Wie wichtig ist Routine wirklich?

  • zwischen Routinen und Ritualen im Kontext von Autismus finde ich sehr schwierig

    Ja, definitiv. Das wäre nochmal ein ganz eigenes Thema.

    Ich versuche die Artikel immer etwas offen zu schreiben, da sie nicht nur Autisten lesen und es auch für Autisten kein one fits all gibt. Dieses "über einen Kamm scheren" (RW) ist ja auch etwas, dass wir im Grunde alle kritisieren. Spektrum eben. :nod: Mir zum Beispiel macht es nicht allzu viel aus, wenn ein Ritual unterbrochen wird oder ich es nicht durchziehen kann. Ich habe auch nicht allzu viele Rituale- und bin Autistin.

    Drum nehmt Euch, was für Euch passt. Ich habe keinen Anspruch auf "genauso ist es" , auf immer und grundsätzlich oder auf Recht haben. :)

  • Der zweite Punkt ist die Diagnose an sich? Du hast keine Autismus Diagnose bekommen, bist Dir aber sicher, im Spektrum zu sein.

    Die Frage, die ich mir jetzt stelle, ist: Wofür brauchst Du die Absicherung von außen, von einem Diagnostiker?
    Sie kann wichtig sein, um seine Identität besser einordnen zu können. Oder, weil man Leistungen beanspruchen will oder muss.
    Ein Diagnoseprozess kann aber auch schaden, wenn die Ärzte eine andere Einschätzung haben. Das bringt das Selbstbild total ins Wanken.

    Die Frage ist also: Ist ein nochmaliger Diagnoseversuch hilfreich oder wäre es eventuell besser, Du bleibst bei Deiner Selbsteinschätzung und Deiner eigenen Sicherheit, Autist zu sein.?

    Die letzte Frage hat mir auch ein Autist einmal gestellt. Damals war ich in psychiatrischer Behandlung und Verdachts-Asperger. Er wollte wissen, was ich mir von einer Diagnose erwarte? Mir war es aber nach vielen Jahrzehnten der Unsicherheit und im dauerhaft depressiven Zustand wichtig, endlich zu wissen, was mit mir los ist. Die ganze Situation war auch irgendwie surreal, weil ich zu dem Zeitpunkt ja bereits 48 war, aber mir mein eigenes Leben und dessen Wendungen selbst mit viel Wohlwollen nicht länger erklären konnte. Nach dem letzten Zusammenbruch mit Jobverlust und Dauerkrankschreibung über Monate musste was passieren. So ging es nicht mehr weiter.

    Ich bekam die Asperger-Diagnose ein halbes Jahr später. Um es kurz zu machen, geholfen hat es mir nicht wirklich. Im Gegenteil haderte ich lange mit der Tatsache, all die Jahre doch nur versucht zu haben, das Leben der Anderen nachzumachen und gar nicht zu wissen, wer ich eigentlich bin. Wie in einem Baukausten des Lebens alles zusammengebastelt, doch ohne eigene Identität geblieben. Da wurde mir der Verlust so richtig deutlich, insbesondere in den ruhigen Momenten, wenn mir all die unzähligen Momente des Scheiterns wieder in den Sinn kamen, für die ich zwar als ASS nichts konnte, die aber trotzdem nicht mehr rückgängig zu machen sind. Das gelebte Leben ist nun mal Vergangenheit.

    In diesem Sinne wäre es für mich vielleicht besser gewesen, nicht aus der Unwissenheit aufzuwachen. Einfach weiter zu werkeln, wenn auch mehr schlecht als recht, dabei von manchen belächelt, möglicherweise sogar in manchen Situationen von einigen heimlich ausgelacht. Andererseits soll uns die Wahrheit alle frei machen. Inzwischen sind 5 Jahre vergangen seit der Diagnose. Ich denke, trotz des Schocks war es richtig, dass ich unbedingt Gewissheit haben wollte. Nur so kann ich mein bisheriges, mein heutiges und mein zukünftiges Leben als mein Leben sehen.

    How you gonna win, when you ain't right within? - Lauryn Hill


  • Die letzte Frage hat mir auch ein Autist einmal gestellt. Damals war ich in psychiatrischer Behandlung und Verdachts-Asperger. Er wollte wissen, was ich mir von einer Diagnose erwarte? Mir war es aber nach vielen Jahrzehnten der Unsicherheit und im dauerhaft depressiven Zustand wichtig, endlich zu wissen, was mit mir los ist. Die ganze Situation war auch irgendwie surreal, weil ich zu dem Zeitpunkt ja bereits 48 war, aber mir mein eigenes Leben und dessen Wendungen selbst mit viel Wohlwollen nicht länger erklären konnte. Nach dem letzten Zusammenbruch mit Jobverlust und Dauerkrankschreibung über Monate musste was passieren. So ging es nicht mehr weiter.

    in dieser Situation bin ich auch


    …Um es kurz zu machen, geholfen hat es mir nicht wirklich. Im Gegenteil haderte ich lange mit der Tatsache, all die Jahre doch nur versucht zu haben, das Leben der Anderen nachzumachen und gar nicht zu wissen, wer ich eigentlich bin. Wie in einem Baukausten des Lebens alles zusammengebastelt, doch ohne eigene Identität geblieben. Da wurde mir der Verlust so richtig deutlich, insbesondere in den ruhigen Momenten, wenn mir all die unzähligen Momente des Scheiterns wieder in den Sinn kamen, für die ich zwar als ASS nichts konnte, die aber trotzdem nicht mehr rückgängig zu machen sind. Das gelebte Leben ist nun mal Vergangenheit.

    die Befürchtung hab ich auch und das Scheitern, das immer wieder ins Bewusstsein drängt, kenne ich zu gut

  • Meinen Haushalt betreffend, habe ich nur sehr wenige Routinen, die funktionieren. Das deckt leider nicht den ganzen Haushalt ab. Das war früher aber mal anders und erst durch äußere Einflüsse (psychische Erkrankung), habe ich in diesem Bereich Probleme entwickelt.

    Ansonsten sind Routinen sehr wichtig für mich und mich macht es glücklich und zufrieden, wenn die Dinge genau so ablaufen, wie ich es mir vorstelle. Immer wieder aufs Neue. Werden die Routinen gestört bedeutet das zum einen Stress und es kann auch passieren, dass dadurch angrenzende Abläufe ebenfalls gestört werden und mir z.B. eher Fehler passieren.

    Das trifft genauso auf mich zu. Und seitdem meine Routinen seit einiger Zeit ständig gestört wurden, bin ich völlig aus dem Gleichgewicht geraten und mir fällt es schwer, neue Routinen für mich zu finden, da die alten nicht mehr funktionieren.

  • Für Autisten ist es mitunter eine emotionale Katastrophe, wenn ein Ritual durch äußere Umstände ausfallen muss, ohne dass das mit einer Zwangsstörung zu tun haben muss. Die Schwierigkeit, unmittelbar an eine Routineaktivität anknüpfende Aktionen umzuplanen (durch Schwierigkeiten der exekutiven Funktionen) sind meines Erachtens nicht das einzige, was die schwach ausgeprägte Flexibilität ausmacht. Es gibt da als Vergleich das Bild des Hochseedampfers, der nur schwer umlenken kann (ASler), während das wendige Sportboot (NA) damit keine Probleme hat.


    Gerade den ersten Satz finde ich sehr interessent, da ich mich da sehr gut wiederfinde. Ich brauche auch meine Routinen, um durch den (All)tag zu kommen. Vieles davon finde ich hier wieder - Spülmaschine einräumen, zu einer festgelegten Zeit auf eine festgelegte Route mit dem Hund raus (hier war es die Tour mit dem Rad), festgelegter Ablauf des Wocheneinkaufs inkl. immer wieder gleichem Abgehen der Gänge im Supermarkt. Ist dann mal umgeräumt, bringt es mich total aus dem Konzept und ich stehe komplett überfordert im Supermarkt.

    Das Thema beschäftigt mich seit meinem Diagnosgespräch am Dienstag immens. Hatte zwar die Routinen angeschnitten, nicht aber wirklich vermittelt was es für mich bedeutet, wenn die Routinen nicht eingehalten werden. Folge war, dass die Ärztin das als Zwangsverhalten/-störungen einstuft.

  • Huhu,

    Ich habe gelesen, dass Spezialinteressen nicht zwingend vorhanden sein müssen. Gerade beim hochfunktionalem Autismus kann es auch sein, dass es viele Interessen gibt (Neugier).

  • Ich habe gelesen, dass Spezialinteressen nicht zwingend vorhanden sein müssen.

    Was hat das jetzt mit Routinen zu tun?


    Ich dreh nicht gleich durch, wenn mal eine Routine nicht geht (oder zumindest meistens nicht ;) ) aber gerade jetzt wegen der Feiertage und den vielen Änderungen dadurch merke ich mal wieder, wie wichtig mir das alles dann doch ist. Ich bin massiv gestresst durch die Änderungen. Vor allem die Woche davor und danach (weil z.B. meine Betreuerin Urlaub hat, man einiges umplanen muss, ein Tag fehlt usw.)

    Als ich noch nichts vom Autismus wusste, fing ich oft einfach an zu weinen und konnte garnicht sagen wieso. Ich konnte das innerliche Geschehen nicht zuordnen. Seit ich weiß, was los ist, konnte ich diese Zusammenbrüche reduzieren. Vielleicht ist es bei Kindern auch so, dass sie erstmal lernen müssen, dass "nichts schlimmes passiert" auch wenn das Gefühl dazu echt blöd ist... Sich selbst innerlich zu beruhigen kann schwer sein.

  • Meiner Meinung nach sind Autisten sowohl Druck- als auch Impulsgesteuert. Einem Impuls habe ich früher sehr schnell nachgegeben, ohne darüber nachzudenken. Davon bin ich weg. Andere Saschen schieben ich gerne so lange vor mir her bis der Druck groß genug ist. Dann reicht der kleinste Funke, und ich verfalle in hektische Betriebsamkeit. Ein dazwischen gibt es selten.

    Routinen helfen mir da nur bedingt; die sind mir nur im Weg und nicht beweglich genug. Ein Rahmen, eine Struktur, das sind Dinge, die mich weiter bringen: der Rahmen setzt mir Grenzen und etwas, woran ich mich orientieren kann, und die Struktur ist etwas, woran ich mich langhangeln kann. Also eher fixe Punkte, weniger fixe Bahnen. Ich brauche Führung, keine Leitung.

    Änderungen an der Struktur sind möglich, sollten aber rechtzeitig angesagt werden. Wenn ich mich gerade auf etwas "einschwinge", so werde ich seeeehr grantig, wenn ich gestört werde. Genauso problematisch sind Termine, welche eine Minute voher verschoben werden. Wenn aber ein Termin eine Stunde verschoben wird: who cares? Ich bin gerade mit einem anderen Problem beschäftigt.

    Änderungen am Rahmen sind da schon schwieriger: da ich mich daran orientiere bekomme ich dann eine gewisse Orientierungslosigkeit, bis hin zu Angst. Das habe ich gemerkt, als unsere Firma in die neue Zentrale umgezogen ist, mit einem komplett anderem Raum- und Zusammenarbeitskonzept als in der alten. Da habe ich lange für gebraucht.

    Natürlich flirten Autisten, sie bekommen es nur nicht mit.
    Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Aufbewahrung der Asche.

    Einmal editiert, zuletzt von freebirth_one (8. April 2021 um 21:39)

  • Ich habe eine ausführliche Verdachtsdiagnose von einem Autismus-Thearpie-Zentrum und warte auf die "richtige" Diagnose, daher weiß ich nicht, ob ich hier antworten darf. Mache es trotzdem mal:

    Für mich sind Routinen sehr wichtig. Sie reduzieren die Anzahl der Reize, die ich als neu wahrnehmen muss.
    Beispiel: Ich fahre immer von vorne über die zweite Straße auf das Grundstück meiner Arbeit. Ich rede mir ein, dass es daran liegt, dass es das zweckmäßigste ist und würde diese Aussage auch vor Kollegen verteidigen. Tatsache ist aber auch, dass ich am Tag der Bewerbung so gefahren bin und seit dem fahre ich so. Ob es also nur an der Zweckmäigkeit liegt? Vielleicht ist aber auch einfach nur besser für mich, vor der stressigen Arbeit eine Routine zu haben...

    Als letztes Jahr bei uns umgebaut wurde, war dieser Weg eindeutig "komplizierter" zu fahren. Aber das war mir egal. Als ich eine Kollegin mitnehmen musste, wollte sie unbedingt, dass ich schon die erste Straße nehme. Ich habe nein gesagt.

    Ich verlasse das Haus nach einer bestimmten Routine. Sie stimmt mich ein darauf, dass ich gleich einer Menge Reizen gegenübertreten muss.

    Klar könnte ich, wenn es brennt, auch so aus dem Haus. Aber ich genieße die Ruhe der Routine.

  • Wofür brauchst Du die Absicherung von außen, von einem Diagnostiker?

    Für mich persönlich ist es so, dass ich mich fast für meine Selbstdiagnose schäme, und dafür, wie verbunden ich mich der Autismus-Community fühle.
    Ich habe Angst, hier und auch in anderen Autisten-Räumen nicht richtig willkommen zu sein, obwohl ich mich wohler fühle als unter NTs.
    Und ich habe Angst, dass NTs meine Selbsteinschätzung hinterfragen und ich kein "Gegenargument" habe.
    Deswegen behalte ich meine Selbstdiagnose sogar vor Ärzten und meinem Therapeuten für mich, weil ich ein hübsches junges Mädchen bin, das auf Knopfdruck lächeln kann, wenn es muss, also glaubt's mir eh keiner außer meinen engsten Freunden (die sind allerdings mindestens so überzeugt von meiner Selbsteinschätzung wie ich)

  • Mädchen werden nach wie vor von klein auf auf die Rolle der schönen Frau getrimmt. Leider ist das immer noch in der kukturellen Programmierung vorhanfen, obwohl das in der jetzigen generation sich langsam ausschleift. Daher fällt bei Aspergerinnen das nicht so stark auf: sie haben von klein auf eine Rolle gelernt, welche sie ihne Probleme an und abschalten können.

    So zumindest meine bisherige erfahrung.

    Natürlich flirten Autisten, sie bekommen es nur nicht mit.
    Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Aufbewahrung der Asche.

  • Mädchen werden nach wie vor von klein auf auf die Rolle der schönen Frau getrimmt. Leider ist das immer noch in der kukturellen Programmierung vorhanfen, obwohl das in der jetzigen generation sich langsam ausschleift. Daher fällt bei Aspergerinnen das nicht so stark auf: sie haben von klein auf eine Rolle gelernt, welche sie ihne Probleme an und abschalten können.

    So zumindest meine bisherige erfahrung.

    Als ich klein war, hat mein Vater mal gesagt, "Wenn du so weiter machst, dann wird dich nie ein Mann heiraten, wenn du groß bist!" Es ging wohl darum, dass ich so eigensinnig war. Ich habe dann durch die halb offene Tür gerufen: "Erstens will ich nicht heiraten und zweitens würde ich nicht geheiratet werden, ich würde heiraten!" Ich weiß noch, wie stolz ich war, dass gesagt zu haben. Ich habe das Konzept Ehe einfach nicht verstanden und für mich so nicht akzeptiert.

    Diese Konzepte Heiraten oder Männer-Frauen Sachen habe ich einfach wegen Doofheit schon als Kind abgelehnt. Ich habe meiner Barbie die Haare abgeschnitten, um zu prüfen, ob die nachwachsen LOL. Ansonsten habe ich Matchboxautos nach Farbe sortiert. Ich weiß, dass ich mich als Kind geweigert habe, abzutrocknen, weil mein Bruder das nicht musste. Es schien mir ungerecht. Ich schätze, dass ich für meine sehr traditionellen Eltern eine Prüfung war.

    Trotzdem hat Erziehung gewirkt:
    Es war dieses, du musst nachgeben und Verantwortung übernehmen durch Nachgeben. Das hat mich massiv beeinflusst. Es hat sehr lange gedauert, bis ich kein schlechtes Gewissen hatte, nicht alles zu geben, sondern zu fragen, was ich brauche. Also ehrlich gesagt, bis vor einigen Monaten dachte ich, ich muss mich zusammenreißen und funktionieren.

  • Was hat das jetzt mit Routinen zu tun?

    Ich dreh nicht gleich durch, wenn mal eine Routine nicht geht (oder zumindest meistens nicht ;) ) aber gerade jetzt wegen der Feiertage und den vielen Änderungen dadurch merke ich mal wieder, wie wichtig mir das alles dann doch ist. Ich bin massiv gestresst durch die Änderungen. Vor allem die Woche davor und danach (weil z.B. meine Betreuerin Urlaub hat, man einiges umplanen muss, ein Tag fehlt usw.)

    Als ich noch nichts vom Autismus wusste, fing ich oft einfach an zu weinen und konnte garnicht sagen wieso. Ich konnte das innerliche Geschehen nicht zuordnen. Seit ich weiß, was los ist, konnte ich diese Zusammenbrüche reduzieren. Vielleicht ist es bei Kindern auch so, dass sie erstmal lernen müssen, dass "nichts schlimmes passiert" auch wenn das Gefühl dazu echt blöd ist... Sich selbst innerlich zu beruhigen kann schwer sein.

    Hast Recht! Falsch gepostet

  • Guten Morgen

    Eine Routine nicht durchführen können z.B. Zähne putzen nach dem Essen ( z.B. weil das Bad in diesem Moment länger besetzt ist ) bewirkt Panik und man wird sehr unruhig mit dem Gefühl , es muss jetzt sofort die Zähne geputzt werden und verhält sich dann unangemessen( stürzt ins Bad, trotz der Bitte nicht hinein zukommen) ?
    Autistisch oder eher ängstlich/ zwanghaft?
    Kennt dies jemand oder Ähnliches?

  • Bis vor ein paar Jahren war ich absolut autistisch was Termine angeht. Wenn ich mich auf einen Termin vorbereitet habe und die Person kam dann nicht, so bin ich immer nervöser gerworden. Mittlerweile habe ich mir das abgewöhnt; in den meisten Fällen hat die andere Person einen Grund, dass sie später kommt.

    Oder hat schlicht die Zeit vertan, wie das mir auch manchmal passiert.

    Natürlich flirten Autisten, sie bekommen es nur nicht mit.
    Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Aufbewahrung der Asche.

  • Zitat von freebirth_one

    Mädchen werden nach wie vor von klein auf auf die Rolle der schönen Frau getrimmt

    Das stimmt leider.
    Ich hatte das Glück, von einem Vater der selber VA ist großgezogen worden zu sein, und der über seine Mutter und Großmutter ein unheimlich modernes und emanzipiertes Frauenbild mitbekommen hat.

    Bei mir war es also nicht das Elternhaus, sondern der Kindergarten und die Grundschule, wo ich als Mädchen in meine Rolle gedrängt wurde. Vielleicht war es gerade wegen des Kontrasts zu meiner eigenen Familie für mich auch so „traumatisch“ (Im Sinne von: ich habe einige sehr spezifische und unschöne Erinnerungen).

  • Das stimmt leider. Ich hatte das Glück, von einem Vater der selber VA ist großgezogen worden zu sein, und der über seine Mutter und Großmutter ein unheimlich modernes und emanzipiertes Frauenbild mitbekommen hat.

    Bei mir war es also nicht das Elternhaus, sondern der Kindergarten und die Grundschule, wo ich als Mädchen in meine Rolle gedrängt wurde. Vielleicht war es gerade wegen des Kontrasts zu meiner eigenen Familie für mich auch so „traumatisch“ (Im Sinne von: ich habe einige sehr spezifische und unschöne Erinnerungen).

    Bei mir ging es von meiner Mutter aber auch von anderen Mädchen aus. Die haben immer versucht mich für "Mädchensachen" zu interessieren, also ich sollte Shoppen mögen oder coole Musik hören oder Make-Up.

    Ich habe das so über mich ergehen lassen, mich moderat gewehrt, alles ein paar mal ausprobiert.
    Aber ich war nie gewillt, Sachen zu machen die mir widerstreben, und habe daher tatsächlich (auch später) keine solche Rolle eingenommen, auch nicht gespielt. Ich schminke mich nicht, ich gehe absolut nicht gern einkaufen, ich trage keine hochhackigen Schuhe, ich laufe nicht damenhaft (das hat mir mal ein Mädchen beibringen wollen, mit Hüftschwung zu laufen), ich trage keine Handtasche.
    Je mehr ich darüber nachdenke: Eigentlich lehne ich alles ab, was mit dem weiblichen Rollen-Klischee-Bild zusammenhängt. Zum Glück arbeite ich in einem klassischen Männerberuf, sodass ich mich da auch keinem Druck ausgesetzt fühle mich zu verbiegen.

    Zum Thema...
    Ich habe ein großes Bedürfnis nach Routinen, aber auch nach Abwechslung. Das ist manchmal schwierig unter einen Hut zu bekommen. Außerdem bin ich sehr chaotisch, was mir Routinen oft zerstört. Das regt mich dann aber selber auf, wenn ich Fehler gemacht habe. Wenn ich gerade damit begonnen habe, kann ich nur sehr schwer pausieren, zB. wenn ich die Tiere füttern will und mein Freund ist in der Küche und will dass ich noch warte bis er fertig ist. Wenn ich dann schon die Näpfe in der Hand halte, fällt es mir schwer sie hinzustellen und später weiter zu machen.
    Im Allgemeinen bin ich aber glaube ich recht unroutiniert sozusagen. Ich hätte gern mehr Routinen und arbeite daran, mir mehr zuzulegen.
    Zur Zeit habe ich:
    - Tierfütterungen
    - Morgen- und Abendroutine (wovon die Morgenroutine oft nicht so gut klappt)
    - Routine zum Säubern der Katzenklos

  • Im Allgemeinen bin ich aber glaube ich recht unroutiniert sozusagen. Ich hätte gern mehr Routinen und arbeite daran, mir mehr zuzulegen.

    So geht es mir auch.
    Da ich die Älteste von 4 Geschwistern bin und mein Vater und seine Frau nur streiten (ich habe das Gefühl, davon erzähle ich in jeden Thread, an dem ich mich beteilige, tut mir leid) sind meine Bedürfnisse nicht gerade das wichtigste hier zu Hause. Es ist schrecklich chaotisch.

    Immer, wenn ich es mal geschafft habe, selbstständiger sein zu dürfen, war ich sehr routiniert.
    Einmal waren mein Vater und seine Frau für 2 Wochen verreist und meine Geschwister für die Zeit bei meiner Mutter untergekommen.
    Das war super. Ich habe jeden Morgen das gleiche gefrühstückt und auch abends hat sich nach wenigen Tagen eine Routine eingestellt, ohne dass ich das aktiv beabsichtigt habe.
    Auch im Urlaub mit meinem Freund haben wir viele Dinge jeden Tag gleich gemacht und es war wunderbar, öfter wissen zu können, was mich erwartet.

  • Bis vor ein paar Jahren war ich absolut autistisch was Termine angeht. Wenn ich mich auf einen Termin vorbereitet habe und die Person kam dann nicht, so bin ich immer nervöser gerworden. Mittlerweile habe ich mir das abgewöhnt; in den meisten Fällen hat die andere Person einen Grund, dass sie später kommt.

    Was bedeutet bei dir "absolut autistisch" in diesem kontext?

    Wie hast du dir das abgewöhnt? Ich kann mir sowas nicht abgewöhnen. Selbst wenn ich noch so gut weiß, welche Gründe dahinter stecken und diese rational auch völlig nachvollziehen kann.

    Eine Routine nicht durchführen können z.B. Zähne putzen nach dem Essen ( z.B. weil das Bad in diesem Moment länger besetzt ist ) bewirkt Panik und man wird sehr unruhig mit dem Gefühl , es muss jetzt sofort die Zähne geputzt werden und verhält sich dann unangemessen( stürzt ins Bad, trotz der Bitte nicht hinein zukommen) ?
    Autistisch oder eher ängstlich/ zwanghaft?

    wenn das eine routine wäre, würde es mich zwar negativ beeinflussen aber "panisch" würde ich nicht werden (höchstens in dem Sinne, wenn schon viele andere Belastungen da waren und dieser vorfall dann mich "zusammenbrechen" lässt. Ist dann aber wegrennen oder völliger zurückzug)
    deswegen würde ich eher auf zwanghaft tippen (was nicht heißt, dass es das ist). kann ja auch kombiniert sein

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