Moin,
Ich habe ja im Vorstellungsbereich schon erzählt, dass ich eine Aspergerdiagnose bekommen habe und es aber in der Methodik meiner Meinung nach Seltsamheiten gab, weswegen ich nicht so ganz weiß ob das nun korrekt ist oder nicht.
Ich habe viel gelesen und manche Beschreibungen würden passen, aber genauso viele andere Beschreibungen eben nicht. Abhängig von meinem eigenen Bias kann ich es mir hinbiegen so daß es passt - aber eben auch so, dass es nicht passt.
Allerdings begegnen mir immer wieder Symptome, wo ich eigentlich gar nicht verstehe was das jetzt wirklich ist. Und da wollte ich Euch halt mal fragen.
1) Stimming
Gelesen habe ich, dass es selbststimulierendes Verhalten ist und alle möglichen Formen haben kann. Mit den Händen flattern (mache ich nicht), sich um Kreis drehen (mache ich nicht) aber eben auch so ganz alltägliche Dinge wie mit einem Stift spielen, mit den Haaren spielen. Und na klar mache ich das, besonders in Situationen wo man sonst nichts machen darf wie z.B früher in der Schule. Überall wo man rumsitzt oder rumsteht. Aber, surprise, das machen so viele, dass es doch eigentlich nicht sein kann, dass alle diese Menschen Autisten sind?
Also denke ich, dass dieses "stimming" was alle machen nicht als ein Symptom mit reinzählen kann und daß in den Beschreibungen eigentlich das klassische mit den Händen flattern/sich im Kreis drehen/etc gemeint ist?
(ich habe gerne Strickzeug dabei weil ich gut zuhören kann wenn meine Hände etwas zu tun haben. Und weil ich dann das Gefühl habe, dass es keine ganz verschenkte Zeit war falls das was ich höre uninteressant war. Normalo-stimming, aber wohl kein autistisches stimming)
2)meltdown
Wir sieht das eigentlich aus? Ist das wirklich so etwas wie ein "temper tantrum" wie bei einem Kleinkind, welches sich im Supermarkt auf den Boden schmeißt und schreit weil Mama zum Eis Nein gesagt hat?
Also, sieht das von außen dann ähnlich aus auch wenn die Ursache und Motivation anders ist als beim Kleinkind (nämlich Reizüberflutung oder Überforderung)? Und bleibt das bis ins Erwachsenenalter? Wie muß ich mir einen meltdown vorstellen?
3) shut down
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist das ein Zustand, wo gar nichts mehr geht außer so Kleinhirnzeugs wie atmen und blinzeln und so. Zusammenhängende Sätze gehen nicht mehr und sonstige Anpassung an die Umwelt auch nicht. Und wenn ich das richtig verstanden habe, dann können Autisten das nicht kontrollieren.
Stimmt das so? Hat das jemand von Euch? Ich habe das erfreulicherweise nicht, es muß schrecklich sein.
Ich habe verstanden, dass Autismus ein Spektrum ist und nicht alle die gleiche Symptomatik aufweisen, bzw nicht im gleichen Schweregrad.
Aber da muß es doch irgendwie klare Abgrenzungen bzw Symptome geben. So wie stimming im Sinne von mit dem Stift spielen ja von wirklich ganz vielen Menschen in einer x-beliebigen Gruppe wie einer Schulklasse gemacht wird und es statistisch unmöglich sein kann, dass alle die es tun autistisch sind.
Ich finde diese Abgrenzung wichtig, sonst kann ich mir ja alle Symptome so zurecht biegen wie es mir passt.
Also, wenn ich mir den Schuh der Diagnose anziehen möchte würde ich meinen Hang zum Spielen mit dem Stift als Symptom deuten. Wenn ich mir den Schuh der Diagnose nicht anziehen will dann würde ich mir das gleiche als komplett unauffällig deuten.
War das für irgendwen verständlich, was ich meine?
Mir gefällt es nicht, wenn ich mir das so hinbiege wie es mir passt. Ich denke dann eben auch, daß ja ein Diagnostiker ja darauf trainiert ist etwas zu finden und dass es auch einem Diagnostiker aus diesem Bias heraus möglich ist, sich das so hinzubiegen. Also, wenn man die Aufgabe bekommt, in den Wolken am Himmel Muster zu erkennen dann erkennt man sie auch.
Und dann hat eine Diagnose keinen Wert. Ich würde mir wünschen, daß es objektiv messbar wäre und dafür braucht man klare Abgrenzungen. Und die finde ich nirgends.