Ich finde es völlig normal, dass eine Person mir etwas erzählt, was sie erlebt hat oder was sie gerade betrifft, was ich nicht nachfühlen kann.
Beispielsweise ist vor ein paar Monaten der Mann einer Mitarbeiterin desselben Krankenhauses, wo ich auch arbeite, die ich lange, aber nicht allzu gut kenne, ganz plötzlich gestorben und ich habe sie ca. zwei Wochen später auf dem Heimweg getroffen und sie erzählte mir davon, als ich sie fragte, wie es ihr geht. (die Frage nach dem Befinden kommt daher, dass die Frau wegen kaputter Hüften beidseits oft starke Schmerzen hat und mehr oder weniger gebeugt geht)
Ich habe ihr "mein Beileid" ausgesprochen und gesagt, dass das sicher ganz furchtbar für sie ist.
Dass jedoch wohl - wenn überhaupt - nur jemand, der das selbst erlebt hat, es wirklich nachfühlen kann, weil der Verlust der wesentlichen Bezugsperson einfach mit nichts vergleichbar ist.
Denn da ändert sich ja alles. Dann habe ich sie reden lassen.
Es ist für mich eine Frage von Respekt, dass ich nicht krampfhaft so tue, als wüßte ich, wie sich jemand fühlt. Und meine Erfahrung ist, dass es Menschen gut annehmen, wenn ich (wahrheitsgemäß!) sage, dass solch ein Leid jenseits meiner Vorstellungskraft liegt, weil mir bisher diese Erfahrung im Leben erspart geblieben ist. Das führt in der Regel dazu, dass sie mir erzählen, wie sie sich fühlen und ich höre einfach nur zu.