Umfrage Barriere: Ungewollt zu nah kommen

  • Wegsehen oder mir anmerken lassen, dass das etwas mit mir macht, führt leider oft zu heftigen Abwehrreaktionen von Seiten meines Partners. Er fühlt sich dann schnell in seiner Freiheit eingeschränkt und schnell ist die Unterstellung da, ich wäre bloß eifersüchtig und dann gibt es Streit.

    Wie würde ihn denn dein Wegsehen in seiner Freiheit einschränken? Rhetorische Frage - Antwort: Gar nicht. Aber ich nehme mal an, er sieht es als Appell, sein Verhalten zu ändern, wobei er eine Änderung des Begrüßungsrituals als Einschränkung seiner Freiheit sähe.

    Ich wüsste nicht, wie ein Kompromiss aussehen könnte. Ideen?

    Der meiner Ansicht nach einfachste Kompromiss wäre: Du lässt ihm sein Begrüßungsritual mit seiner Schwester, er lässt dir das Weggucken.

    “The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”
    ― Alberto Brandolini

  • Oder die Augen zumachen. Das scheint weniger demonstrativ und auffällig zu wirken als wegschauen. So mache ich das jedenfalls, wenn ich etwas nicht sehen möchte - bisher mit Erfolg.

  • Ich kenne das sehr sehr gut! Mein Partner hat beispielsweise ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Schwester. Die beiden knuddeln sich, küssen sich auf den Mund... für mich ist das immer hochgradig verstörend.

    Das geht mir auch so. In meiner Familie habe ich das glücklicherweise nicht, aber wenn in der Straßenbahn ein verliebtes Pärchen in Hör- oder Sichtweite sitzt und sie die ganze Zeit knuddeln und küssen, ist mir das auch zu viel, und ich frage mich immer, wie alle anderen um mich herum das so ruhig ertragen oder gar ignorieren können.
    Ich versuche wegzugucken oder mache die Augen zu. Innerhalb der Familie ist das natürlich schwieriger.

    Es gab auch mal Zeiten, wo solche Zärtlichkeitsbekundungen in Gegenwart Dritter als unschicklich galten ... manchmal sehne ich mich danach zurück...

    I have my books
    And my poetry to protect me

  • Ich würde an deiner Stelle mit deinem Partner offen über deine Gefühle sprechen. Auch wenn es in dem kulturellen Umfeld, in dem er aufgewachsen ist, normal sein mag, wenn sich Verwandte auf den Mund küssen, so kenne ich es z.B. auch so, dass Auf-den-Mund-Küssen Liebesbeziehungen vorbehalten ist. Vor diesem kulturellen Hintergrund berührt der Kuss zwischen deinem Partner und seiner Schwester dann das Inzest-Tabu, und ich finde es verständlich, wenn einem da unwillkürlich mulmig wird.
    Man könnte es so sehen, dass ihr da einen interkulturelles Problem habt. Meiner Ansicht nach hilft nur, darüber ehrlich zu sprechen, um Kompromisse zu finden, mit denen beide leben können. Das Mindeste sollte sein, dass du dich nicht mehr gezwungen siehst, hinzugucken, wenn dir das so unangenehm ist. Warum sollte das Weggucken zu sehr auffallen, bzw. was würde Schlimmes passieren, wenn es (wem?) auffällt?

    Ich habe diesen Tipp beherzigt. Vielen Dank dafür. Obwohl ich sagte, ich würde mir wünschen, dass diese Art der Begrüßung einfach nicht allzu ausufernd ausfällt (viele Küsse), da ich überhaupt noch damit klar kommen muss, dass sie sich überhaupt auf den Mund küssen und mich das jedesmal irritiert, hat er diese Art der Begrüßung nun komplett unterlassen und sie nur noch umarmt. Ich bin sehr froh darum! Wenn das Thema sonst auf den Tisch kam, gab es immer viel Streit. Dieses mal reagierte er sehr ruhig und verständnisvoll.

    "Leute mit (...) Charakter sind den anderen Leuten immer sehr unheimlich." - Hermann Hesse

  • Ich bin sehr froh darum! Wenn das Thema sonst auf den Tisch kam, gab es immer viel Streit. Dieses mal reagierte er sehr ruhig und verständnisvoll.

    Das freut mich für dich! :)

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    ― Alberto Brandolini

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