. Irgendwas ist unangenehm anzufassen, also wird das komplett vermieden. Bei lauten Geräuschen hält man sich die Ohren zu. Viele Dinge machen Angst usw.
    Dann so Dinge wie dass man Reaktionen anderer nicht verstehen kann, die Mutter, die plötzlich schimpft und man weiß nicht, wieso, weil man nicht kapiert, was sie stört und die Vorzeichen nicht bemerkt hat. Oder jemand sagt oder macht etwas Feindseliges, weil er gerade schlechte Laune hat oder aus irgendeinem anderen eigentlich verständlichen Motiv heraus, aber als Autist (als Kind) durchschaut man das nicht und glaubt, diese Person hätte sich plötzlich gegen einen gewandt, was Angst auslöst, weil Menschen dadurch unberechenbar werden, nicht verlässlich immer zugewandt. Für ein kleines Kind kann das schon schlimm sein.
    Als Erwachsener durchschaue ich viel mehr und kann das einordnen, aber als Kind hat man das Wissen ja noch nicht.

    Historisch gesehen waren die schrecklichsten Dinge wie Krieg, Genozid oder Sklaverei nicht das Ergebnis von Ungehorsam, sondern von Gehorsam.
    (Howard Zinn)

  • @Shenya

    Genau das habe ich mich auch gefragt. Soweit ich weiß gibt es noch keine offizielle neurologische Diagnosestellung. Vielleicht arbeitet man da dran, aber ich glaube das ist ein bisschen Unsinn, was da steht?

    Tatsächlich habe ich selbst einen ziemlich auffälligen EEG Befund. Das habe ich in einem anderen Klinik Gutachten gerade erst gelesen. Ich habe diese Texte jetzt überhaupt in die Hände bekommen, da ich umgezogen bin und mir meine Unterlagen von meinem früheren Psychiater abgeholt habe. Ich frage mich, warum er da nicht drauf geguckt hat. Vielleicht hat er es ja auch nicht gelesen. Hm... Ich habe seit ein Jahren Probleme mit Migräne bekommen oder sowas in der Richtung, also ziemlich starke Lichtempfindlichkeit, häufige Kopfschmerzen. Bisher hat da niemand eine Verbindung gesehen. Also wie so oft, man muss da halt selbst hinterher sein. Da ich aktuell einige körperliche Probleme habe also mit der Schilddrüse und Bauch, man aber bisher keine Ursache gefunden hat, dachte ich werde auch das nochmal überprüfen lassen mit dem EEG. Meine aktuelle Psychiaterin ist auch Neurologin, das hat sie immer total wenig Zeit wenn ich bei ihr bin aber ich werde es mal versuchen anzusprechen.

    edit: Also licht- und geräuschempfindlich bin ich schon immer. Das ist halt in den letzten Jahren schlimmer geworden. Was die Ohren angeht hat der HNO eine Hyperakusis festgestellt. Was die Augen angeht,kann es auch sein, dass das nichts ist, was vom Gehirn kommt, sondern von den Augen selbst. Dahabe ich nämlich auch Probleme, mit Narben auf der Hornhaut. Die auch das Licht dann und günstig brechen können. Evtl. liegt es auch daran. Unabhängig davon würde ich gerne mal wissen, was mein EEG Befund eigentlich bedeutet

    Allgemein fand ich es interessant, was in diesen Wikipedia Artikel so als Nebensatz zu Autismus steht. Der Haupt Wikipedia Artikel ist ja ziemlich gut über arbeitet worden, den habe ich letztens mal komplett gelesen. Da haben wahrscheinlich auch einige Autisten mit dran gearbeitet vermute ich.

    Einmal editiert, zuletzt von Isa (28. Januar 2020 um 11:02)

  • Wird gerne genommen, wenn man eine Diagnose braucht, um mit der Krankenkasse abrechnen zu können, und ist dafür ganz praktisch. Für alles andere gibt es präzisere Kategorien, ich würde dem also nicht allzu viel Bedeutung beimessen.

    Sehe ich auch so.
    Als ich mal mit einem Praktikum sehr überfordert war, hatte meine Hausärztin es z.B. als Grund aufgeschrieben. Zu der Zeit hatte ich noch andere Vordiagnosen, die sie auch hätte nehmen können. Aber es ging um die akute Belastung, die mich überfordert hat.
    In meinem allerersten Klinikaufenthalt (2 Tage Kriesenintervention, danach hab ich mich selbst entlassen) stand es auch geschrieben. Ich halte es für "harmlos" (im Vergleich zu anderen psych. Diagnosen) und für quasi jede akute Überforderung passend.

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